Schule Bullenwinkel

< Zurück

Bullenwinkel

Schulgebäude

Vor dem Vorhandensein der örtlichen, einklassigen Schule (vor Mitte des 19. Jahrhunderts), besuchten die jüngeren Bullenwinkeler Schulkinder die Schulen in den Dörfern Necknin und Alt Tramm. Die älteren Kinder waren in der Lauenburger Vorstadt gelegenen Schule von St. Georg in Kolberg eingeschult.
Bereits 1858 ist eine eigene Schule in Bullenwinkel belegt, 1913 erfolgte ein Neubau. Zur besseren Auslastung der Schule in Bullenwinkel waren hier auch die Kinder des zwei Kilometer entfernt liegenden Gutes Heinrichshof sowie des Stadtfeldes und des Wickenberges eingeschult.
Laut der Kreis-Schulübersicht vom März 1928 wohnte der amtierende Lehrer in einer im Jahr 1913 erbauten Dienstwohnung mit 4 heizbaren Zimmern.

Volkszählung von 1871
Einwohner   davon
gesamt
konnten
lesen&schreiben
machten
keine Angaben
waren
Analphabeten
waren
Kinder bis 10 J.
132 101 (76,52 %) () 2 (1,52 %) 29 (21,97 %)

Klassenstärke
1928   59 Schulkinder   39 Knaben   20 Mädchen
1939   62 Schulkinder   34 Knaben   28 Mädchen


Lehrer

  • 1809 – ?
    BÖTTCHER Gottlieb+ vor 1863 verm. Bullenwinkel, oo 24.11.1809 St. Georg?
    oo BRAUN Catharina (+1863 Kolberg)
  • ? – 1855/66 – ca. 1893
    KELLERMANN Johann Carl HeinrichVater von Lehrer Johann Heinrich Otto Kellermann
    * err. September/Oktober 1826 Swinemünde, + 30.12.1893 Kolberg
    I.oo STREHLOW NN, + 1855 Kolberg, II.oo BRAUN Johanne Wilhelmine
  • ? – ?
    BÜTOW Eduard* err. 1831/32 Natztow, Kr. Belgard, + 25.11.1903 Kolberg
    oo WALK Auguste (Personalakte 2667/Köslin)
  • ? – längstens 1904
    KELLERMANN Johann Heinrich OttoSohn von Lehrer Johann Carl Heinrich Kellermann
    * 07.07.1857 Bullenwinkel, + 04.03.1904 Stettin
    oo 02.08.1883 Thurow, BLUMENBERG Agathe Helene Emilie
  • vor 1914
    SCHMIDT NN
  • ? – ?
    BERNDT NN
  • zumindest seit 1928 – 1929
    REIMER Friedrich Franz Wilhelm* 11.05.1887 Kolberg, + 04.08.1929 Kolberg, Krankenhaus, tödlich verunglückt, wurde Nähe Erdmannshof von einem Auto angefahren
    oo WITTE Martha
    Ausbildung: Seminarort Dramburg, 1. Lehrerprüfung 1907
  • 01.12.1929 – Februar 1945
    HEYN Leonhard August UlrichLetzter Lehrer, nach seiner Einberufung wurde die Schule in Bullenwinkel geschlossen
    * 09.01.1891 Daber, Kr. Naugard, + 08.05.1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, beerdigt Montabaur
    oo NN NN
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1911 Dramburg, 2. Lehrerprüfung 1915 Brünnow, Kr. Rummelsburg

Bertha Baseler schrieb im Alter von über 85 Jahren Erinnerungen an ihre Schulzeit in Bullenwinkel auf:
[Anm.: Bertha Baseler, geb. Wulff, * 1874/75 Bullenwinkel, + 22.08.1967 Anklam, Ehefrau des Bauern Albert Baseler in Bullenwinkel}
„Nun will ich heute mal etwas über unsere Bullenwinkler Schule schreiben. Unser alter Lehrer Kellermann hat bis zu seinem 71. Lebensjahr in Bullenwinkel Schule gehalten. (Anm.: Gemeint ist hier der Lehrer Johann Carl Heinrich Kellermann, der allerdings bedauerlicherweise das 71. Lebensjahr nicht erreichte. Er starb bereits im Alter von 67 Jahren und 2 Monaten in Kolberg als erimitierter Lehrer. StA Kolberg Sterbeurkunde Nr. 421/1893)
In meiner Abteilung waren Ida Busch, Elise Maas und ich, dazu noch mehrere vom Heinrichshof. Wir waren seine letzten Konfirmanden, die er entlassen konnte. Es war eine sehr feierliche und ernste Abschiedsfeier für uns und für ihn.Ich habe unseren alten Lehrer noch heute lieb.
Ich will mir kein Lob spenden, aber ich bin wohl auch eine gute Schülerin gewesen, Strafe und Nachsitzen habe ich nie gekannt. Wir bekamen ja früher nur ein Schulabgangszeugnis, und da hatte ich im „Schriftlichen Ausdruck“ sehr gut bekommen. Die Zeugnisse blieben wohl in der Schule aufbewahrt. Lehrer Heyn hat dann später den Enkelkindern, als Hannchen und Christel zur Schule gingen, mein Schulzeugnis vorgelesen, um zu zeigen, wie gut alles war. Nun, Hannchen und Christel kamen ja dann auch ganz erfreut nach Hause, daß ihre Oma auch eine gute Schülerin gewesen war. Mein Vater schrieb ja auch gut und Vaters jüngster Bruder Gustav, der mit 15 Jahren nach Amerika gezogen ist, auch. Von diesem Gustav Wulff waren noch zu meiner Zeit Zeichnungen und Schriften in der Schule. Die wurden als Vorzeichnungen gehalten, die größeren Jungen mußten sie nachzeichnen.
Unsere Winterschulzeit vom 1. November bis 1. Mai war von morgens 8.00 Uhr bis mittags 12.00 Uhr und nachmittags von 1.00 Uhr bis 4.00 Uhr, dann wurde es schon schummrig. Die Heinrichsdorfer konnten dann schon ihre Lichter sehen, denn dann brannten schon die Lampen.
Lehrer Kellermann hatte selber seinen Schulacker bewirtschaftet, hatte die ersten Jahre auch noch selbst ein Pferd und einen jüngeren Knecht. Später ist er immer nach Heinrichsdorf gegangen und hat die Kinder von Gutsbesitzer Schütz unterrichtet, dafür wurde ihm der Acker fertig bestellt. Und so ist es nachher bei dem jungen Otto Kellermann auch noch geblieben, aber der wurde ja nicht alt. Nun habe ich aus der Vergangenheit erzählt, es ist mein liebes Heimatdorf Bullenwinkel, das mir doch so oft fehlt. Heute hat die Welt ein ganz anderes, ein fremdes Gesicht.“


Lehrer Heyn mit Familie 1935

Schulgebäude (1904)

Kommentare sind geschlossen.