Zernin

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Kirche in Zernin

Kirche in Zernin

Kirchenaltar in Zernin

Kirchenaltar in Zernin

Zernin / Czernin

Größeres Bauerndorf im Norden des Kreises, ca. 9 km südöstlich von Kolberg entfernt gelegen.

603 Einwohner, 118 Haushalte (Stand 1937)
Bürgermeister: Karl KOHLS, Pastor: Paul BORCHARDT, Standesbeamter: Anton NEITZEL, 1. Lehrer: Gerhard SCHWARZ, Gendarmerie: Gendarmeriemeister Heinrich SCHÜTT in Degow, Schiedsmann: Pastor Paul BORCHARDT, Gastwirt: Otto SCHWERDTFEGER
Vereine: Kriegerverein: Vorsitzender Lehrer Gerhard SCHWARZ, Reitsportverein: Vorsitzender Bauer Paul FRANZ, Sportverein: Vorsitzender Tischler Erich WILL

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.

Wohnplätze:
Neu Zernin / Kolonia Czernin
Diese im Volksmund auch „Bergen“ genannte Gruppe von 6 Ausbauten entstand nach der Separation. In diesem ca. 3 km westlich des Dorfes gelegenen Wohnplatz lebten sowohl 1871 als auch 1925 jeweils 41 Personen. 1939 gehörten die Häuser – von Norden nach Süden: Robert Henke, Willi Firtzlaff, Ernst Stieg, Gerhard Buntrock (ehemaliger Wegewärter), Ernst Firtzlaff und Franz Teßmer.
Ströpsack
Der „Ströpsack“ war ursprünglich ein alter Krug, der möglicherweise bereits im Mittelalter vorhanden war. 1618 wird die Örtlichkeit als „Stropesack“ auf der Gr. Lubinschen Karte genannt. 1871 wird der Wohnplatz mit der Bezeichnung „Strepsack“ erwähnt und wurde im Volksmund auch „Streifsack“ genannt. Dieser Name wird auf das Empfinden zurückgeführt, dass dem Gast hier leicht die Geldbörse „ausgestreift“, also geleert wurde. Es ist unbekannt, wann der Krug aufgegeben wurde. Bis 1873 befand sich zudem eine Wegegeldhebestelle dort.
Bis zuletzt lagen hier 3 Ausbauten nahe der von der Chaussee Kolberg-Belgard nach Zernin abzweigenden Straße mit 1816 – 12 sowie 1925 – 11 Einwohnern. Letzte Eigentümer waren Emil Henke, die Gärtnerei Vollbrecht sowie Herbert Braun.
Zernin, Ausbauten
Diese Gruppe von Ausbauten wurde im Volksmunde auch „Draußenend“ genannt. Der Wohnplatz lag auf dem Weg nach Degow, hier lebten 1861 bereits 181 Personen in 30 Familien.
Zernin, Rettungshaus
Wohnplatz, der nur 1871 mit 17 Einwohnern genannt wurde – Lage unbekannt.

Amtsbezirk Altstadt
Zernin gehörte mit den Gemeinden Alt Tramm, Bogenthin, Bullenwinkel, Damgardt, Necknin, Neu Tramm, Wobrow (seit 1928 gehört der Gutsbezirk Altstadt zur Landgemeinde Wobrow) und Zwilipp (seit 1928 gehört Pustar zur Landgemeinde Zwilipp) zum Amtsbezirk Altstadt. Letzter Amtsvorsteher war der in Bogenthin lebende Altbauer Theodor BRAASCH.

Standesamt Altstadt
Zernin gehörte neben den Gemeinden Altstadt, Alt Tramm, Bogenthin, Bullenwinkel, Damgardt, Necknin, Neu Tramm, Wobrow und Zwilipp zum Standesamtsbezirk Altstadt.

Ev. Kirchspiel Zernin
Die Zerniner Kirche war ein Ziegelbau. Zum Kirchspiel gehörten neben Zernin die Dörfer
Alt Tramm, Bogenthin, Damgardt sowie Neu Tramm. Bis 1911 gehörte auch Pustar zur Pfarrei Zernin, später zum ev. Kirchspiel Zwilipp. 1925 gehörten alle Einwohner der ev. Landeskirche an.


Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Zernin
Kirchdorf mit über 600 Einwohnern in der Nähe von Degow gelegen, wird in Urkunden vom Jahre 1313 Cernyn genannt, und gehörte vormals zu den Kolberger Domkapitels-Besitzungen. Der erste Besitz stammt aus dem Jahre 1308. Das Kapitel besaß das Dorf Dargen und den halben Zehnten zu Ruhnow. Bischof Heinrich nahm dem Kapitel diese Besitzungen ab, um sie der Körlinschen Kastelanei beizulegen, entschädigte es aber durch Verleihung des halben Zehnten in Pustar und 3 Drömt Hafer in Biziker. Sodann überließ Bischof Conrad dem Kapitel seinen aus 10 Hufen bestehenden Anteil mit allen Rechten und Gerechtigkeiten an Zernin für 300 Mark im Jahre 1319. In diesem Jahre fand der reiche Kanonikus Ludovicus de Vida Gelegenheit, von Hibertus Glasenap das Dorf Peterfitz zu kaufen, ungeachtet der Proteste, die Stephan Pape von Wartekow und Vitz von Volzkow zugunsten von Glasenaps Frauen-Bruder-Kindern machte, welchen Streit Bischof Conrad durch einen Spruch im Jahre 1319 zum Vorteil des Kanonikus entschied. Er kaufte aber dies Landgut nicht zu seinem, als des Kapitels Besten, da er einmal den Vorsatz gefaßt, die Kolberg’sche Kirche zum Erben seines großen Vermögens einzusetzen. Diese so beschwerliche, doch vorteilhafte Erwerbung gab eine bequeme Gelegenheit zum weiteren Besitz von Zernin. Wulff Schmeling, der Besitzer des übrigen Anteils von Zernin, war nicht gesonnen, seine liegenden Gründe zu verkaufen. Es schlug sich also der Kanonikus Ludovicus de Vida, ein Bruder des Gotfried de Vida, ins Mittel und erbot sich, Peterfitz gegen Zernin zu geben, welchen angebotenen Tausch Wulff Schmeling annahm.
Diesem Dorf ist das Feld, die Metlow genannt, seit 1308 beigelegt. Das Dorf hatte von 1281 an seine eigene Kirche. Bischof Hermann hatte dafür gesorgt, daß die übrigen Besitzer des Ortes die Unkosten des Baues dazu willig hergaben. Die Urkunde besagt weiter nichts, als daß er sie eingeweiht, sie mit guten Einkünften versehen und ihr eine gute Anzahl eingepfarrter Dörfer beigelegt. Aus der Urkunde geht hervor, daß dazu die Ortschaften Damgard, Pustar, Tramm und Coykow als Filiale gehört haben. Coykow war ein kleines Dorf im Kolberger Stadtwalde, welches im 30jährigen Kriege völlig zerstört worden ist. Das Dorf Bogenthin gehörte ehemals zur St.-Gertrud-Kirche zu Kolberg. Ihren Kirchenweg zu erleichtern, war eine Brücke über die Persante unweit der Altstadt geschlagen. Als die Brücke nebst der Kirche im Jahre 1630 durch die kaiserlichen Truppen abgebrochen wurde, und der Prediger zu St.-Gertrud seine Zuflucht zur Stadt nahm, wurde die Gemeinde dadurch nicht wenig zerrüttet. Es gehörte die Veränderung der St.-Gertrud- Gemeinde nicht hierher, soviel aber muß erwähnt werden, daß Bogenthin davon abgenommen und Zernin beigelegt worden, und zwar so, daß der Prediger zu St. Gertrud mit Bogenthin nichts zu tun hat.
Die Kirche hat 3 Glocken, von diesen besitzt die zweite eine Inschrift in gothischen Minuskeln kabbalistischen Inhalts, die dritte: Verbum domini manet in aethernum Anno 1580 Bartholomäus Keller.
Die Prediger der Zerninschen Pfarre, von denen man bemerkt, daß sie alle ein ungemein hohes Alter erreicht haben, sind: Lucas Suel, der erste Prediger, wohnte auf der Kolberger Vorstadt bei der St.-Georgen-Kirche. Er wurde ums Jahr 1550 zur Georgenkirche und nach Zernin berufen. Im Jahre 1560 ward er eremitiert, und 1575 am 5. September ist er zu Kolberg gestorben. Aegidius Kukan, von Geburt ein Treptower, des Präpositus Christian Kukan Sohn zu Pyritz. Er wurde aus der Pfarre zu Kölpin im Jahre 1560 nach Zernin gerufen, der er bis 1597 vorgestanden. Seine Gattin war Dor. Scheunemann. David Kukan, ein Sohn des vorigen, wurde von dem Dekan und Stiftssuperintendenten M. Pet. Edeling noch in demselben Jahre 1597 in sein Amt eingeführt, welches er 48 Jahre bekleidet hat. Er war mit Anna Goebels, des Kolbergschen Apothekers Caspar Goebels, Tochter verehelicht. Nicolaus Martenstech, zu Erfurt im Jahre 1616 geboren. Er wurde von seinem Vater Caspar Martenstech, Ratskämmerer daselbst, in der papistischen Religion erzogen, da er dann in Prag, Mainz und Köln den ersten Grund, der Studien gelegt und von neuem 6 Jahre zu Prag fortgesetzt. Auf seiner Rückreise nach Hause wurde er von den Schweden gefangen genommen, er entwischte ihnen aber und nahm seine Zuflucht nach Oliva, wo er den Mönchen-Stand erwählte. Nach 7jährigem Aufenthalt, bei Gelegenheit einer Feldmessung, die 16 Wochen gedauert, ward er mit verschiedenen lutherischen Theologen im Lauenburgischen bekannt, und entschloß sich, dem Mönchsleben zu entsagen. Er kam im 31. Lebensjahre nach Köslin, wo er 1647 seine Bekenntnispredigt hielt und der katholischen Religion entsagte. Durch Empfehlung des Herzogs von Croya ward er nach Zernin berufen, und nach vorherigem Examen und Ordination von dem damaligen Vizesuperintendenten Andreas Scholasticus 1647 in sein neues Amt eingeführt. Nachdem er 1676 bereits 32 Jahre diesem Amte vorgestanden, fand sich eine große Schwäche bei ihm ein, so daß bei seiner Unvermögenheit ihm Felix Rauchstädt zum Adjunkten gesetzt werden mußte, der zwar sein Schwiegersohn ward, aber mit ihm in schlechter Harmonie lebte. Weil sich 1675 ein großer Mangel an Predigern in Kolberg äußerte, da Dr. Colberg religiert, Mag. Plene lange bettlägerig, der neuberufene Joachim Eberhardt starb, Paul Müller, ein sehr alter, unvermögender Mann und der Pestprediger Samuel Müller untüchtig und undienstfertig war, dazu ohne Liebe der Gemeinde lebte, so sahen sich die Patrone gezwungen, sich nach einem Manne umzusehen, den man einstweilen zu Hilfe haben möchte. Der Magistrat in Kolberg wußte die Uneinigkeit in Zernin und der Kirchenprovisor Heinrich Liebherr trug ihm solches an, und er war willig, Kolberg mit Zernin zu vertauschen. Wie schlecht aber die Stadt und die Münder-Gemeinde mit ihm zufrieden gewesen, beweist ein Klageschreiben. Er gedachte hier Reichtümer zu erwerben und litt Mangel, da die 10 Gulden Gehalt nicht weit reichten und die Accidentien kläglich, und statt zu helfen, kündigten ihm die Patrone am 24. April an, daß sie die Stelle anderweitig besetzen wollten. Er starb aber schon am 1. Dezember 1677. Seine Gattin hieß Gertrud Kukan; er hatte 3 Söhne und 2 Töchter. Felix Rauchstädt war 1644 am 13. Februar zu Kolberg geboren, er stand bis 2. Februar 1713 im Amt, als er starb. Seine erste Gattin war Maria Esther Martenstech, die zweite Ursula Range. Matthäus Christian Müller, war in Kolberg von sehr angesehenen Eltern am 31. November 1684 entsprossen. Sein Vater war Paulus Müller, kgl. Konsistorialrat und Rektor prim., und seine Mutter Catharina Elisabeth, des Landrats von Prizen Tochter. Er studierte in Jena und Leipzig, kam dann nach Kolberg und wurde 1711 in Zernin angestellt. Seine Gattin war Sophie Elisabeth Rauchstädt. Er hatte zwei Söhne und drei Töchter. Sie starb 1757, er am 23. November 1765 bei seinem Sohn in Zwilipp im 82. Lebensjahre und 53. Amtsjahre. Paul Felix Müller, am 13. Dezember 1713 in Zernin geboren. Nach 4jährigem Aufenthalt in Jena und Halle wurde er 1743 am 6. Februar zum Prediger in Kösternitz und Zarben berufen und 1757 nach Zernin. Bei dem Einfall der Russen in Pommern und der Belagerung Kolbergs mußte er 1761 am 22. August sowie auch seine ganze Gemeinde flüchtig werden, wo er sich 20 Wochen, bis zum 14. Juni 1762 in Treptow aufhielt. Bei der Einnahme Kolbergs kehrte er nach Zernin zurück. An der roten Ruhr starben in der Gemeinde innerhalb 8 Wochen 321 Personen. Zernin und Bogenthin waren größtenteils verwüstet, Tramm und Damgard aber dem Erdboden gleich gemacht. Da die Zwilipper Pfarre vakant wurde, kam er Ostern 1762 nach Zwilipp. Diese beiden Pfarren wurden verbunden und vom Konsistorium bestätigt. Im Jahre 1763 wurde er in Zwilipp eingeführt.
Weitere Pastoren waren: Samuel Bartholomäus Hoppe seit 1774, er starb 1779, Johann Samuel Engel bis 1810, Otto Daniel Wilhelm Richter bis 1815, Christian Wilhelm Mitzlaff, gestorben 1841, Carl Eduard Schroeder bis 1866, Julius Wilhelm Müller bis 1896, Viktor Eugen Alfred Hartisch bis 1898 und nach ihm Konstantin Karl Heinrich Mudrack bis jetzt.


ZerninMap


Kirche in Zernin (vor dem Wiederaufbau)


Quelle: Gemeindeblatt Zernin, Ausgabe 4/1930

Quelle: Gemeindeblatt Zernin, Ausgabe 4/1930

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