Schule Rogzow

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Rogzow

Schulgebäude (aktuelle Aufnahme)

In Rogzow gab es eine einklassige Schule mit Lehrerwohnung. M. Vollack berichtet von einem Bau vor dem 1. Weltkrieg.
Laut der Kreis-Schulübersicht vom März 1928 wohnte der amtierende 1. Lehrer allerdings noch in einer im Jahr 1828 erbauten Dienstwohnung mit 6 heizbaren Zimmern. Dem 2. Lehrer stand ein beheizbares Zimmer zur Verfügung.

Volkszählung von 1871
Einwohner   davon
gesamt
konnten
lesen&schreiben
machten
keine Angaben
waren
Analphabeten
waren
Kinder bis 10 J.
378 (Adlig Gutsbezirk) 247 (65,34 %) 17 (4,50 %) 10 (2,65 %) 104 (27,51 %)
82 (Adlig) 48 (58,54 %) () 2 (2,44 %) 32 (39,02 %)

Klassenstärke
1928   74 Schulkinder   39 Knaben   35 Mädchen
1939   52 Schulkinder   30 Knaben   22 Mädchen


Lehrer

  • mind. 1866 – nach 1897
    HACKBART Carl Theodor Albert* err. 1835/36 Pumlow, Kr. Belgard, + 17.02.1915 Kolberg
    oo FEHLBERG Johanna
  • 28.04.1932 – 05.1934
    MÜNCHOW Artur Georg Walter* 02.12.1907 Rekow, Kr. Köslin
    oo 27.12.1935 Köslin, ZAGER Herta Ilse Anna, o/o 1942 Stolp
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1930 Elbing, 2. Lehrerprüfung 1935 Neu Kolziglow, Kr. Rummelsburg
  • 01.05.1938 – Oktober 1938
    DREWS MaxSchulamtsbewerber, * 17.09.1912 Ort?
    Ausbildung: k.A. in Lehrerkarte
  • 01.04.1910 – April 1938?
    BORK Gustav HeinrichHauptlehrer, * 25.03.1885 Zachan, Kr. Saatzig
    oo 31.03.1910 Schulzenhagen, Kr. Köslin, BEYER Erna Minna Marie
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1906 Dramburg, 2. Lehrerprüfung 1909 Köslin, Ruhestand: 01.05.1938
  • 1927/28
    JANNECK Trude Frieda Margarete * 13.06.1895 Groß Krössin, Kr. Neustettin
    Ausbildung: Prüfung 1915 Graudenz, Viktoriaschule mit Oberlyzeum
  • 01.11.1938 – 1945
    KAHL Wilhelm Walter Georg* 27.01.1905 Quickendorf, Kr. Frankenstein
    oo 25.05.1934 Kallies, SCHMIDT Margarete Emma Maria
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung1926 Steinau/Oder, Organistenbefähigung: Steinau/Oder


Folgendes berichtet Günter Philipp, der Schüler in Rogzow war, in seinem Artikel „Eine kleine pommersche Dorfschule“:
(Quelle: M. Vollack aus ‚Die Pommersche Zeitung‘, Nr. 8/1989)

„Sie … waren einklassige Schulen mit acht Schuljahrgängen in einem Raum und mit nur einem Lehrer. So zwischen 25 und 35 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren wurden in allen Fächern von nur dieser einen Lehrkraft unterrichtet. Vereinzelt gab es auch noch Schulen mit nur zwölf bis 20 Kindern in kleineren Dörfern, doch das war eine Seltenheit.
Zumeist mußte sich der jeweilige Gutsbesitzer sehr stark gemacht haben, um den Bau und die Einrichtung der Schule durchzusetzen… Somit hatten manche Kinder, ob groß oder klein, weite Wege zurückzulegen, um in die Schule zu kommen. Vier Kilometer waren dabei keine Seltenheit, und dieser Fußmarsch mußte sommers wie winters unternommen werden. Und befestigte Wege waren da in den meisten Fällen auch nicht anzutreffen, oft ging’s quer durch die Felder die Radwege oder Trampelpfade entlang. Ja, wer da an ein Fahrrad denkt, der muß sich sagen, daß es vor 1930 in jeder Familie kaum ein Fahrrad gab. Hatte ein Schüler Glück, so konnte er gelegentlich bei einem Fuhrwerk aufsitzen, vielleicht sogar bei dem Milchwagen, der ja in der Morgenfrühe meistens auch in die Dörfer fahren mußte. In den größeren Dörfern waren zuweilen auch schon zweiklassige Schulen eingerichtet, aber hier, wie gesagt, soll die Rede von der einklassigen Volksschule sein, wie sie für viele Dörfer Hinterpommerns typisch war.
Der Lehrer hatte im Dorf eine besondere Stellung. Handelte es sich um ein Kirchdorf, so war er Organist, er war im Kirchenvorstand tätig und wurde häufig sogar zum Gemeindevorsteher gewählt. Und wenn es im Dorf ein Vereinsleben gab, wie z.B. Turn- oder Schützenverein, so mußte der ‚Herr Lehrer‘ meistens auch da noch im Vorstand mitmachen. Er war ja einer der wenigen Studierten im Dorf, und das wurde eben auch dementsprechend beachtet.
Von außen hatte das Schulgebäude den Charakter eines Kleinbauernhofes, denn es war mit Wirtschaftsgebäuden und einem Garten versehen. Nicht nur im vorigen Jahrhundert, sondern auch noch in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg mußten Pastor und Lehrer gezwungenermaßen noch etwas Landwirtschaft betreiben, da ihr Gehalt nur ziemlich mäßig war. Bei damals neueren Schulen, die etwa erst nach dem 1. Weltkrieg gebaut worden waren, fand man diese Wirtschaftsgebäude nicht mehr vor. Der Sportplatz des Dorfes lag oft gleich in der Nähe der Schule, so konnte dort bei günstigem Wetter auch die Turnstunde abgehalten werden. Die Wohnung der Lehrerfamilie im Schulgebäude entsprach etwa den heutigen 3-Zimmer-Wohnungen. Der Schulraum hatte, wie zumeist noch heute, eine längliche Form. Es standen zwei Reihen Bänke in Richtung Pult und Tafel. Ein großer Kachelofen befand sich an der Längsseite des Raumes, daneben ein Spucknapf für den ‚Herrn Lehrer‘.
Jungen und Mädchen saßen getrennt in den Reihen, was aber bei den jüngeren, den Schulanfängern, nicht so genau genommen wurde. Der Fußboden war aus Holz und natürlich stark geölt. Um 8.00 Uhr morgens begann zumeist der Schulalltag, spätestens um 13.00 Uhr endete er. Die Anfangszeit galt aber nur für die älteren Jahrgänge, denn die jüngeren hatten weniger Unterrichtsstunden und kamen erst um 10.00 Uhr.
Für den Lehrer war es natürlich nicht einfach, alle acht Jahrgänge ihrem Bildungsstand entsprechend zu beschäftigen. So wurden während der ersten Unterrichtsstunden die Fächer durchgenommen, die eben nur für diese fortgeschrittenen Volksschüler geeignet waren. Während sich in den weiteren Stunden der Lehrer mit den mittleren Jahrgängen beschäftigte, mit Aufsatzschreiben und Rechnen, übten die älteren Jahrgänge mit den Schülern des ersten und zweiten Schuljahres Schreiben, Rechnen und auch Lesen, was allerdings leise erfolgen mußte. Eintönig war so ein ein Schulvormittag nicht, denn es gab immer etwas Abwechslung bei soviel Altersunterschied der Schüler: Da waren keine Schul- bzw. Hausaufgaben gemacht worden, da wurde nicht aufgepaßt, da wurden kleine Streiche hinter dem Rücken des Lehrers verübt, es wurde abgeschrieben oder auch schon mal intensiv in der Nase gebohrt. Da waren auch noch die ‚Kloppereien‘ auf dem Nachhauseweg, die der Lehrer gar nicht gerne vernahm, wenn darüber am nächsten Tag mal wieder ‚gepetzt‘ wurde. Für all diese Unartigkeiten hatte er seine ganz besonderen Strafen parat, geradeso als hätte er dafür extra eine Liste angelegt. Die Steigerung sah etwa so aus: während des Unterrichts stehen statt sitzen, in der Ecke stehen, in der Straf- oder Eselsbank sitzen, das Drehen der Ohren, das Abschreiben bestimmter Sätze oder Aufgaben – so zwischen 50- bis 300mal – oder Nachsitzen nach Schulschluß. Zwischendurch wurde auch noch der Stock eingesetzt, mal auf die ausgestreckte Hand, auf den Rücken oder das Hinterteil, bei letzterem gab’s dann noch eine Steigerung durch die Anzahl der Schläge. Gelegentlich wurde der Stock durch die Schüler, natürlich immer von den Jungen, präpariert. Er wurde nämlich mit dem Messer eingeritzt oder in der warmen Ofenröhre vollkommen getrocknet, also spröde gemacht. Beim nächsten Einsatz war der Bruch demgemäß vorprogrammiert! Daß es bei der Gelegenheit ein großes Gelächter in der Klasse gab, versteht sich von selbst, zumal auch der Lehrer selbst nicht ernst bleiben konnte. Natürlich hatten die ‚Übeltäter‘ für einen neuen Stock aus Haselnuß zu sorgen, der übrigens meistens sogar schon vorhanden war.
Der Lehrer wußte, daß er seinen Stundenplan ganz allein bestimmen konnte. Ein Rektor war ihm ja nicht vorgesetzt, wohl der ‚Herr Schulrat‘, der aber wollte nur Ergebnisse kontrollieren. So ein- bis zweimal im Jahr kündigte sich dieser zu Besuch und Prüfung an. Er kam dann mit der Kutsche vorgefahren und später auch schon mit Auto und Chauffeur von der Kreisverwaltung. Meistens war so ein Schulratsbesuch eine sehr aufregende Sache, doch im Grunde mehr für den Lehrer als für die Kinder. Denn hier wurden ja die Leistungen des Lehrers geprüft, die er seinen Schülern vermittelt hatte.
Im meist großen Garten der Schule erfolgte oft ein anschaulicher und praktischer Unterricht in Biologie bzw. ‚Naturkunde‘, wie es damals hieß. Bei dieser Gelegenheit wurde der Garten dann auch mal wieder von allem Unkraut befreit, wobei selbstverständlich nicht nur der Teil des Lehrbereiches betroffen war, sondern gleich der ganze Garten.
Obgleich es eigentlich keinen einzigen Schultag gab, der eintönig verlief, sahen doch sämtliche Kinder seinem Ende gerne entgegen. Beneidet wurden immer schon die ‚Großen‘, die ihrer Konfirmation und somit ihrer Schulentlassung entgegenfieberten. Natürlich merkten diese dann recht bald, daß die Schulzeit doch die angenehmste Zeit der Jugend war. Man kann es wohl heute noch daran messen, daß bei den meisten noch viele kleine und kleinste Ereignisse in lebendiger Erinnerung geblieben sind.“

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