Schule Prettmin

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Prettmin

Schulgebäude (einst und jetzt)

Das uralte Schulhaus in Prettmin war in einem ausgebauten Stall untergebracht und wurde bereits 1860 erwähnt. Dieses 1860 errichtete Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts (1898?) durch ein neues ersetzt.
Laut der Kreis-Schulübersicht vom März 1928 wohnte der amtierende Lehrer in einer im Jahr 1865 erbauten, wohl 1898 modernisierten Dienstwohnung mit 4 heizbaren Zimmern.

Volkszählung von 1871
Einwohner   davon
gesamt
konnten
lesen&schreiben
machten
keine Angaben
waren
Analphabeten
waren
Kinder bis 10 J.
278 208 (74,82 %) 8 (2,88 %) 6 (2,16 %) 56 (20,14 %)

Klassenstärke
1928   36 Schulkinder   22 Knaben   14 Mädchen
1939   30 Schulkinder   22 Knaben   8 Mädchen


Lehrer

  • ? – 1858 – ?
    PAPKE August+ vor 1879 Naugard
    oo vor 1879 Prettmin, EBERT Caroline
  • nach 1862, um 1870? – 1891
    BAHR Carl Friedrich Julius* err. 1830/31 Griebenitz, Kr. Bublitz, + 08.09.1909 Kolberg
    oo MANCKE Justine Ernestine Wilhelmine
  • mind. 1912 – 1926
    JANCKE August
  • 01.04.1926 – 1945
    FIEBRANDT Ernst Emil* 10.01.1880 Schakenbruch, Kr. Rosenberg/Westpr., + 28.12.1966 Schleswig
    oo LANGUTH Olga
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1900 Löbau/Westpr., 2. Lehrerprüfung 1902 Löbau/Westpr.

Folgend die Schilderung einer Christvesper in Prettmin, die der damalige Lehrer Julius Bahr, in seinem Schulhaus jährlich durchführte und die einer seiner der Kirche verbundenen Söhne (eventuell der Prediger Georg Bahr oder der Theologe Erich Bahr) in seinen Erinnerungen aufzeichnete.
(Quelle: M. Vollack/Das Kolberger Land – aus Stettiner Nachrichten):

„Christvespern wurden damals nur in sehr wenigen Kirchen gehalten. In unserer ½ Stunde entfernten Kirche in Nehmer hat damals nie eine stattgefunden. So veranstaltete mein Vater am Heiligen Abend in der Schule eine Weihnachtsfeier für das ganze Dorf. Sie wurde immer mit Dank und Freude hingenommen, und es war nicht nur das Schulzimmer gedrängt voll, auch im Flur standen die Menschen. Schon eine Woche vorher versammelten sich abends größere Knaben und Mädchen im Schulzimmer und es wurde beim Schein der mitgebrachten selbstgegossenen Talglichter unter der Anleitung meines Vaters allerlei Christbaumschmuck angefertigt. Aus buntem Papier knifften wir vielfarbige Sterne, klebten Ketten und Sonnen, schnitzten Lichtmanschetten und Apfelkörbe. Der ganze Schmuck des Baumes war selbst gefertigt. Den Weihnachtsbaum, immer eine Kiefer aus dem „Walde“ – er bestand nur aus einigen Kieferparzellen und einer kleinen Schonung – zu holen, war immer eine wichtige Aktion für die größeren Schulknaben. Im Triumph wurde er ins Dorf gebracht und einstweilen in unsere Scheune gestellt.
Am Tage vor Heiligabend ging es an die Herrichtung des Schulzimmers. Wie sollte die ansehnliche, breite Kiefer aufgestellt werden? Ein Bauer hatte noch aus vergangener Zeit ein Wagenrad mit hölzernen Achsen. Das Rad hatte also eine weite Bohrung. Mit untergeschobenen Steinen wurde es auf der Diele festgelegt und war so Jahr für Jahr Träger des Weihnachtsbaumes. Mein Vater verwahrte mehrere selbst gefertigte Transparente auf, Bibelsprüche, auch eine Engelsgestalt, die an den Wänden aufgehängt wurden. Die Leuchter hinter den Transparenten waren aus einer Wruke geschnitten. Alle Vorbereitungen haben wir mit feierlicher Spannung und Mithilfe, bei der wir uns sehr wichtig vorkamen, begleitet.
Endlich war der Heilige Abend da. Das dichtgefüllte Schulzimmer erstrahlte in hellstem Glanz. Den ersten Teil der Feier mußten wir Schulkinder mit bestreiten helfen durch Aufsagen der Verheißungen, der Weihnachtsgeschichte, meist auch eines längeren Wechselgespräches in Versen. Dann hielt mein Vater eine gar nicht kurze Ansprache an Kleine und Große. Mit gemeinsamen Weihnachtsgesängen wurde die Feier, die wohl gegen zwei Stunden dauerte, beschlossen.“


Klassenfoto von 1927



Lehrer Emil Fiebrandt-Prettmin +
Kurz vor der Jahreswende, am 28. Dezember 1966, starb in Schleswig der letzte Lehrer von Prettmin Emil Fiebrandt kurz vor Vollendung seines 87. Lebensjahres. Mit ihm verlor auch die Kirchengemeinde Nehmer ihren letzten 1945 amtierenden Lehrer. Seines Wirkens für die Jugend, und nicht nur für sie, werden die Prettminer und mit ihnen alle Glieder der Kirchengemeinde Nehmer stets dankbar gedenken. Im Jahre 1926 übernahm er das Lehrer-Amt in Prettmin.
Als jüngstes von 6 Kindern in einem westpreußischen Forsthause wurde er am 10.01.1880 geboren. Auf dem Lehrer-Seminar Löbau-Wpr. fand er von 1897 bis 1900 seine Ausbildung und konnte im gleichen Jahre seine erste Lehrerstelle in Lipnitza-Wpr, antreten. Er versah sie bis 1905 und wechselte dann nach Garden, Krs. Rosenberg, 1908 nach Scharschau im gleichen Kreise, 1912 nach Fürstenau, Krs. Graudenz über. 1916-18 trug er die graue Uniform. Nachdem Westpreußen „polnisch“ geworden war, übernahm er 1920 die Lehrerstelle in Zietlow, Krs. Belgard und kam schließlich 1926 nach Prettmin. 1903 hatte er sich als Förstersohn seine Frau Olga geb. Languth aus einem anderen Försterhause geholt. 3 Söhne und 1 Tochter wurden dem Ehepaare geschenkt. Sie alle konnten mit den Eltern am 09.06.1953 die goldene und 1963 auch die diamantene Hochzeit im Ruhesitz Schleswig feiern. 1946 waren die Eltern aus der hinterpommerschen Heimat durch die Polen vertrieben worden.
Emil Fiebrandt war es in ganz besonderer Weise geschenkt, den Weg zum Herzen und zum Vertrauen der ihm anvertrauten Kinder zu finden. Er gab Ihnen bewußt unverlierbare Werte für das Leben mit, war er doch ein überzeugter Christ, der seinen Glauben auch gegenüber sog. Vorgesetzten zu verteidigen wußte. Sein Wirken in Prettmin, 19 Jahre lang, war von Gott gesegnet. Im holsteinischen Ruhestande hat ihn leider seit Jahren Asthma schwer gequält. Zu diesem Leiden, das er tapfer ertrug, kam dann zuletzt noch der graue Star, der ihm die liebgewordene Aufrechterhaltung der brieflichen Verbindung mit den alten Freunden leider unmöglich machte. Dankenswerterweise sprang für ihn in dieses Amt seine Tochter ein, Frau Gertrud Steingräber, die leider schon 1957 ihren Ehemann, Vater ihrer beiden Kinder, verlor.
Wir gedenken unseres letzten Lehrers in herzlicher Dankbarkeit!
Pastor Bauer-Nehmer

Quelle: Kolberger Zeitung, Ausgabe 2/1967

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