Kowanz
Gebäude auf dem ehemaligen Schulgelände (aktuelle Aufnahme)
L. W. Brüggemann berichtet schon 1779 in seiner Beschreibung der gegenwärtigen Zustände in Vor- und Hinterpommern von einem in Kowanz vorhandenen Schulmeister. Das alte Schulhaus stand auf dem sogenannten „Lehrerberg“, gegenüber des Grundstücks von Tischlermeister Hermann Baller. Um 1829/30 entstand ein Schulneubau in der Dorfmitte.
Laut der Kreis-Schulübersicht vom März 1928 wohnte der amtierende Lehrer noch in einer im Jahr 1829 erbauten Dienstwohnung mit 3 heizbaren Zimmern.
Die Planungen der Gemeinde zum Bau eines neuen Schulhauses auf dem bereits dazu 1939 erworbenem Grund (Christoph Neege´sche Wurt) konnten aufgrund des Krieges nicht mehr realisiert werden.
Volkszählung von 1871 | ||||
Einwohner davon gesamt |
konnten lesen&schreiben |
machten keine Angaben |
waren Analphabeten |
waren Kinder bis 10 J. |
463 | 330 (71,27 %) | 11 (2,38 %) | 23 (4,97 %) | 99 (21,38 %) |
Klassenstärke
1928 45 Schulkinder 25 Knaben 20 Mädchen
1939 53 Schulkinder 27 Knaben 26 Mädchen
Lehrer
-
um 1830 – 1860er Jahre
LEHMANN NN Lehrer und Schneider, * ? Koseeger, + in den 1860er Jahren vermutlich in Kowanz -
mind. 1866 – 1891
BÜTOW Hermann Heinrich Theodor * err. Jan. 1826 Groß Pobloth, Kr. KK, + 09.08.1899 Köslin
oo SCHUTZ Christiane
Ausbildung: Besuch einer Präparandenanstalt, Ruhestand: 1891 -
1891 – 1904
REICHOW Theodor Hermann Franz * err. 1874/75 Schwemmin, Kr. Köslin, + 11.09.1936 Bad Polzin, Kr. Belgard
oo RADTKE Olga -
? – ?
KUTZ NN -
? – 1908 – ?
PREUSS Alfred oo PIETSCH Emma -
vor 1911
SYRING NN -
01.01.1911 – 1945
GROTH Otto Johannes Emil * 01.02.1886 Reblin, Kr. Schlawe,+ 1945, von Russen beim Einmarsch der Roten Armee ermordet
oo 27.12.1910 Schulzenhagen, Kr. Köslin, GLANDER Grete Albertine Wilhelmine
Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1907 Köslin, 2. Lehrerprüfung 1910 Dramburg
Die beiden Kowanzer Bauer Hugo Haeger und Schmiedemeister Fritz Baller berichten folgendes in ihren Erinnerungen an ihr Heimatdorf:
Chronik – Dorf Kowanz
„Seit 1805 galt die Freizügigkeit. Damit konnte jeder dorthin ziehen, wohin er wollte. Bis dahin bestimmte der Amtsherr jeden Wohnungswechsel, wohin Hand- und Spanndienste zu leisten waren, welcher Sohn oder welche Tochter den Hof übernahm und welcher Sohn in einen Hof einheiraten durfte. Im allgemeinen wurde der älteste Sohn mit der Weiterführung des Hofes beauftragt, weil das Ältestenrecht bestand.
Seit den Preußenkönigen ist das Schulwesen sehr gefördert worden. Jedoch wurden die Lehrkräfte schlecht besoldet, da sie kein Gehalt vom Staate bekamen. Sie wurden nach der Anzahl der Schüler bezahlt, Soweit ich mich nach der Überlieferung meiner Vorfahren erinnern kann, mußten die Eltern für jedes Kind 50 Pfennig an den Lehrer zahlen. Der Unterricht fand auch nur in den Wintermonaten statt. Die Lehrkräfte hatten daher noch einen Nebenberuf.
Das Schulgebäude stand auf dem im Volksmund noch lebendig gebliebenen Lehrerberg gegenüber dem Grundstück des Tischlermeisters Hermann Baller. Das jetzige Schulgebäude mit Lehrerwohnung wurde 1830 gebaut und im selben Jahr seiner Bestimmung übergeben. Der erste Lehrer, der in ihm unterrichtete, kam aus Koseeger und hieß Lehmann. Er war im Nebenberuf Schneider.
Nach seinem Tode kam der Lehrer Bütow, der aber schon die Präparandenanstalt besucht hatte. Lehrer Bütow wurde 1891 pensioniert. Er hat einen großen Teil unserer Eltern unterrichtet.
Von 1891 bis 1904 war der Lehrer Theodor Reichow als Erzieher der Jugend tätig. Von 1904 an lehrten in kurzen Abständen die Lehrer Kutz, Preuß und Syring. Nach den Weihnachtsferien 1910/11 kam Johannes Groth als Lehrer nach Kowanz und war noch beim Einmarsch der russischen Streitkräfte im März 1945 im Amt. Durch diese fand er am 8.März einen tragischen Tod. Zwischen den Lehrern Rechow und Groth einerseits und den Gemeindemitgliedern bestand ein gutes Einvernehmen. Beide leben unter ihren Schülern in bester Erinnerung weiter. In den mehr als 34 Jahren, in denen Johannes Groth die Kowanzer Schule leitete, ist ihm so mancher Junge und so manches Mädchen über die Schulbank gegangen, denen er mit Güte und Fleiß das beibrachte, was ein Mensch im Leben gebraucht. Unruhig und voller Zwiespalt waren die Jahre, in denen Lehrer Groth die Kowanzer Jugend zu „Staatsbürgern“ erzog.
1939 kaufte die Gemeinde ein Stück Land von der ehemaligen Christoph Noege’schen Wurt, um dort ein neues Schulgebäude zu bauen. Durch die Kriegsereignisse ist von diesem Bau nichts mehr geworden.
Neben der Schule stand das Spritzenhaus. In ihm wurden die Feuerlöschgeräte untergestellt. Außerdem war eine Tragbahre dort, auf der die Toten von 6 Männern zum Friedhof getragen wurden.
1830 wurde über der Eingangstür des Spritzenhauses ein kleiner Turm gebaut. In ihm hing eine Glocke, die bei Feueralarm geläutet wurde. Ihr Bim-Bim ertönte auch, wenn jemand den letzten Gang zum Friedhof antrat. Dieses Totengeläut wurde am Anfang der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts eingestellt. Am Südhang des Eichsberges wurde 1830 der Friedhof angelegt. Bis dahin wurden die Verstorbenen auf dem Kirchhof in Körlin, der an der Kösliner Straße liegt, beerdigt.
1897 kaufte die Gemeinde von dem Wilhelm Molzahn’schen Hof, der zu der Zeit parzelliert wurde, zwei Morgen von dessen Wurtenacker, der direkt an den Friedhof grenzte, und vergrößerte den Friedhof. In der Ortssprache sprach man vom alten und neuen Kirchhof. Wer als erster auf dem alten Friedhof beerdigt worden ist, ist mir unbekannt geblieben. Auf dem neuen wurde meines Wissens der Bauer Friedrich Ott als erster beerdigt.
An dem alten Friedhof führte der Kirchsteig entlang, der von einer Dorfstraße zur Körliner Chaussee als Richtsteig diente. Der ganze Friedhof wurde mit einer Dornenhecke eingefriedet. Am Kirchsteig entlang war der alte Kirchhof mit einer Feldsteinmauer begrenzt, die aber 1935 entfernt wurde. Als Ersatz wurden entlang des Kirchsteiges Tannen gepflanzt. Ob die wohl noch wachsen?“