Schule Garrin

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Garrin

Schulgebäude

In alten Zeiten wurden die Dorfkinder, wie damals durchaus üblich, vom Küster unterrichtet. Aufgrund der stetig wachsenden Einwohnerzahl von Garrin wurde 1859 ein zweites Schulhaus errichtet und ein zweiter Lehrer eingestellt.
1928 wurden die Kinder im 1909 erbauten zweiklassigen Schulgebäude von drei Lehrkräften unterrichtet. Dieses neue Gebäude lag westlich der Chaussee, gegenüber der Kirche von Garrin und wurde 1938 durch An- und Ausbau erweitert. 1939 war die Schule vierstufig mit drei Lehrerstellen.
Laut der Kreis-Schulübersicht vom März 1928 wohnte der amtierende1. Lehrer in einer im Jahr 1909 erbauten Dienstwohnung mit 4 heizbaren Zimmern.

Volkszählung von 1871
Einwohner   davon
gesamt
konnten
lesen&schreiben
machten
keine Angaben
waren
Analphabeten
waren
Kinder bis 10 J.
855 487 (56,96 %) 126 (14,74 %) 19 (2,22 %) 223 (26,08 %)

Klassenstärke
1928   116 Schulkinder   50 Knaben   66 Mädchen
1939   139 Schulkinder   65 Knaben   74 Mädchen


Lehrer

  • Anfang/Mitte 1800
    PAPKE NN+ vor 1877 Garrin
    oo KOCH Sophie Charlotte, + 1877 Gützlaffshagen, Kr. Greifenberg
  • ? – 1890 – ?
    KORNMESSER Hermann Wilhelm Ed.
  • seit 1890 – ?
    BORTH Albert Johann HeinrichHauptlehrer und Kantor, * 23.08.1854 Roggow, Kr. Belgard, + 10.04.1924 Belgard
    oo 12.10.1877 Arnhausen, FALKENBERG Bertha Emilie Luise o. Auguste, * 14.07.1856 Kreitzig, Kr. Schivelbein + 08.12.1936 Kolberg (Schlaganfall)
  • mind.1893 – 1899?
    HENKE Anton Franz Hermann* 22.12.1872 Konikow, Kr. Köslin, + 24.05.1941 Kolberg
    oo 03.04.1907, SBACH Elfriede Marie Magdalena
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1892 Köslin, 2. Lehrerprüfung 1895 Köslin, Ruhestand: 01.04.1935 Alt Werder, Kr. KK
  • ? – 1898 – ?
    KRÜGER Alwin Gustav Ernst
  • ? – 1900 – ?
    BÖLKE Walter Joachim Gotthilf* 19.01.1878 Zietlow, Kr. Belgard
  • um 1910 – ?
    FALK NN2. Lehrer
  • nach 1910 – ?
    LADEWIG NN2. Lehrer
  • ? – 1915 – ?
    BÜLOW Walter Friedrich Karl* 17.08.1888 Alt Valm, Kr. Neustettin
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 14.09.1911 Bütow, 2. Lehrerprüfung 10.06.1915 Garrin
  • 01.05.1919 – zumind. 1936/37
    BORTH Paul Karl Wilhelm Hauptlehrer, Sohn von Lehrer Albert Johann Heinrich Borth, * 14.11.1889 Garrin, + Ende 04.1945 Graudenz, (im Gefangenenlager an Hungertyphus)
    I.oo REDIEß Hertha
    II.oo 22.10.1926 Garrin, LAABS Meta Frieda Helene
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1910 Bütow, 2. Lehrerprüfung 1917 Garrin
  • 01.04.1925 – Ende 1931
    SCHIEFER Oswald Ernst Paul Johannes 2. Lehrer, Organist, * 21.03.1899 Berlin
    oo 05.06.1924 Schulzenhagen, Kr. Köslin, BINDEMANN Ella Else Gertrud
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1920 Franzburg/Pom., 2. Lehrerprüfung Garrin
  • nach 03.1925 – ca. 04.1928
    DINTER Konrad Georg* 08.03.1903 Ort?
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1924 Pölitz, 2. Lehrerprüfung 1928 Garrin, Turn- und Sportlehrerprüfung 1925 Spandau
  • 01.05.1928 – nach 1938
    VAHL Hermann Ewald1929 3. Lehrer, seit 1938 2. Lehrer, * 01.05.1902 Ort?
    oo 30.07.1929 Nehmer, BÖTTCHER Meta Klara Hedwig
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1922 Elbing, 2. Lehrerprüfung 1929 Garrin
  • 01.04.1932 – August 1938
    FENSKE Ernst August* 13.03.1899 Liniewken, Kr. Berent, + 25.05.1963 Flensburg
    oo 28.09.1927 Kolberg, MÜLLER Käthe Margarethe Frieda
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1921 Köslin, 2. Lehrerprüfung 1926 Kremerbruch
  • 01.09.1938 – 09.1940
    HOEPFNER geb. TESCH Erna* 16.05.1912 Ort?
    oo 1938 HOEPFNER NN
  • 01.08.1942 – ?
    CARNUTH Günter* 10.06.1914 Ort?
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1938 Hannover, 2. Lehrerprüfung k. A.
  • ? – 1941 – ?
    PORATH Kurt* 01.02.1912 Ort?
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1938 Lauenburg/Pom., 2. Lehrerprüfung 1941 Garrin
  • ? – ?
    ULRICH NN


Garriner Dorfschul-Geschichte
Die Volksschule Garrin und ihre letzten Lehrer – Vater und Sohn Borth.

Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren sich alle Verantwortlichen Dienststellen darüber einig dass die Schulräume der alter Garriner Dorfschule nicht mehr den Erfordernissen entsprachen. Das mit Stroh gedeckte Fachwerkgebäude, das auch Wohnräume für einen verheirateten Lehrer und ein Zimmer für einen ledigen zweiten Lehrer hatte, war schon recht baufällig geworden. Da sich Instandsetzungen nicht mehr lohnten, entschloss man sich zum Bau einer neuen Volksschule.
Mit dem Bau einer neuen massiven Volksschule wurde daraufhin im April-Mai 1909 begonnen. Auf dem großen Schulgrundstück erhielt sie ihren Platz etwa 15 m abseits längs der Durchgangsstraße Rossenthin — Nessin, mit dem Südgiebel hart an der nach Nehmer führenden Dorfstraße. Auch die neue Schule erhielt wieder Wohnräume für zwei Lehrer.
Ausgeführt wurde der Bau von der Baufirma Hoffmann aus Körlin. Die Ziegelsteine zu dem Bau wurden von der Ziegelei in Sellnow oder Karlsberg angefahren. Alle übrigen Baumaterialien schaffte die Baufirma mit eigenen Pferdefuhrwerken – Lastkraftwagen hatte man noch nicht – von Körlin aus heran. In den ersten Sommermonaten des Jahres 1910 wurde die neue Volksschule eingeweiht.
Leiter der Volksschule Garrin war zu dieser Zeit der Hauptlehrer und Kantor Borth sen., der dieses Amt schon seit 1890 bekleidete. Als zweiter Lehrer stand ihm zu dieser Zeit der Lehrer Falk zur Seite, der aber kurz darauf von dem Lehrer Ladewig abgelöst wurde. Lehrer Borth sen., der zwei Söhne und zwei Töchter hatte, lebte selbst sehr zurückgezogen. Es hatte ihn auch schwer getroffen, als der älteste Sohn Fritz Borth, kurz vor der Beendigung des Lehrerstudiums während der Sommerferien in Garrin erkrankte und nach wenigen Tagen starb.
An dem gesellschaftlichen Leben des Dorfes nahm Lehrer Borth nur insofern teil, als er sich dem von ihm gegründeten und geleiteten gemischten Chor, der im Laufe der Jahre sehr beachtenswerte Leistungen aufzuweisen hatte, auch als Kirchenchor zur Verfügung stellte. Mit diesem Chor umrahmte er auch die Veranstaltungen des Kriegervereins, dessen Mitbegründer und Schriftführer er war, des Bundes der Landwirte, und des Jünglings- und Jungfrauenvereins.
Neben der Ausübung seines Amtes als Schulmann betrieb Lehrer Borth auch noch die zur Schule gehörende Landwirtschaft mit etwa 16 Morgen Ackerland. Die Bestellung des Ackers besorgten die Bauern unentgeltlich. Aber die Beschickung des Viehes, insbesondere der beiden Kühe, besorgte er persönlich. Im Sommer konnte man ihn jeden Nachmittag beobachten, wenn er in Hemdsärmeln die für die Kühe mit Grünfutter hochbeladene Karre, vom Felde kommend, die Dorfstraße entlang bis nach Hause vor sich her schob. Als Sohn eines Bauern im Kreis Belgard geboren, wäre er auch bestimmt ein guter Landwirt geworden.
Im Winterhalbjahr unterrichtete er in seiner Schule, an zwei Abenden in der Woche in der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule, deren Leiter er auch war. Es muß auch noch erwähnt werden, dass Kantor Borth nicht nur an Sonn- und Feiertagen, sondern auch bei Trauungen und Beerdigungen die Orgel zu spielen hatte.
Infolge seiner vielseitigen Inanspruchnahme glaubte er es auch nicht verantworten zu können, in den Ferien auch nur für einige Tage zu verreisen. Lehrer Borth ist daher während seiner ganzen Amtszeit in Garrin höchstens für einige Stunden nach Kolberg, aber sonst, wie auch die meisten Garriner, nicht aus dem Dorf hinausgekommen.
Nach seiner Pensionierung nach dem 1. Weltkrieg zog Kantor Borth, da sich der Kauf eines Hauses in Garrin zerschlug, nach Belgard. Er hat sich dort aber nicht mehr recht einleben können. Seine letzte Ruhestätte fand er auf seinen Wunsch auf dem Garriner Kirchhof.
Sein Nachfolger im Amt in Garrin wurde sein Sohn Paul. Er war in Garrin mit den anderen Kindern zusammen aufgewachsen und hatte mit ihnen zusammen auch die Schule in Garrin besucht.
Lehrer Paul Borth gab die Bewirtschaftung der Landwirtschaft auf, um sich nur noch seinem Beruf und seiner Familie widmen zu können. Neben seinem Lehrerberuf, den er sehr ernst nahm, und seiner Tätigkeit als Organist übernahm er später auch noch als Standesbeamte den Standesamtsbezirk Garrin. Viel übrig hatte Borth in seiner Freizeit für Musik und Gesang. Nachdem seine erste Frau, Hertha geb. Redieß gestorben war, heiratete er Meta Laabs, ebenfalls eine Garrinerin. Im Jahre 1945 wurde Lehrer Paul Borth mit noch weiteren Garrinern von den Russen verschleppt. Er gilt seit dieser Zeit als verschollen.

Quelle: Strand-Distel, Ausgabe 09/2015

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