Schule Altbork

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Altbork

Schulgebäude

Das neue zweiklassige Schulhaus in Alt Bork wurde 1927 auf dem Schulacker an der Bahnstraße erbaut. Das vorhergehende alte Schulgebäude stammte noch aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und stand in der Dorfmitte. Dieses alte Gebäude wurde von der Gemeinde verkauft und später war hier die Kolonialwarenhandlung von Richard Thadewaldt zu finden. Bereits seit 1918 gab es einen Turnplatz, der südlich vom Dorf am Wald lag.
Laut der Kreis-Schulübersicht vom März 1928 wohnte der amtierende Lehrer in einer „sehr alten“ Dienstwohnung mit 3 heizbaren Zimmern.

Volkszählung von 1871
Einwohner   davon
gesamt
konnten
lesen&schreiben
machten
keine Angaben
waren
Analphabeten
waren
Kinder bis 10 J.
422 317 (75,12 %) 2 (0,47) % 10 (2,37 %) 93 (22,04 %)

Klassenstärke
1928   51 Schulkinder   29 Knaben   22 Mädchen
1939   55 Schulkinder   33 Knaben   22 Mädchen


Lehrer

  • mind. 1848 – 1858
    BORTH August + vor 05.1873 Alt Bork, oo SCHMÜCKERT Charlotte
  • ? – 1890 – ?
    RAASCH NN
  • vor 1913
    BUCHWEITZ NN
  • zumind. seit 1907 – 1913
    RAASCH Heinrich * err. 1851/52 Ort?, + 20.02.1920 Alt Bork
  • ? – 1914
    ZANDER NN 1914 Einberufung , + 30.03.1918 WK 1 gefallen
  • 01.05.1919 – mind. 1936/37
    BARESEL Reinhard Georg Erich Walter * 07.02.1888 Falkenburg, Kr. Dramburg, + 06.03.1945 WK 2 als Volkssturmmann gefallen
    oo 27.03.1913 Kordeshagen, Kr. Köslin, DÜNOW Elsa Maria Alma
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1908 Bütow, 2. Lehrerprüfung 1911 Dramburg
  • 01.04.1922 – März 1925
    SCHIEFER Oswald Ernst Paul Johannes 2. Lehrer, Organist, * 21.03.1899 Berlin Schöneberg
    oo 05.06.1924 Schulzenhagen, Kr. Köslin, BINDEMANN Ella Else Gertrud
    Ausbildung: 1. Lehrerprüfung 1920 Franzburg/Pom., 2. Lehrerprüfung Garrin

Lydia Aßmann, früher Kolberg, Hans-Schemm-Straße 7, erzählt folgende Geschichte aus der Schulzeit:
Die schweigende Schulklasse in Altbork
„Um auch die kleinen und freundlichen Erinnerungen aus unserer Heimat nicht zu vergessen, schreibe ich hier eine lustige Begebenheit aus meinem letzten Schuljahr 1921. Ich denke, daß manch einer aus der Heimat, und auch einige meiner Schulkameraden beim Lesen dieser Zeilen noch mal wieder lächeln werden.
Gern erinnere ich mich an die Zeit meines letzten Schuljahres (1921). Wie überall im Herbst, so reiften auch in meinem schönen Heimatdörfchen Altbork um diese Zeit die Birnen. Wenn wir Jungen und Mädel die Dorfstraße entlang tollten, leuchteten sie uns goldgelb und rotwangig entgegen. Die Gärten grenzten ja zum größten Teil an die Hauptstraße, die auf der einen Seite nach Langenhagen-Treptow, und auf der andern nach Kolberg führte. Auf dieser Straße gab es für uns ja immer vieles zu sehen. So kam es, daß uns auch die Birnen in die Augen leuchteten, die reif und schwer an den Bäumen hingen. Das Wasser lief uns im Munde zusammen wenn wir hinsahen. Tagelang kämpften wir Mädel und Jungen mit uns, ehe wir beschlossen, den Baum doch endlich von seiner süßen Last zu befreien. Noch vier Jungen hatten sich mit mir zusammen gefunden. Aber es war am Tage, und unser erste Versuch schlug fehl.
Wir warteten bis es dunkel war. Wenn wir auch mutig ans Werk gingen, so war es doch nicht einfach, denn der Garten war von einem hohen Zaun umgeben. Endlich hatten wir uns rangeschlichen und kletterten eilig über den Zaun. Für uns kam nun das größte Hindernis. An dem hohen Stamm kletterte einer nach dem anderen nach oben. Wir hatten uns genau gemerkt, wo die schönsten Birnen hingen. Nun wurde gerupft was wir schaffen konnten. Viele polterten natürlich nach unten. Taschen, Mützen und was wir sonst noch hatten, wurde voll gestopft. O weh! da schlug der Hofhund Karo an. Er witterte sicher einen Feind. So gleich erschien der Gartenbesitzer, um zu sehen, was Karo hatte. Er sprach ihm sehr beruhigend zu. Aber der kläffte nur um so schlimmer, und raste an den jetzt unruhig gewordenen Baum, von dem vor Schreck jetzt vier Jungen kopfüber herunter purzelten, und in die dunkle Nacht verschwanden. In fünf Minuten war alles still. Karo aber war nicht zu bändigen. Vielleicht wollte er jetzt auch Birnen haben und sprang wütend am Baumstamm hoch. Sein Herr war alt und konnte ihm keine herunter holen. Da Karo aber keine Ruhe gab, holte sein Herr, nun unseren beim Nachbar W. wohnenden Junglehrer Sch. zur Hilfe, damit er der unruhigen Sache auf den Grund gehe.
Unser Lehrer erschien sofort. Mit Karo wurde es immer arger. Er gebärdete sich wie toll, so daß auch der Herr Bürgermeister Willi P. zur Hilfe geholt wurde. Der war gerade mit seiner Flinte und dem Hund Tell von der ersten Rebhuhnjagd zurückgekehrt. Behäbig, ruhig und verschmitzt lächelnd erschien auch er, sah Karos Gebärden und sagte, der ist toll, wir müssen ihn sicher erschießen. Aber niemand hatte je gehört, daß ein tollwütiger Hund unbedingt auf einen Baum wollte. Da muß doch oben etwas nicht in Ordnung sein. So dachte er wohl, und auch die vier unter dem Baum Stehenden, denn die Bäuerin war nun ebenfalls in ihrer bunten Nachtjacke erschienen.
Der Baum fing jetzt merklich an zu schwanken, so daß noch viele Birnen mit dumpfen Krach herunter polterten. Auf der anliegenden Straße ertönten leise und warnend mir bekannte Pfiffe. Sicher fehlte noch einer ihrer Kameraden. Ein Schrei der Bäuerin! O Schreck, Herr Bürgermeister! Im Baum da sitzt ja jemand! Unser Junglehrer kaum 25 Jahre alt, erklettert den Baum. Nun sah Karo seine Zeit gekommen. Jetzt oder nie! dachte er wohl, packte Herrn Sch. mit seinem scharfen Gebiß am Hosenboden, und zog ihn immer wieder aus halber Höhe herunter. Die Fetzen flogen nur so herum. Schließlich langte der junge Lehrer aber doch mit weit leuchtendem Hosenboden auf den ersten Ast. Dort mußte er vor Anstrengung tief aufatmen. Vom Baum saust in diesem Augenblick mit krachendem Getöse ein dunkles Etwas herab. Eine Fontäne springt auf, begleitet von übelriechenden Spritzern. Aus der Jauchegrube, die unter dem Baum lag, flitzte ein Schatten in Richtung Dornenhecke. Vor Schreck hatte es niemand gesehen.
Der Bürgermeister glaubte sich noch auf der Jagd. Er hätte doch hier gar zu gern noch ein Hühnchen geschossen. Aber zu langsam kam seine Flinte in Anschlag. Das Huhn war blitzschnell über die 1 1/2 Meter hohe Dornenhecke geflattert, und ebenfalls in die dunkle Nacht verschwunden. Karo hatte sich nun beruhigt. 5 Kameraden stimmen auf der einsamen Dorfstraße ein freudiges Geheul an. Es war 23.00 Uhr und heimlich schlich jeder von uns nach Hause. Oh, wie sorglos schlief ich meinen Kinderschlaf.
Acht Uhr früh läutete die Schulglocke. Alle vierzig Kinder waren auf dem Posten. Punkt acht Uhr erscheint auch Herr Sch. Wir vierzig brüllen „Guten Morgen, Herr Lehrer!“. Stumm und ernst überblickt er die Klasse. Kein freundliches „Guten Morgen, Kinder!“ kommt wie sonst aus seinem Munde. Schweigend nimmt er seinen Platz am Pult ein. In seinem Gesicht lese ich verhaltenen Zorn! Wie jeden Morgen, so ertönt auch jetzt sein Ruf „Aufstehen! Wer von euch hat gestern Abend den Unfug in Pagels Garten angestellt?“ Vierzig Kinder blicken ihn an. Vierzig Kinder schweigen! „Wer von euch hat“, usw.! Vierzig Kinder schweigen. Kein Laut ist zu hören. Sechs mal wiederholt Herr Sch. „Wer von euch hat?“ Alles schweigt! Über so viel Kameradschaft scheint er wohl doch nicht erbaut zu sein, denn jetzt schweigt auch er. Ebenso schweigend nimmt er den Rohrstock. Gustav Mann fühlte ihn als erster. Nach ihm folgen noch 18 Jungen, darunter auch meine 4 Kameraden. Schweigen — Wütend tritt er jetzt an die Seite, wo wir Mädchen sitzen. Gertrud W. an deren Seite ich saß, war stets ein Vorbild für uns und nahm aus diesem Grunde den ersten Platz aller Schülerinnen ein. Zum ersten Mal in ihrer siebenjährigen Schulzeit, machte auch sie die Bekanntschaft mit dem Rohrstock. Als ob es so sein sollte, nach dem ersten Schlag zerbrach der Stock auf Gertruds Rücken. Herr Sch. gab es nun auf! Zitternd, und doch schon wieder den Schalk im Nacken, saß Schmiedemeisters flachsblondes Töchterlein, deren Faltenröckchen zwar tüchtig nach Jauche roch, auf ihrem Platz, und konnte feststellen, daß sie in dieser schlagkräftigen Morgenstunde wirklich vier wunderbare Kameraden gefunden hatte. Noch heute freut es mich sehr, daß dem Herrn Bürgermeister das Rebhuhn vor seiner Flinte davongeflattert ist.“


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