Zwilipp

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Kirche in Zwilipp

Zwilipp / Swielubie

Bauern- und Gutsdorf im Norden des Kreises, ca. 15 km südöstlich von Kolberg erntfernt gelegen.

380 Einwohner, 71 Haushalte (Stand 1937)
Bürgermeister: Hermann BALLER, Pastor: Stelle nicht besetzt, Standesbeamter: Anton NEITZEL in Zernin, 1. Lehrer in Zwilipp: Max MICHAELIS, Lehrer in Pustar: Walter GOLDBECK, Gendarmerie: Gendarmeriemeister Heinrich SCHÜTT in Degow, Schiedsmann: Bauer Emil RACKOW, Poststelle: Charlotte VARCHMIN, Gastwirt: Albert VARCHMIN

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.

Wohnplätze:
Fähre
Wohnplatz an der Persante. Bereits 1159 scheint es hier zu Zeiten der Salzstraße eine Brücke über die Persante gegeben zu haben. Die alte Fähre war früher im Eigentum des Jungfrauenklosters/Altstadt. Am Ufer gab es 2 Fährkrüge (1816 – 8, 1861 – 38 in 6 Familien, 1905 noch 22 Einwohner), hier mussten Brücken- bzw. Fährzoll entrichtet werden. Die adeligen Dörfer Lustebuhr, Peterfitz, Klaptow sowie Lübchow waren davon komplett befreit. Zollfrei waren ebenfalls die Dörfer Zwilipp, Wobrow, Stöckow, Quetzin, Poldemin, Jaasde, Damgardt, Bogenthin, Bartin sowie Degow. Sie mussten allerdings als Gegenleistung die notwendigen Brückeninstandetzungsarbeiten kostenfrei erledigen und diese im Winter eisfrei halten („Hand- und Spanndienste“). 1806/07 wurde die Brücke durch den Kolberger Festungskommandanten Loucadou abgebrannt. Ein Neubau findet zunächst nicht statt, die Persante wird mittels Fähre überquert. Erst 1902 zieht der letzte Fährkrüger nach dem Bau einer neuen Brücke und der Aufgabe des Fährkruges nach Kolberg.
Pustar / Pustary
Rittergut – ungefähr ca. 1 km westlich vom Dorf Zwilipp sowie in gleicher Distanz von der Persante entfernt gelegen. Vor seiner Eingemeindung zu Zwilipp im Jahr 1928 bildete Pustar einen eigenen Gutsbezirk. Letzte Eigentümerin war Luise Valeska „Wally“ Damm, geb. Seelmann-Eggebert, bewirtschaftet wurde das Gut von ihrem Sohn Karl-Ludwig.
Pustarer Mühle
Die ehemalige Mühle des Gutes Pustar, sie wird nur 1895 mit 9 sowie 1905 mit 12 Einwohnern erwähnt und ihre genaue Lage ist nicht mehr bekannt. Diese Mühle ist nicht identisch mit einer weiteren, historisch überlieferten Mühle, die östlich des Dorfes lag.

Amtsbezirk Altstadt
Zwilipp (seit 1928 gehört Pustar zur Landgemeinde Zwilipp) gehörte mit den Gemeinden Alt Tramm, Bogenthin, Bullenwinkel, Damgardt, Necknin, Neu Tramm, Wobrow (seit 1928 gehört der Gutsbezirk Altstadt zur Landgemeinde Wobrow) und Zernin zum Amtsbezirk Altstadt. Letzter Amtsvorsteher war der in Bogenthin lebende Altbauer Theodor BRAASCH.

Standesamt Altstadt
Zwilipp gehörte neben den Gemeinden Altstadt, Alt Tramm, Bogenthin, Bullenwinkel, Damgardt, Necknin, Neu Tramm, Wobrow und Zernin zum Standesamtsbezirk Altstadt.

Ev. Kirchspiel Zwilipp
Die gotische Kirche war die Pfarrkirche für die Dörfer und Güter Zwilipp, Bartin, Pustar und Lustebuhr. Pustar gehörte von 1281-1910 zum Kirchspiel Zernin, erst seit 1911 war es dem Kirchspiel Zwilipp zugehörig. Lustebuhr gehörte bis 1936 zum Kirchspiel Zwilipp, danach zum Kirchspiel Klaptow. 1925 waren bis auf eine Person alle Einwohner ev. Konfession.
Die Zwilipper Pfarrstelle war nach 1935 nicht mehr besetzt, die Einwohner wurden vom Zerniner Pastor Paul Borchardt mitversorgt. Bis zum 30.06.1935 amtierte als letzter Pastor in Zwilipp Hermann Backe.

Kath. Kirche Kolberg
Katholiken waren in Kolberg eingepfarrt. 1925 lebte 1 Katholik in Zwilipp.


Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Zwilipp
Ein Kirchdorf mit 287 Einwohnern, in der Nähe von Degow, ums Jahr 1159 auch Suelube, Swelube geschrieben, zu dem die Dörfer Bartin und Lustebuhr eingepfarrt sind.
Wie viele Ortschaften, so war auch Zwilipp Eigentum des Jungfrauenklosters zu Kolberg gewesen, wann es das geworden, ist ungewiß. Es gehörte mit Pobloth zusammen zu der ersten Ausstattung des Prämonstratenser-Klosters zu Usedom und wurde diesem 1159 mit dem Fähr- und Brückenzoll auf der Persante bestätigt. Die weite Entfernung jedoch erschwerte den Mönchen die Pflege des verwahrlosten und wüst liegenden Dorfes. Sie überließen es deshalb dem Pommernherzog Kasimir für eine jährliche Pacht von 12 Mark, nach seinem Tode sollte es an das Kloster zurückfallen. Auch später scheinen die Mönche das Dorf nicht selbst bewirtschaftet zu haben. Im Jahre 1318 finden wir es im Lehnsbesitz Hennings von Blankenburg und seines Sohnes Anselm und der Gebrüder Henning und Arnold Greifenberg. Anselm Blankenburg verkaufte das Dorf im Jahre 1320 an seinen Schwiegersohn, den Ritter Peter von Nuenburg, welcher 1323 das Gut für 900 Mark an den Kösliner Bürger Conrad Wilke überließ. Die Schwierigkeit, die geringen Einnahmen des entlegenen Dorfes beizutreiben, bestimmten das Usedomer Kloster, sich dessen ganz zu entäußern. Conrad Wilke, der es bis 1327 als Vasall des Abtes von Usedom besaß, kaufte in dem Jahre dem Kloster die Salzleistung und seine letzten Rechte auf Fähre und Mühle für 60 Mark ab. Im Jahre 1336 sind 2 Kolberger Bürger Besitzer des Dorfes, welche in diesem Jahre von jedem Anspruch, den der Knappe Arnold Ramel nach Erbrecht erheben konnte, von dem Bischof Friedrich für eine Zahlung von 25 Mark reinen Silbers an diesen befreit werden. Im Jahre 1422 war Zwilipp schon Besitz des Kolberger Klosters.
Die Fähre, deren Zoll einst Eigentum des Kolberger Jungfrauen- Klosters war, und woselbst die sogenannte Fährbrücke über die Persante führt, besteht aus zwei Fährkrügen, wo nach einer früheren Verfassung das Fährgeld bezahlt wurde, von dessen Erlegung jedoch die 4 adligen Dörfer Lustebuhr, Peterfitz, Klaptow und Lübchow befreit waren. Nach dem siebenjährigen Kriege wurde auf der Feldmark von Zwilipp an der Fähre auf landesherrliche Kosten eine Ziegelei angelegt, die aber nach einigen Jahren wieder einging, weil sie sich nicht rentierte.
Die Kirche ist alt. Zu erwähnen ist ein Ölgemälde: Christus am Kreuz, darunter der Stifter mit seiner Familie, wahrscheinlich um 1640 entstanden. Von den Glocken trägt die älteste keine Inschrift, die jüngere ist 1805 in Kolberg gegossen.

Pustar
In Urkunden 1363 Pustarge, 1565 Pustars, 1572 Putstars genannt, Rittergut in Größe von ca. 558 ha, unweit Kolberg an der Persante auf dem Talrande des rechten Ufers gelegen.
Das Gut gab einer Familie den Namen, von der es nicht wahrscheinlich ist, daß sie zu den alten Geschlechtern des Pommernlandes gehörte. Magnus Pustars wird daselbst urkundlich zuerst 1565 und 1572 genannt. Er übergab dieses Gut 1583, weil er zu alt und zu schwach war, um es selbst zu bewirtschaften, seinen Söhnen Franz und Hans, indem er sich von dem Ertrage soviel vorbehielt, als zur Bestreitung seiner Wirtschaft notwendig war. Er lebte noch 1592. Im Jahre 1627 bekennen sich Wulf und Peter Pustar an Arnd von der Goltz zu einer Schuld von 200 Fl. Nach der Stifts-Matrikel vom Jahre 1628 mußten sie 12 oder 14 Hakenhufen und 6 Viertel Schafe versteuern. Das Huldigungsregister von 1665 nennt an Pustar berechtigt: Heinrich, des Hans Sohn, die Söhne von Wulf, Peter Ewald, Hans Ludwig, Wulf Heinrich und Franz Jürgen, und des Peters Söhne, Franz Caspar und Claus Magnus. Ein Belehnungs-Patent von 1699 gibt außer den Söhnen des Peter dessen Enkel Heinrich Wilhelm und Franz Jürgen an.
Das Gut Pustar bestand aus den drei Anteilen A, B und C, wozu später noch ein vierter Anteil D kam, Felix Kundenreich, Kaufherr in Kolberg, erwarb Pustar A nach dem Vergleiche vom 3. April 1694 von Peter Ewald von Pustar und Pustar C, nach dem Vergleiche vom 28. März 1707 von den Erben des Franz Jürgen von Pustar, und endlich Pustar B wurde von den Brüdern Franz Caspar und dem Oberstleutnant Claus Magnus von Pustar am 3. April 1694 an Felix Kundenreich erblich, von diesem am 30. März 1705 dem Heinrich Wilhelm von Pustar, von dessen Witwe und Erben am 9. Januar 1730 dem Konsistorial-Rat Bigislaw Liebeherr, und von dessen Erben mittelst Vergleiches vom 15. November und 20. Dezember 1730 dem Kriegskommissär Mattheus Hensel verkauft, welcher es nach seinem im Jahre 1759 erfolgten Tode seiner einzigen Tochter, der Ehefrau des Bürgermeisters Johann George Madeweiß, hinterließ.
Pustar A und C wurden am 1. April 1737 an Christian Selle abgetreten. Durch Kabinetts-Erlaß vom 25. Juli 1744 wurde das ganze Lehn Pustar dem Major Hennig von Kohlden erteilt, welcher 1747 den Besitzern dieses Guts seine Rechte abtrat und bewirkte, daß ihnen laut Kabinetts-Erlaß vom 6. Juni 1747 der Allodialbrief vom 1. Juni 1747 erteilt wurde. Dann kam Pustar A und B an die Gebrüder Brandt, dagegen C an die Gebrüder Levezow. Seit 1823 ist das Rittergut ein Besitztum der Familie Damm. Inhaber 1908 war Rittmeister Carl Damm.


ZwilippMap


Kirche in Zwilipp um 1940

Kirche in Zwilipp (aktuelle Aufnahme)


KolbZeit_09_58

Quelle: Kolberger Zeitung, Ausgabe Sept. 1958



Gutshaus in Pustar um 1935


Wirtschaftsgebäude des Gutes und Mausoleum der Familie Damm (Fotos: Sieghard Bußenius, Enkel von Ernst Lange, erstellt Mai 2008)



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