Simötzel / Siemysl
Ein großes Bauern- und Gutsdorf im Westen des Kreises, ca. 18 km von Kolberg entfernt gelegen.
1141 Einwohner, 290 Haushalte (Stand 1939)
Bürgermeister: Bauer Paul STREY, Pastor: Otto DORN, Standesbeamter: Bauer Hermann FIRZLAFF
Hauptlehrer in Simötzel: Artur BUß (Simötzel hatte eine 3klassige Schule mit 2 Lehrerstellen)
Hauptlehrer in Trienke: Paul DÖHLER (Trienke war mit Simötzel in einem Schulverband zusammengeschlossen und hatte ebenfalls eine 3klassige Schule mit 2 Lehrstellen)
Schiedsmann: Mühlenbesitzer Willi STORM , Gendarmerie: Hauptwachtmeister NN PAPKE vom Posten Simötzel. Der Gendarmerieberich von Simötzel umfasste neben Simötzel die Dörfer Büssow, Baldekow, Drosedow, Drenow, Gandelin, Mohrow und Schwedt.
Gastwirte: Hans BEHRENDT und Gustav KRESSIN
Vereine: Kriegerkameradschaft Simötzel, Kameradschaftsführer war 1937 der Mühlenbesitzer Willi STORM
„Turnverein 1919“, Vereinsführer war 1937 Lehrer Erich BÖDER
Freiwillige Feuerwehr Simötzel, Wehrführer war 1937 der Schneider August BEHLING
Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.
Wohnplätze:
Gut Simötzel
Bis 1858 Stadtgut von Kolberg, im weiteren Verlauf wurde das Gut 2 Mal parzelliert und in zahlreiche Kolonistenstellen aufgeteilt. Das alte Herrenhaus wurde abgetragen, das neue Gebäude samt Obstgarten von Landwirt Robert RAASCH erworben.
Holzwärterei Simötzel
Holzwärterei des früheren Kolberger Stadtgutes Simötzel. Die Holzwärterei lag früher in Nähe der Rauhen Berge. Nach der Aufteilung des Gutes löste sich dieser Wohnplatz auf.
Gut Trienke / Trzynik
Größtes Rittergut des Kreises, ca. 4 km südöstlich von Simötzel gelegen. Das Gut wurde bereits 1294 urkundlich erwähnt, es wurden neben dem Kartoffelanbau eine Brennerei mit Kartoffeltrocknerei, eine erfolgreiche Herdbuch-Viehzucht und Stammschäferei sowie ein Sägewerk betrieben. Zu Gut Trienke gehörten 60 ha Wasser, so der Große und Kleine Trienker See sowie die westliche Hälfte des Kämitzsees.
Forsthaus Trienke
Die ca. 2 km südöstlich des Dorfes gelegene Försterei, 1780 als „Holzwärterkaten“ erwähnt, um 1816 auch als „Vangerow“ bezeichnet.
Schäferei Trienke „Zauchram“/ Suchorąb
Ein ca. 3 km südöstlich von Trienke gelegenes Guts-Vorwerk. Diese Stammschäferei wird bereits 1618 mit der slawischen Bezeichnung „Zochram“ erwähnt, bis 1935 weiterhin „Zauchram“ genannt, danach erfolgte die erzwungene Umbenennung in „Trienke Schäferei“.
Mühle Trienke
Eine Wassermühle am Kreiherbach, die vormals den Gütern Trienke und Drosedow gemeinsam zugehörig war. Die Mühle gehörte zuletzt allein zum Gut Trienke, der Betrieb wurde allerdings nach der Regulierung des Bachs um die Jahrhundertwende (wohl Ende 18. Jahrhundert/Anfang 20. Jahrhundert) eingestellt.
Wilhelmsberg / Wątłe Błota
Eine Gruppe von Ausbauten, die ca. 2-3 km östlich vom Dorf liegen. Sie entstanden nach der Separation auf Simötzeler Gebiet und wurden damals als „Simötzelsche Katen“ bezeichnet.
Amtsbezirk Neurese
Simötzel gehörte neben den Dörfern Neurese und Nessin zum Amtsbezirk Neurese.
Standesamt Neurese
Simötzel gehörte neben den Dörfern Neurese und Nessin zum Standesamtsbezirk Neurese.
Ev. Kirche Simötzel
Simötzel war der Sitz eines Kirchspiels, zu dem neben der Mutterkirche in Simötzel die Tochtergemeinden in Neurese und Nessin gehörten. (1864 – 38 Altlutheraner in Simötzel)
Kath. Kirche Kolberg
Katholiken waren in Kolberg eingepfarrt (1905 – 1 Katholik, 1925 – 17 Katholiken in Simötzel)
Jüdische Gemeinde Kolberg
Am 07.05.1844 wurde in Kolberg der Grundstein für die Synagoge in der Baustraße gelegt.
Jüdische Einwohner in Simötzel:1864 – 7 Personen, 1905 – 6 Personen, 1925 – 9 Personen
Ev. Kirche Trienke
Erst seit 1885 gab es eine ev. Kirche in Trienke, die zum Kirchspiel Drosedow gehörte. Die Eintragungen zu Taufen, Heiraten und Beerdigungen waren in den Kirchenbüchern der Mutterkirche Drosedow enthalten.
Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909
Simötzel
Ein Dorf von 886 Seelen, jetzt gewöhnlich Simötzel geschrieben, hieß in der Wendenzeit Czymoycele. Nach einer Notiz im Kirchenbuch soll Simoitzel 1276 Zimines geschrieben sein. Die Bedeutung des Wortes ist wahrscheinlich „Brückendorf“. Einige leiten Simoitzel ab von Simonis cella, indem sie mitteilen, es habe ein Mönch Simon hier in alten Zeiten seine Hütte aufgeschlagen; diese Ableitung und Erzählung ist wohl ins Reich der Fabel zu verweisen.
Die Kirchenbücher reichen nur bis 1657 zurück. Von dieser Zeit existieren also über Simötzel sichere Nachrichten. Jedoch sind aus früherer Zeit bezeugt die Namen der lutherischen Pastoren von 1560 an. Über noch frühere Zeiten und Verhältnisse von Simötzel gibt eine Chronik von Kolberg Aufschluß. Simötzel war ehedem ein ritterschaftliches Dorf im Besitz derer von Manteuffel. Claus v. Manteuffel verkaufte 1439 die eine Hälfte von Simötzel (21 Hufen, 9 Höfe, 1 Krug) an das Spital St. Spiritus in Kolberg für 750 Mark und 1456 auch die andere Hälfte an die Spitäler St. Jürgen und Spiritus für 2000 Mark. So wurde Simötzel ein Kämmereidorf der Stadt Kolberg.
Vor dem Jahre 1000 lag über unserer Gegend und unserem Orte heidnische Finsternis. Auch hier stand wohl ein heidnischer Tempel, eine aus Zweigen zusammengefügte Hütte um einen hohen Baum herum, und man betete vor einem Götzenbild zu Wodan, dem alles durchdringenden Geist, oder zum Donnergott Thor, oder zum Sonnengott Ziu oder einem untergeordneten Gott, denn die ganze Natur war nach Meinung unserer Vorfahren erfüllt von Geistern. Nachdem ums Jahr 1000 der Polenkönig Boleslav I. Pommern erobert und das Bistum Kolberg gegründet hatte, ohne dauernden Erfolg zu erzielen, wurde das Land durch einen seiner Nachfolger, ebenfalls Boleslav geheißen, durch Herbeiziehung des Bischofs Otto von Bamberg dem Christentum gewonnen. Otto kam auch nach Kolberg, wo er gute Aufnahme fand. Hier ließ er eine Kapelle bauen, die er später bei einem zweiten Besuch der Jungfrau Maria in Altstadt weihte. Wir dürfen vermuten, daß in dieser Zeit (1124) die Kunde des Evangeliums von Kolberg aus durch die Marktleute, welche damals wie heute nach Kolberg zum Markt fuhren, in die Umgebung, also auch nach Simötzel gekommen ist. Doch wissen wir darüber nichts Sicheres.
Erst aus der Zeit nach 1400 haben wir sichere Nachrichten, die in der Chronik von Kolberg stehen. In den Streitigkeiten dieser Stadt mit Adel, Bischof und Herzog hatte es viel zu leiden, nachdem es ein Stadtdorf geworden war (1439 bzw. 1456). Nach der Einführung der Reformation blieb hier wahrscheinlich noch einige Zeit katholisches Wesen, denn erst 1560 lesen wir den Namen des ersten lutherischen Pastors Martin Haberland 1560-1592. Durch den Verkehr mit dem frommen und gelehrten Generalsuperintendent Venedigo angeregt, hat er hier Gottes Wort rein und lauter gepredigt und den papistisaen Lehren ein Ende gemacht. Gerade in seine Zeit fallen schwere Kämpfe der Stadt Kolberg mit Herzog Johann Friedrich und Bischof Johann Casimir, durch die auch die Umgebung schwer litt und Simötzel in einen so trostlosen Zustand kam, daß 1587 die Kämmereikasse helfen mußte, damit die Dorfinsassen sich wieder Vieh und Ackergerät anschaffen konnten. Haberlands Nachfolger war Joachim Lambert (1592-1642). Er heiratete die Witwe seines Vorgängers. Mit seinem Nachfolger und Schwiegersohn zog er als Eremitus nach Kolberg, wo er 1657 im hohen Alter von 88 Jahren verstarb. Es fiel in seine Amtszeit die schwere Zeit des 30jährigen Krieges. Da Kolberg von den kaiserlichen Soldaten besetzt wurde, hat auch Simötzel sicher Plünderung und Mißhandlung erfahren. 1625 wurde das Stadtgut verpachtet für 247 1/3 fl. Pacht.
Einige kurze Notizen gibt das Kirchenbuch über die folgenden Pastoren: Joachim Eberhard (1642-1650), der seines Vorgängers Tochter heiratete und nach 8jähriger Wirksamkeit Pastor an St. Georg in Kolberg wurde. Samuel Hamel (1650-1657) aus Freienwalde. Er heiratete eine 78jährige Witwe aus Stettin. Sein Nachfolger Georg Wend (1657-1690) fing das noch vorhandene älteste Kirchenbuch an. Er vermählte sich mit der Tochter des Pastors Stamer zu Gützlaffshagen.
Es war die Zeit, da die Hexenprozesse geführt wurden, die Schweden als Feinde ins Land kamen und in den Stadtdörfern Kolbergs, also auch hier, Kontributionen erhoben. 1657 wurde hier ein schwedischer Rittmeister mit einer Leichenpredigt begraben. Wie sehr die Bevölkerung im 30jährigen Kriege abgenommen, erhellt aus der Mitteilung, daß 1660 in Summa nur 13 Kinder getauft, 8 begraben wurden. Die weltbewegenden Ereignisse seiner Zeit, der Friedenschluß zu Oliva, die Einnahme Stettins und Eroberung Rügens, die Wegnahme Straßburgs, Niederlage der Türken vor Wien, der Tod des Großen Kurfürsten werden von Wend mit echt patriotischem Sinn vermeldet. Jedoch bereitete ihm die Erbauung der Calvinischen Kirche in Kolberg 1663 augenscheinlich Bedenken und Befürchtungen und zeigt er sich darin als Kind seiner Zeit, ebenso wenn er berichtet: „Am 18. Dezember 1680 ist wieder ein Komet gesehen worden mit einem langen Schwanz, so fast den dritten Teil des Himmels eingenommen und hat mit aller Menschen Bestürzung bis ins neue Jahr geleuchtet“, ebenso 1682, und hat Wend in dem Anrücken der Türken und ihrer Vernichtung gewiß eine Bestätigung der Himmelsprophezeiung gesehen. Die schweren, drangsalvollen Kriegszeiten konnten allerdings die Erdenbewohner mit Angst und Entsetzen erfüllen. Man kann es verstehen, wenn Wend wie sein Schwiegersohn und Nachfolger im Amt, Valentin Hesse (1691-1715), Pfarrsprengel, Kirchen und Bewohner wünscht, der Allmächtige bewahre sie vor Vulcanum und Martem. An die in seiner Zeit grassieren- den Hexenprozesse erinnert seine Notiz: „1704 war ein Mädchen mit Namen Marie Wedse von 12 Jahren corporaliter besessen. Der Teufel sagte auf drei alte Weiber aus, davon die eine gehetzt wurde, welche sich selbst durch einen Schnitt ums Leben brachte, die andere lief davon, die dritte blieb unangefochten. Gott sei gelobt, der um Michaelis dieses Mädchen befreite, daß sich allmählich das Übel verlor.“ Diese Mitteilung wird bei den Lesern ebenso Kopfschütteln erregen wie die Ansicht desselben Hesse über einen damaligen Geistlichen, welcher seines Vorgängers Witwe heiratet, „welches löblich war sowohl von den Patronen (!), daß sie für eines so feinen Mannes Hinterlassen gesorgt, als auch von dem novicio pastore, daß er sich hierzu bequemte.“
1710 wütete aller Orten die Pest. Die strengsten Verordnungen wurden zu ihrer Abwehr erlassen. Keine Pestleiche durfte mit Gefolge und Glockengeläute begraben werden. Zur Hochzeit durften nicht mehr als 4 Männer genommen werden, die Märkte wurden aufgehoben. Überall in den Dörfern wurden Schlagbäume errichtet und Tag und Nacht scharf Wache gehalten. Wer von einem Dorf zum anderen reiste, mußte einen Schein vom Prediger, Schulzen oder Küster haben. Tägliche Betstunden fanden statt, auf dem Lande morgens, in den Städten nachmittags, knieend wurde gebetet. Simötzel ist nach der geringen Anzahl der in diesem Jahr vorgekommenen Sterbefälle von der Pest gnädig verschont worden. Trotz des Ernstes der Zeit kommt es vor, daß ein Junge aus Trienke einen Drosedower Hütejungen erschlägt, wofür er am 1. März in Trienke geköpft wird.
Hesse starb am 1. November 1715, nachdem er noch am 20. Oktober die Freude gehabt, zwei Töchter, Katharina und Euphrosyne, mit Advokaten zu vermählen. Eine andere Tochter heiratete P. L. Joh. Hoyer (1716-1724), der wiederum seines Schwiegervaters Nachfolger wurde und nach 8jähriger Tätigkeit nach Kolberg berufen ward.
Daß die gute alte Zeit nicht besser war als die heutige, erhellt sich aus der von jenem vermeldeten Nachricht, daß 1723 ein gottloser Knecht sich in der Simötzeler Mühle erhängte und ein anderer infolge Branntweintrinkens im Kolberger Holzgraben ertrank. Beide wurden heimlich an der Kirchenlinde begraben. Im Pfarramt folgten danach Th. Fr. Speier (1724-1738), Samuel Liebchen (1739-1766). Sehr dürftig sind aus diesen Jahren die Mitteilungen, vor allem recht bedauerlich, daß aus der schweren Russenzeit keine Nachrichten gegeben sind. Nur das eine bemerkt die Chronik, daß der Holzwärter Schudloff 1758 fremde Bienenstöcke stehen gehabt habe. Die Russen haben jedoch keinen Stock genommen, auch ging in der Russenzeit der Kalender verloren, darin die Einkünfte der Kirchenkassen verzeichnet wurden; niemand wollte ferner den Kirchenacker besäen.
Als des Letzteren Nachfolger und selbstverständlich Schwiegersohn übernahm Martin Tützscher 1766 die Pfarre. Er beginnt seinen Ehestand mit der Bitte: „Der Herr lasse meine Ehefrau keine stolze Vasthi, keine höhnische Michal oder beißige Dina sein!“ Das hiesige Pfarrwitwenhaus, 1720 erbaut, war zerfallen und wurde durch seine Fürsorge 1774 ganz ausgebaut, es steht noch heute. 1776 brannte das Gut ab (sowie ein Bauernhof), wobei der Gutsverwalter fast alle Habe einbüßte. 1782 wurde ein Schulhaus erbaut, und gab der König das Geld dazu. Mit Genehmigung des Magistrats zu Kolberg (als Patron) wurde ferner der hiesige Kirchenacker erblich verpachtet für 30 Taler und einen jährlichen Kanon von 1 Tlr. 8 gr. an Schneider Schwan (der Acker 45 Ruten lang, 8 Ruten breit). Der Kontrakt wurde 1785 vom Konsistorium in Köslin bestätigt. P. Tützscher starb 1786 im Zehrfieber, 48 Jahre alt und wurde in der (alten) Kirche vor dem Altar begraben. Seine Tochter vermählte sich mit P. Joh. Fr. Backe (1787-1801). Sie verstarb nach zweijähriger glücklicher Ehe an Brustkrankheit. Das frühere Pfarrhaus, das bis 1870 stand, wurde erbaut für 728 Tlr. Bei einem seiner Söhne standen Gevatter der Besitzer Fr. Steffenhagen zu Baldekow und Joh. Ew. Steffenhagen aus Nessin. Zwei Brüder, die sonst nicht sehr einträchtig miteinander lebten, so daß, weil sie nicht einmal nebeneinander begraben sein wollten, der eine im Baldekower Gutspark, der andere zu Nessin begraben liegt. P. G. Fr. Karstedt (1803-1821) aus Stettin gebürtig, war 14 Jahre lang Kandidat, und wurde hierher vom Konsistorium ex jure devolutionis berufen.
Die französische Invasion machte sich auch hier bemerkbar. Ein Soldat vom Blücherschen Korps verstarb hier im Kantonierungsquartier. Der Rittmeister von Dorville lag fünf Wochen lang beim Pastor im Quartier. Auch die Frau eines Unteroffiziers im Schill’schen Bataillon verstarb in Simötzel. P. Karstedt mußte sich in jener Zeit der Not kümmerlich ernähren. Sein Nachfolger Joh. H. Theod. Heerfahrdt blieb nur ganz kurze Zeit hier, da er an die St.-Nicolai-Kirche zu Kolberg berufen wurde. Über seine und seines Amtsnachfolgers P. W. Aug. Th. Lassahn (1824- 1860) Personalien und Lebenslauf ist nichts Genaues zu sagen. Lassahn war in Verwaltungssachen ein sehr akkurater und pünktlicher Mann, der die äußeren Angelegenheiten der Gemeinde mit Peinlichkeit regelte. Wie ihm, so war es seinem Nachfolger Joh. Ernst Karl Rohde, geb. 25. September 1822 zu Danzig, vergönnt, durch Gottes Gnade eine lange, gesegnete Amtswirksamkeit zu üben. P. Rohde war verheiratet mit Wilhelmine Gramm, Tochter des Schloßkastellans in Cleve a. Rh., letztere von Fliedner zur Kleinkinderlehrerin ausgebildet. Als treuer Hirte und Seelsorger wirkte er von 1860 bis 1896. Während seiner Amtstätigkeit entstand 1866 die neue Kirche (Kosten 4172 Taler). 1871 ein neues Pfarrhaus nach dem Willen des damaligen Patrons Beust leider in Fachwerk gebaut (2300 Taler), 1877 das zweistöckige massive Schulhaus. Die Orgel in der Kirche zu Simötzel wurde später angeschafft, ein Werk von Völkner, Dünnow. Nach langer, gesegneter Wirksamkeit schied P. Rohde 1895 um Weihnachten aus dem Pfarramt und siedelte nach Kolberg über, wo er seinen Feierabend im Kreise seiner Kinder, die dort noch heute in geachteter Stellung leben, verlebte, leider nicht lange, denn schon am 10. August 1900 rief ihn der Herr nach kurzem Krankenlager ab. Gegenwärtig steht im hiesigen Pfarramt P. Richard Schneider, geb. 1864 zu Stettin.
In Simötzel befindet sich zur Zeit eine Molkerei, eine Spar- und Darlehnskasse (vom Pastor verwaltet), ein Kriegerverein und eine Postagentur. Alljährlich wird ein Missionsfest gefeiert, das sich guten Zuspruchs erfreut. Ein Gesangverein sowie ein im Vorjahr gegründeter Posaunenchor, eine Fortbildungsschule tragen zur sittlichen Veredelung und Förderung bei; Volksbibliotheken hier und in Nessin bieten derselben gute Unterhaltung sowie häufig veranstaltete Familienabende. Leider ist es versäumt worden, die jetzt 4 Kilometer entfernt liegende Bahn in unmittelbare Nähe des Dorfes zu bekommen, so daß ein wirtschaftlicher Aufschwung sehr schwierig ist. Die Kirche ist 1866 neu erbaut. Im Museum des Pomm. Gesch.-Vereins zu Stettin befinden sich 6 mit biblischen Vorstellungen farbig bemalte runde Fensterscheiben, von welchen die eine die Jahreszahl ..94 enthält, welche aus der alten Kirche stammen. Außerdem sind noch einige zinnerne Altarleuchten und der Überrest einer wahrscheinlich im Jahre 1714 gefertigten grünen Altardecke vorhanden sowie ein kleiner älterer Kelch. Wilhelmsburg ist eine Kolonie bei Simötzel.
(Fotos Kirche und Gedenkstein: Henrik Marth)