Semmerow

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Semmerow / Zabrowo

(Amtsbezirk Garrin, Kirchspiel Garrin)

Daten Stand 1937
243 Einwohner, 58 Haushalte
Bürgermeister Hugo ITZIGEHL, Pastor Siegfried BUBLITZ (Garrin), Standesbeamter Erich SCHULZ (Garrin), 1.Lehrer Richard MEYER, Gastwirt Ernst FAHR

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.


Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Semmerow
Ein Dorf mit 245 Einwohnern in der Nähe Kolbergs, Station der Kolberger Kleinbahn, in einer Ebene zwischen Garrin und Gr. Jestin, am linken Ufer der Persante in einem Nebentale gelegen. Der Ort ist zur Kirche in Garrin eingepfarrt.
Der mündlichen Überlieferung nach soll Semmerow von einem Kolberger Bürger namens Semmerow gegründet worden sein. Tatsache ist es, daß die Familie Semmerow eine der ältesten Kolbergs ist, wie Dollen in seinen „Streifzügen durch Pommern“ berichtet. Ein anderer Umstand deutet auf wendischen Ursprung des Ortes hin. Nicht weit vom Dorfe führten einige Wiesen an der Persante bis auf die neueste Zeit den Namen „Burgwall“. Unter Burgwall verstand man einen Platz, der mit einem Erdwalle umgeben war. Hierhin flüchteten die Wenden mit ihrem Vieh und sonstigen Habe in Kriegszeiten. Dicht bei den genannten Wiesen befindet sich der „Eulenberg“, der nach einer Seite steil zur Persante abfällt. Nach der anderen Seite trennt ein hoher Wall den Berg von der Umgebung. Man wird kaum fehlgehen, wenn man diesen Eulenberg als die Zufluchtsstätte der Wenden, welche ihre Rasenhütten in Semmerow aufgebaut hatten, betrachtet. Später ward auf dem östlichen Ende des jetzigen Dorfes, auf dem Hütungsberge, ein der Stadt Kolberg gehöriger Vorwerkshof angelegt. Um diesen scharten sich einige Kätner. An die Kätner erinnert heute noch die „Kätariega“, wo sie jedenfalls ihre Ackerpläne besessen haben. Die Bewohner von Semmerow bestellten friedlich ihre Felder und hegten nur friedliche Gesinnungen. Gar oft aber wurden sie aus ihrer Ruhe aufgeschreckt.
Bekanntlich führte die Stadt Kolberg mit den Adligen der Umgebung oft blutige Fehden. Konnten die Ritter die Mauern Kolbergs nicht einrennen, so kühlten sie doch ihr Mütchen an den offenen Kämmereidörfern, zu welchem auch Semmerow gehörte. Gar häufig ward Semmerow „Ausgepocht“, indem die Feinde alle bewegliche Habe als willkommene Kriegsbeute mitgehen ließen. So geschah es auch, als im Jahre 1512 Simon von Lohde auf Gust bei Bublitz von den Kolbergern gefangen und hingerichtet worden war. Ein Heer der Adligen unternahm einen Rachezug, ward von Hans von Paxlaff auf Mechenthin über die Persante gesetzt und plünderte Semmerow und das benachbarte Seefeld. Am übelsten erging es Semmerow, als im 7jährigen Kriege die Russen Kolberg belagerten. Eine Abteilung bezog zwischen Gr. Jestin und Semmerow ein Lager, brach, ohne zu fragen, einfach die Gebäude des Dorfes ab und unterhielt mit dem Holz ihre Lagerfeuer.
Nach dem 7jährigen Kriege ward der Vorwerkshof nicht wieder aufgebaut, das Land vielmehr unter 10 Bauernhöfe geteilt. Die ersten 10 Bauern hießen: Jakob Kröning, Joahim Fitzner, Hans Mancke, Martin Gabs, Hans Gehrke, Christian Wuthke. Außer diesen fristete Peter Papke als Hirte des Viehes sein Dasein. Der Acker befand sich nach dem Kriege in sehr verwahrlostem Zustande, die meisten Felder waren mit Brimkraut (Besenginster) überwachsen. In Betreff mehrer Schläge gab die Königliche Kriegs- und Domänenkammer den Bauern den Rat, doch ja nicht das Brimkraut abzuhacken, weil dann der flüchtige Sand die umliegenden Acker verderben könnte. Von 1 Scheffel Aussaat an Korn wurden höchsten 3 1/2 Scheffel geerntet. 2 Morgen Wiesen lieferten nur 1 Fuder Heu. In Bezug auf die Wurthen sagt das Semmerower Feldregister vom Jahre 1763: „Die Wurthen sind auf dieser Feldmark das beste Land und kann ein jeder Wirth wohl 3 Scheffel Gerste nach dem Durchschnitt säen. Ferner ward der Rat gegeben, auf dem sandigen Fichtkämpe anzusäen.“ Diese, wie die Hütungen, besaßen die Bauern gemeinsam. Bei der Separation im Jahre 1847 erhielt indes jeder Bauer seinen Anteil besonders. Zwischen Semmerow und dem Eulenberge besaß der Kolberger Magistrat einen großen Buchwald, in welchem die Bauern das Hütungsrecht hatten. Diesen Wald überließ der Magistrat 1843 der Ortschaft gegen Zahlung einer jährlichen Rente. Wie alle frommen und getreuen Untertanen gaben auch die Semmerower willig den Schoß, dem der Schoß gebührte. An die Stadt hatten sie Dienstfuhren und Handdienste zu leisten. Man nannte dies „Burg- und Baudienste“. An das St.-Spiritus-Hospital in Kolberg mußte eine Abgabe an Roggen entrichtet werden. Diese Dienste und Abgaben sind 1842 bzw. 1855 in die sogenannte Rentenbankrente umgewandelt worden. An das Domkapitel zu Kolberg mußte Semmerow jährlich 40 Scheffel 11 1/2 Metzen Roggen und 54 Scheffel 3 3/4 Metzen Hafer liefern. Nach Ablösung des Domkapitels empfing das Königliche Domänen-Rentamt diese Abgabe. Auch diese ward in eine Rente umgewandelt, welche Domänenrente hieß.
Aus der weiteren Geschichte des Dorfes ist wenig zu berichten, was Anspruch auf allgemeines Interesse erheben könnte. Nur eine Begebenheit möge Erwähnung finden: Im Jahre 1898 wollte ein fünfjähriger Knabe an der Giebelwand des elterlichen Hauses Äpfel braten. Er entzündete ein Feuer, welches nicht nur die Äpfel gründlich briet, sondern auch noch neun Gebäude des Dorfes in Asche legte. Aus der Asche erhoben sich neue Gebäude, so daß jetzt die Ortschaft in verjüngter Gestalt sich den Blicken darbietet.


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Tote des Kirchspiels Garrin von 11.1945 bis 03.1952 (Quelle: Kolberger Zeitung)

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