Schleps

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Schleps / Slepce

(Amtsbezirk Rogzow, Kirchspiel Stolzenberg)

Daten Stand 1937
249 Einwohner, 47 Haushalte
Bürgermeister Max KOFFKE, Pastor Johannes HARTER, Standesbeamter Hermann KANNIEß (Stolzenberg), 1.Lehrer Bruno GAST
Wohnplätze: Emmyhütte, Neu Schleps

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.


Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Schleps
Früher auch Schlebitz geschrieben, erstreckt sich 3 km lang fast unmittelbar an der Chaussee, die von Kolberg nach Schivelbein führt. Es ist nach Rogzow eingepfarrt und wurde dann in einen Gemeindebezirk umgewandelt.
Das jetzige Schleps setzt sich zusammen aus Alt- und Neu-Schleps und Emmyhütte. Es gehörte bis zum Jahre 1876 zu dem 1690 ha großen Rittergute Leppin. Die Geschichte von Schleps ist daher bis zum Jahre 1876 die des Dorfes Leppin. Nach einer im Pfarrarchiv zu Ramelow befindlichen lateinischen Urkunde gehörte Leppin und Schleps 1322 der Familie von Blankenburg. Um diese Zeit wurden nämlich die Brüder von Blankenburg von ihrem Lehnsherrn, dem Bischof Conrad IV. von Cammin, des Schlosses Rogzow, Leppin und Pernenzien für verlustig erklärt. Später aber, nachdem sich der Herzog Wratislav IV. von Wolgast ins Mittel gelegt, und der Bischof durch Abtretung der Dörfer Klemen, Wildenhagen und Klotzow seitens des Herzogs Barnim von Stettin zufrieden gestellt war, gab derselbe die konfiszierten Güter wieder heraus. Die Übergabe derselben erfolgte am 24. Oktober 1322. Dieser im Fürstentumer Kreise angesessene Zweig der Familie Blankenburg teilte sich nach den 4 Brüdern in 4 Linien, deren eine die Dörfer Rogzow, Leppin, Schleps und Post-Gasthof (Neugasthof) innehatte, die bis Ende des 18. Jahrhunderts ein altes Lehen der Familie Blankenburg geblieben sind, worauf dann die Erb- und Allodialeigenschaft dieser Herrschaft infolge Lehnsentsagung eintrat. Henning von Blankenburg erwarb durch Erbfolge Leppin und Rogzow im Jahre 1780 für 75 000 M, um sie 1797 für 285 000 M an den Ritterschaftsrat von Heyden zu verkaufen. Beide Güter und das Gut Schwartow erstand dann 1800 der Major von der Reck für 418 500 M, um diese 3 Güter im Jahr 1804 an den oben genannten von Blankenburg für 312 000 M zu veräußern. Im Jahre 1822 geriet der Besitzer in Konkurs, und in der Zwangsversteigerung erhielt der Handelsmann Normann für die Güter Leppin und Rogzow mit 178 800 M den Zuschlag. Dieser teilte die Besitzung und verkaufte mit erheblichem Gewinn im Jahre 1831 das Gut Leppin allein an den früheren Gutspächter Christoph Steffenhagen, der letzteres sodann 1845 für 120 000 M seinem Sohn August Steffenhagen überließ. Diesem Besitzer verdankt das Gut die Rieselanlage am Leppiner Mühlenbach und am „Krummen Wasser“ sowie den Bau der Spiritusbrennerei. August Steffenhagen nimmt auch das Verdienst für sich in Anspruch, den Lupinenbau in hiesiger Gegend heimisch gemacht zu haben. Ein forstwirtschaftliches Unternehmen desselben, den Kösliner Eisenhammer mit Kohlen aus der Leppiner Forst zu versorgen, hat ihm bedeutende finanzielle Verluste gebracht; ebenso ein anderes Unternehmen, Klafterholz auf dem „Krummen Wasser“ in die Persante und auf dieser nach Kolberg zu flößen.
Im Jahre 1854 kaufte der Kaufmann Matthias Moses das Gut Leppin für 256 500 M, um es 1856 für 255 000 M an den Freiherrn August von Borgstede zu veräußern. Dieser erbaute in Schleps auf dem südlichen Teile eine Glashütte, Emmyhütte genannt, die sich jedoch nicht rentierte. Als im Jahr 1866 auch in Leppin die Cholera ausbrach und in 4 Tagen 13 Personen fortraffte, erwies sich in dieser Zeit des Schreckens der Herr von Borgstede als echter Samariter den Kranken gegenüber, indem er sie besuchte und ihnen allerlei Erfrischungen brachte. Im Jahre 1871 ging Leppin mit den beiden Vorwerken Alt- und Neu-Schleps nebst der Glasfabrik Emmyhütte an den Grafen Kleist-Juchow über. Dieser geriet nach wenigen Monaten in Konkurs, aus dem 1871 der Rittergutsbesitzer Riedel für 300 000 M Leppin in der Zwangsversteigerung erstand. Ein Jahr später kaufte das Gut der Rentier Zielke für 425 950 M, um es im Jahre 1876 aufzuteilen. Das Gut Leppin ohne die Vorwerke kaufte der Besitzer Clericus, die Forst und die Rieselwiesen der Landesdirektor von der Goltz, während beide Schleps nebst Emmyhütte bis zum Jahre 1887 den Handelsleuten Jakobus, Mannheim und Müller verblieben. Dieselben stellten schon den Betrieb der Glashütte im Jahre 1877 ein und gründeten in Emmyhütte 80 Pachtkolonien, jede zu 30 Morgen. Die Pächter hatten dafür einen jährlichen Pachtzins von 150 M zu zahlen.
In Alt-Schleps erbauten diese Besitzer ein neues herrschaftliches Wohnhaus. Nach ihnen wurden Besitzer von Schleps die Gebrüder Dr. Franz Hämmerlein und Apotheker Eduard Hämmerlein. Unter ihnen verkleinerte sich der Schulort Neu-Schleps dermaßen, daß außer der Schule nur noch ein kümmerliches Tagelöhnerhaus übrig blieb. Neu-Schleps soll aus Meliorationsgeldern, welche Friedrich der Große den einzelnen Provinzen überwies, nach dem siebenjährigen Kriege gegründet worden sein. Darauf ist es wohl auch zurückzuführen, daß dort früher 5 Kossäten ansässig gewesen sind.
Unter dem häufigen Wechsel der Besitzer führten die Bewohner des Dörfleins Schleps ein idyllisches Dasein. Manche Stunde des Tages wurde auf der herrschaftlichen Feldmark im süßen Nichtstun hingebracht. Die 11-Uhr-Fanfare war für die Hausfrauen, die regelmäßig vormittags öffentliche Versammlung hielten, das Signal, dieselbe zu schließen und sich zur Bereitung des Mittagsmahles in ihre Häuslichkeit zu begeben. Mehrere Meilen im Umkreis war Neu-Schleps seiner Esel wegen bekannt, deren drei am Orte waren und in regelmäßigen Zwischenräumen ihr „ia“ in die Welt hinaus schrien. Spukgeschichten, Aberglaube und Märchen von vergrabenen Schätzen hatten auch in dieses weltverlorene Dörfchen den Weg gefunden und hatten an den Bewohnern ein dankbares Publikum. Kein guter Mann von Schleps ging ohne zwingende Gründe in vorgerückter Abendstunde an einem kleinen Weiher am Wege nach Rogzow vorüber, weil dort schon mancher von nächtlichem Spuk geäfft worden sein sollte. Man brachte diesen angeblichen Spuk mit der Poratzsage in Verbindung, nach welcher beim Umzuge einer Familie ein Kind mit der Wiege in dem stillen Wasser des Weihers, dessen Fluten damals noch die Ränder der vorüberführenden Landstraße bespülten, ertrunken sein soll. Die verzweifelte Mutter habe darauf das heimtückische Wasser, das ihr das Liebste geraubt, mit ihrem Fluche belegt: „Der Poratz solle bis auf eine Fläche von der Größe einer Wiege zuwachsen“. Tatsächlich verliert der Poratz von Jahr zu Jahr an Flächeninhalt. Auch seine Dorfhexe hatte Schleps, deren bösen Künsten manches „Güssel“ und manches Ferkel am Ort zum Opfer gefallen sein soll. Wenn den Hausfrauen an gewitterschwülen Tagen das Buttern mißriet, sollte die Hexe ihre Hand im Spiele haben. Um nun das Buttern dem bösen Einfluß der Hexe zu entziehen, wurde ein roter Flicken unter das Butterfaß gelegt. Auf dem Schulacker hinter dem Schulhause wollten die Bewohner wiederholt flackernde bläuliche Feuerflämmchen gesehen haben und schlossen daraus auf das Vorhandensein eines verborgenen Schatzes.
Der Weg, den heute Neu-Schleps und Emmyhütte verbindet, führte in seiner Verlängerung nach Süden über Stolzenberg und Falkenberg nach Schivelbein, in seiner nördlichen Verlängerung nach Kolberg und ist am Anfang des 19. Jahrhunderts eine verkehrsreiche Landstraße gewesen, auf welcher von der Kolberger Saline das Salz in die Binnenstädte Hinterpommerns befördert wurde. Die Chaussee, welche Kolberg und Schivelbein verbindet, wurde zu Anfang der sechziger Jahre gebaut. Das Jahr 1902 bedeutet für die Ortschaft Schleps den Beginn einer neuen Ära sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung. Denn nach dem Tode des oben erwähnten Dr. Hämmerlein verkaufte dessen Bruder für 181 000 M das Gut an zwei Greifenberger Herren, den Baumeister Bruß und Kaufmann Lange. Dieselben haben den erworbenen Besitz aufgeteilt, so daß eine große Anzahl von kleineren Rentengütern entstanden ist, die mit den neuen Gebäuden dem alten Schleps ein völlig neues Aussehen gegeben haben.


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