Rogzow

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Kirche in Rogzow

Rogzow / Rokosowo

(Amtsbezirk Rogzow, Kirchspiel Karvin)

Daten Stand 1937
525 Einwohner, 97 Haushalte
Bürgermeister Friedr. Wilh. KLETTNER, Pastor Dietrich SCHMIDT (Karvin), Standesbeamter Herm. KANNIEß (Stolzenberg), 1. Lehrer Gustav BORK (Rogzow), Gustav TOEBE (Leppin), Gastwirt Friedr. WEIHER
Wohnplätze: Gut Rogzow, Leppin / Lepino, Neugasthof / Slowenkow, Rogzower Mühle

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.


Originalzitate aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Rogzow
Rittergut nebst einem kleinen Gemeindebezirk, hat 346 Einwohner und wird von den Gütern Ramelow, Dumzin, Bartin, Leppin und Neugasthof begrenzt.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts war Rogzow ein altes Lehen der Familie von Blanckenburg. Im Jahre 1780 war Henning von Blanckenburg Besitzer von Rogzow. Dieser verkaufte Rogzow zusammen mit dem angrenzenden Leppin, das ihm auch gehörte, im Jahre 1797 für 285 000 M an den Ritterschaftsrat Leopold Karl Friedrich von Heyden. Aber schon nach 3 Jahren gingen diese Güter in den Besitz des Preußischen Majors und Direktors des Westpreußischen Kadetten-Instituts Ernst Sigismund Wilhelm Freiherrn von der Reck über. 4 Jahre später hatte Rogzow schon wieder einen andern Besitzer, einen Herrn von Blanckenburg. Dieser geriet im Jahr 1822 in Konkurs und in der Zwangsversteigerung erhielt der Handelsmann Normann für die Güter Rogzow und Leppin mit 178 800 M den Zuschlag. Zu feiner Zeit bestand Rogzow aus einem herrschaftlichen Gute nebst Schäferei im Dorfe, aus zwei Feldvorwerken, große und kleine Meierei genannt. Weiter gehörte zu Rogzow die mit Hilfe Königlicher Meliorationsgelder erbaute Kolonie Neugasthof, welche ein Vorwerk, einen Krug und acht Familienhäuser enthielt. Zehn Bauerhöfe waren in Rogzow bereits vor dem Jahr 1808 von dem herrschaftlichen Gute eingezogen. Die Wohnhäuser waren Tagelöhnerhäuser geworden. Es bestanden aber noch 4 Bauerhöfe, 3 Kossäthenhöfe, ein Büdnerhaus, ein Schulzenamt, eine Wassermühle, Küsterei und Schule, Kirche und Pfarrhaus.
Im Jahre 1832 verkaufte Eduard Normann zu Leppin das Rittergut Rogzow nebst den dazu gehörigen Vorwerken Neugasthof, der großen und kleinen Meierei nebst Erbpachtsmühle für 42 600 Taler an den Oekonom Johann Steffenhagen in Bartin. Im der Familie Steffenhagen blieb Rogzow nun längere Zeit. 1850 starb Johann Steffenhagen; die Witwe behielt das Gut bis zur Großjährigkeit des ältesten Sohnes Emil Steffenhagen im Jahre 1856. Fast 30 Jahre hat dieser dann Rogzow bewirtschaftet, bis es diesem Gut ebenso erging, wie so vielen in den achtziger Jahren. Es geriet 1885 in Konkurs, nachdem Neugasthof unter einem Bruder des Emil Steffenhagen wenige Wochen vorher schon das gleiche Schicksal erlitten hatte. In der Subhastation kaufte Rogzow ein Kaufmann Lübke aus Stettin. Im Jahre 1837 ging dann das Rittergut ohne irgend welche Vorwerke für 495 500 M in den Besitz des Landesdirektors Dr. Freiherrn von der Goltz auf Kreitzig über, der es durch Administratoren bewirtschaften ließ, bis 1897 der Sohn des Besitzers, Magnus Freiherr von der Goltz, die Bewirtschaftung des Gutes selbst übernahm.
In den beiden letzten Jahrzehnten haben nun in Rogzow mancherlei Veränderungen stattgefunden. Mehrere große Ställe wurden gebaut, geräumige Wohnungen für eine ganze Anzahl von Familien eingerichtet. Vor allem aber wurde die Dorfstraße gepflastert, nachdem man Jahrhunderte lang, mit Ausschluß weniger Monate im Jahr, stets hatte durch den mehr als fußtiefen und zähesten Schmutz stampfen müssen. Noch heute ist Rogzow weithin übel berüchtigt durch seine vielfach grundlosen Wege. Aber im Sommer hat es in anderer Weise etwas „Anziehendes“ durch die schmucken und wohlgepflegten Gärten vor fast jeden Tagelöhners Tür und durch die fruchtbaren Felder um das Dorf herum. Das, was Sumpf und Umland war, ist vielfach in anmutige, klare Teiche umgewandelt, in denen man der Karpfen oder Forellen Schar in quellreinem Wasser oft sich tummeln sehen kann. Wenn Rogzow auch von den nächsten Städten recht weit entfernt liegt und zur Zeit noch immer einer Chaussee entbehrt, wird solche doch von der nächsten Zukunft erhofft. Einen Vorzug vor vielen andern Dörfern kann es aber doch schon aufweisen, daß es fast in unmittelbarer Nähe des Dorfes einen Haltepunkt der Kleinbahn hat, die von Stolzenberg aus den Verkehr nach Kolberg vermittelt.
Nachdem im Jahr 1906 auch der letzte Bauerhof vom Gut aufgekauft worden ist, gehören zum Gemeindebezirk Rogzow nur noch einige Handwerker, ein Pächter, ein Gastwirt, Kaufmann, Mühlenbesitzer, Lehrer und Pastor. Der Gasthof ist seit dem Jahre 1799, also bereits 109 Jahre lang, in den Händen der Familie Nörenberg, die Wassermühle seit 1801 in den Händen der Familie Pommerening. Rogzow ist Pfarrort, wozu das Filial Stolzenberg gehört.
Die Kirche ist ein Fachwerkbau ohne Turm. In der Umgebung des Altars befinden sich mehrere mittelalterliche Heiligenfiguren; die größten, etwa 95 cm hoch, Maria, St. Anna, St. Michael, St. Georg u. A. Altar und Kanzel sind vereinigt. Eine Taufschüssel von Messing ist wohl Nürnberger Arbeit, doch ohne die bekannte Minuskel-Umschrift. Erhalten sind ferner zwei Bruchstücke von gemalten Scheiben, das interessanteste Bildchen stellt den „Pfarrherrn Jacobus Segerus zu Rochzow“ auf der Kanzel dar. Von den Glocken ist eine mittelalterlich mit schwer lesbarer Inschrift, die andere stammt aus dem Jahre 1608 und enthält nur Namen, besonders häufig den Namen Blanckenborch.
Zur Kirchengemeinde Rogzow gehören noch Leppin, Schleps, Neugasthof und Meierei. In letzterem Ort findet aber alle 14 Tage in der dortigen Arbeiterkolonie besonders Gottesdienst durch den Pastor von Rogzow statt. In Rogzow war bereits im Jahr 1777 ein Pastor Hübner im Pfarramt. Ihm folgte im Jahr 1815 der Pastor Radewald. Derselbe wurde 1836 emeritiert. Bis zu dessen Tode im Jahr 1863 blieb die Pfarrstelle unbesetzt. Während dieser 27 Jahre teilten sich in die Verwaltung des Pfarramts der Pastor in Karvin und der Pastor in Petershagen dergestalt, daß ersterer im der Kirchengemeinde Rogzow das Amt versah und letzterer in Stolzenberg. Zu dieser Zeit wurden auch die Pfarrakten nach Karvin geschafft, wo die meisten von ihnen beim Brande des dortigen Pfarrhauses am 1. Juni 1863 ein Raub der Flammen wurden. Auch verbrannten sämtliche Wertpapiere der Kirche von Rogzow, Abendmahlsgeräte und das älteste Kirchenbuch der Parochie. Darum läßt sich auch über die Geschichte der Kirchgebäude nichts mehr ermitteln. Die Kirche scheint früher einen Turm gehabt zu haben, der aber wegen Baufälligkeit abgebrochen worden ist. Auf Radewald folgte der Pastor Rodenwaldt, welcher von 1856-1863 Pastor in Wusterwitz (Synode Dramburg) gewesen war und am 18. Oktober 1863 in das Pfarramt zu Rogzow eingeführt.

Leppin
Rittergut an der Gr. Jestiner Kleinbahn in der Nähe von Stolzenberg, hatte früher eine Kirche, dessen Gebäude jedoch schon vor ca. 150 Jahren eingestürzt ist und nicht mehr wiederhergestellt wurde; es ist jetzt nach Rogzow eingepfarrt.
Bei Leppin sind im Jahre 1773 für 1900 Taler bewilligte Unterstützungsgelder verschiedene Meliorationen ausgeführt worden, wogegen das Gut mit einer jährlichen Abgabe von 38 Talern zum Provinzialschulfonds belastet wurde. Der Ort war bereits im Jahre 1322 Blankenburg’sches Lehen, wie aus einer im Pfarrarchiv zu Ramelow befindlichen lateinischen Urkunde hervorgeht. Ein Belehnungsprotokoll vom Jahre 1655 bestätigt diese Angabe. Henning Anselm von Blankenburg, Prälat des Domstifts Kammin, scheint es gewesen zu sein, welcher ums Jahr 1750 das Vorwerk Blankenburgsfelde, jetzt Neu Schleps genannt, anlegte. Mutmaßlich der letzte seiner Familie zu Leppin war Leutnant Henning von Blankenburg, der in der Vasallen-Tabelle von 1804 vorkommt.
Das jetzige Rittergut umfaßt ca. 572 ha und hat Dampfmolkerei, Milchwirtschaft und Käserei. Besitzer ist Ernst Klettner.

Neugasthof
Gut in Größe von ca. 810 ha, zum Amtsgerichtsbezirk Körlin gehörend, ist der Kirche zu Rogzow eingepfarrt, ehemals Vorwerk von Rogzow.
War im Anfange des 18. Jahrhunderts als Post-Gasthof auf dem Acker des damals schon seit sehr langer Zeit eingegangenen Vorwerks Damerow angelegt und so genannt, weil die Poststraße von Naugard nach Körlin hier vorüber führte. Es bestand ehedem nur aus einem Wirtshause und einer Wohnung für die Postknechte; im Jahre 1773 aber wurde bei demselben das Vorwerk und noch 6 Büdner sowie eine Schmiede angelegt. Im Jahre 1899 ist das Gut von dem Gutsbezirke Rogzow abgetrennt und ein selbständiger Gutsbezirk geworden.
Das Gut gehörte 1908 dem Rechtsanwalt Robert Danielewiez in Berlin.


KolbZeit_12_1955

Quelle: Kolberger Zeitung, Ausgabe Dez. 1955

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