Groß Jestin / Goscino
(Amtsbezirk Groß Jestin, Kirchspiel Groß Jestin)
Daten Stand 1937
2.311 Einwohner, 512 Haushalte
Bürgermeister Emil SYRING, Pastor Kurt SCHARDIN, Standesbeamter Emil SYRING, 1.Lehrer Gerhard LIPS (Groß Jestin), Kurt SCHALLA (Moltow), Paul HINTZE (Plauenthin), Arzt Dr. Erich TOLKS, Zahnarzt Ludwig MISCHKE, Tierarzt Dr. Otto RHEINBOLDT, Apotheker Erich LANGNER, Hebamme Anna LEMKE, Gastwirte Emil DAßOW, Emil SCHWARTZ, Hulda ZERNOTT, Johannes RAASCH
Vereine: Kriegerverein (Emil STANGE), Sportverein (Kurt SCHWARZ), Gesangverein (Ernst REINKE)
Wohnplätze: Abbau Groß Jestin, Eulenberg (Schneidemühle), Gut Groß Jestin / Goscino-Dwor, Kleinbahnhof, Vorwerk Groß Jestin, Groß Jestiner Mühle, Johannesberg / Lubkowice, Kämitz / Kamica, Kämitzfeld / Kamiczka, Karlshof / Jarogniew, Koppelbruch / Kopiel, Moltow / Moltowo, Moltower Siedlung, Ziegelei Moltow, Plauenthin / Plawecin, Seeberge / Jezierna, Seehof / Jeziorki
Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.
Originalzitate aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909
Groß Jestin
Kirchdorf mit ca. 1500 Einwohnern, an der Kolberger Kleinbahn, in einer Ebene am Mühlenbach gelegen, hat Spar- und Darlehnskasse, gehört zum Amtsgerichtsbezirk Kolberg und ist ein uraltes Besitztum der Stadt Kolberg. Der Magistrat kaufte dieses Dorf im Jahre 1290 von der Abtei Doberan, wie man aus den Bestätigungsbriefen der Bischöfe Johann und Philipp von 1347 und 1370 ersieht.
Vorher war es im Besitz einer Familie, welche nach diesem Dorfe den Namen führte und es vom Doberan’schen Kloster zu Lehen trug. Mindestens wird 1276 ein Nicolaus von Jestin als dort seßhaft genannt. Mutmaßlich starb dieses Geschlecht aus, infolgedessen die Stadt Kolberg mit Gr. Jestin belehnt wurde. Im 18. Jahrhundert ließ der damalige Pfarrer zu Gr. Jestin, Lucas Kundenreich, von der reichen Kolberger Familie, aus eigenen Mitteln nicht nur die Küsterwohnung und ein Armenhaus erbauen, sondern errichtete auch 1749 ein Kornmagazin, aus welchem den Bewohnern des Kirchspiels unter gewissen Bedingungen ein Vorschuß gereicht wurde.
Karlshof ist ein Vorwerk und liegt bei Gr. Jestin; ebenso das Gut Johannisberg in Größe von ca. 349 ha. Dies letztere gehört dem Kommerzienrat O. Hindenberg – Kolberg.
Kämitz
Früher Holzwarterei, dann Gut in Größe von ca. 300 ha, liegt in anmutiger Gegend, 20 km von Kolberg, 4 km von Gr. Jestin entfernt, an der Kleinbahnstrecke Kolberg – Regenwalde mit der Zweiglinie Gr. Jestin – Stolzenberg, an dem romantischen Kämitzsee. Besitzer des Gutes ist 1908 E. Laue.
Moltow
Rittergut in der Nähe von Gr. Jestin, in Größe von ca. 574 ha, es gehört zu den Gütern, denen Friedrich II. im Jahre 1776 landesherrliche Unterstützungsgelder im Betrage von 2900 Talern behufs Ausführung von Meliorationen zufließen ließ, gegen 58 Taler jährlichen Beitrag zum Gnaden-Pensionsfonds für adlige Witwen und Waisen.
Moltow kommt in den Urkunden schon im 14. Jahrhundert vor. Es gehört den Frezen oder Brezen, einer alten ritterlichen Familie, von der Hildebrand, Nicolaus und Eggert 1367 in einem Grenzvergleich mit dem Nachbardorfe Krühne genannt wurden. In der Folge wurde das Gut Blankenburg’sches Lehn. 1572 saßen Hans Jürgen und Jacob Blankenburg zu Moltow und Moetzelin. 1631 wird Jacob von Blankenburgs Witwe zu Moltow genannt. Von Bernd von Blankenburg kam das Gut an seinen Sohn Carl Christoph, dessen Brüder sich am 14. Dezember 1748 dahin verglichen, daß Dionysius Friedrich dem Henning Bernd von Blankenburg dieses Gut abtrat. 1766 wurde es dem Hauptmann Casper von Briesen zugeschlagen und am 10. Juni 1774 dem Leutnant Joachim Friedrich von Bonin verkauft. Von diesem gelangte Moltow samt Kl. Pobloth und Priddargen für den Preis von 21 000 Talern im Jahre 1798 an den Geh. Kommerzienrat Philipp von Braunschweig in Kolberg, in dessen Familie sich Moltow 1908 noch befand.
Plauenthin
Nach älterer Schreibart Plauwenthin oder Plawentin, Rittergut in Größe von ca. 587 ha an der Kolberger Kleinbahn, hat Dampfbrennerei.
Das Gut war im 16. Jahrhundert, und wahrscheinlich schon vorher, ein Lehn der Blankenburgs, in deren Lehn-Brief es auch noch 1655 genannt wird; dann aber wurde es ein Krokow’sches Lehn, auf dem Ernst von Krokow, kurbrandenburgisch-pommerscher Reg.- und Hofgerichtspräsident, Erbherr war. Nach dessen Ableben 1694 wurde Plauenthin ein Lehn der Kamekes, mit dem dann Paul Wedig von Kameke und seine männlichen Erben am 25. Juli 1714 belehnt wurden. Tessen Ulrich von Bonin kaufte es am 13. Juli 1719 erblich von Paul Wedig von Kameke und hinterließ es seinen beiden Söhnen, welche mit demselben belehnt wurden. Nach dem Teilungsvergleiche vom 17. August 1748 bekam es der jüngste Sohn, der Leutnant Otto von Bonin, welcher es am 19. Februar 1750 wiederkäuflich auf 25 Jahre, darauf aber, mit Einwilligung seines Bruders Ulrich, am 1. Dezember 1750 zu Erb- und Lehnrechten an den Major Caspar von Cronenfels verkaufte.
Der häufige Wechsel im Besitztitel, welcher im 18. Jahrhundert stattgefunden, hat sich auch auf das 19. Jahrhundert fortgepflanzt, indem das Gut durch Kauf und Verkauf an
verschiedene Besitzer übergegangen ist. 1804 findet sich Leutnant Carl von Echmann auf Plauenthin, der dies Gut und Neurese B für 22 000 Taler gekauft hatte. 1849 wurde dieses Gut an den Leutnant Georg von Petersdorff für 50 000 Taler verkauft. Dieser veräußerte es wieder am 23. Juli 1853 für 54 500 Taler an N. von Manteuffel. Als Größe des Gutes sind damals 2811 Morgen angegeben. Dieser veräußerte das Gut an den Rentner Eduard Berndt aus Stettin 1865 für 115 000 Taler. Dann ist Franz Holdorff Besitzer gewesen.
Das Rittergut war 1908 im Besitz von Otto Bellin.
Seehof
Früher Gut in Größe von 122,65 ha, wurde 1891 parzelliert und daraus neue Wirtschaften gebildet. Später ist es ein Vorwerk zu Gr. Jestin.
Grabsteine auf dem Lapidarium in Groß Jestin (Klick zur vergrößerten Ansicht)