Garrin

Kirche in Garrin


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Garrin / Charzyno

(Amtsbezirk Garrin, Kirchspiel Garrin)

Daten Stand 1937
956 Einwohner, 185 Haushalte
Bürgermeister Erich SCHULZ, Pastor Siegfried BUBLITZ, Standesbeamter Erich SCHULZ, 1.Lehrer Paul BORTH, Gastwirt Laura FIß

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.


Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Garrin
Kirchdorf mit ca. 1000 Einwohnern an der Strecke der Kolberg-Regenwalder Kleinbahn, zum Amtsgerichtsbezirk Kolberg gehörig, hat Spar- und Darlehnskasse.
In Urkunden vom Jahr 1221 Gharin, 1276 Charin, 1356 Garyn geschrieben, war der Ort ehemals ebenfalls ein Kolberger Domkapitelsdorf; es ist ein Teil der Schenkung der Herzogin Ingardis, die bereits im Berichte über Bogenthin erwähnt. Als Besitzer wird bereits 1310 Lubbo v. Glasenapp genannt. Nach einer alten Urkunde soll um Garrin eine schöne Waldung gestanden haben, die aber im 16. Jahrhundert auf Befehl des Herzogs Casimir abgeholzt worden ist. Im Jahre 1718 wurden sowohl in Garrin, wie in Bartin und Damgard wieder Fichten angepflanzt, die aber bei der russischen Belagerung Kolbergs wieder vernichtet wurden.
Eine urkundliche Nachricht vom Jahre 1363 basagt, daß das Kapitel in Kolberg in Garrin einen Präfekten namens Thidericus, und nach diesem Hinricus de Yerchowe gehabt hat. In der Urkunde heißt es ferner, daß der zuletzt erwähnte von seines Vorgängers Brüdern und Söhnen 2 Hufen für 150 M gewöhnlicher Pfennige gekauft habe und er mit diesen Hufen vom Kolberger Dompropste frei von allen Diensten belohnt worden sei, wogegen er sich verbindlich gemacht, die Oberaufsicht im ganzen Dorfe zu führen und für Aufrechterhaltung der Ordnung und namentlich dafür zu sorgen, daß in der Holzung keine Verwüstungen angerichtet würden.
In alten Zeiten hatte der Ort keine Mühle, sondern bediente sich der Mühle zu Nehmer, woraus sich im Jahre 1363 kein geringer Streit entspann. Denn da das Kolberger Domkapitel aus der Mühle zu Nehmer eine jährliche Pacht zu heben hatte, so versagte man ihnen die Hälfte der Pachtgefälle aus dem Grunde, weil Seefeld und Garrin als Mahlgäste von Nehmer sich vorgezogen hätten. Am 2. März 1363 wurde der Streit aber gütlich entschieden, daß dem Kapitel zu Kolberg die Hälfte der jährlichen Mühlenpacht nebst der Gerechtsame an der Mühle zugehöre und deshalb also verglichen, „daß Johannes Rarfin wie auch Vincentius Nehmer sollten gehalten sein, dem Kapitel nach Kolberg die halbe Mühlenpacht in natura jährlich zu rechter Zeit auf ihren eigenen Wagen zu liefern, und sofern diese sich der schuldigen halben Pacht ferner entziehen würden, sollte ohne Widerspruch die andere Hälfte der gedachten Mühlenpacht auch dem Kapitel anheimfallen, wogegen die Domherren versprechen, die Einwohner von Garrin liebreich zu gewinnen, daß sie, solange sie keine eigene Mühle im Dorfe hätten, zu Nehmer mahlen möchten, doch daß solches keineswegs als eine Schuldigkeit angesehen werden sollte.“
Um das Jahr 1440 war der Priester Gogar oder Godgar, auch Godjar oder Godejar geschrieben, Verwalter des Pfarramts. Ihm folgte Virchow, der, wie sein Vorgänger, im Kloster zu Kolberg wohnte. Er hatte eine „unechte“ Tochter, die er an einen gewissen Havemann verheiratete, als Mitgift trat er ihm 2 Pfarrhufen ab, ließ ihm auch auf dem Pfarrhofe hinter der Scheune einen Kathen bauen, wonach diese Stelle noch lange Kathenhof genannt wurde. Trotzdem verarmte Havemann und lief davon.
Der Pastor Matthaeus Kempe, welcher im Jahre 1597 das Garriner Pfarramt übernahm, hatte von seiner Gemeinde viel Verfolgungen zu dulden, nicht einmal auf der Straße war er seines Lebens sicher. Besonders stand ihm ein Bauer Georg Simon nach dem Leben. Derselbe hatte eine Hufe Pfarracker lange benutzt, wollte sie nun aber nicht herausgeben, als der Pastor es forderte. Nur die energische behördliche Androhung von „Karrenstrafe“ hinderte ihn, sich am Pastor zu vergreifen. Während Kempes Amtszeit wurde das Garriner Feld durch ein „Gottes Wetter“, einen „Sandregen“ sehr versandet, mehrere Fuß hoch lagerte unfruchtbarster Sand auf dem früher „Erbsen“ tragenden Boden. Wie dies Naturereignis zu erklären, woher es gekommen, welchen Teil der Feldmark es befallen hat, weiß man nicht. Der Pastor klagt in einem lamentablen Unterstützungsgesuch, daß er nicht nur sehr großen Schaden, sondern auch den Schmerz habe, nun überall der „Sandpriester“ genannt zu werden.
Unter seiner Leitung wurde 1639 das Pfarrhaus erbaut, das bis 1828 stand. Wenn es auch von Pastor Schulz, der es 1827 „in sehr baufälligem Zustande“ vorfand, als ein Haus geschildert wird, das einem Bauernhause ähnlicher sah als einem Pfarrhause, ja zu den unansehnlichsten im ganzen Dorfe gehörte, weil es „ganz in uraltem Baustyle“ erbaut war, so mag es für seine Entstehungszeit ein ganz schöner und praktischer Bau gewesen sein. Über der Haustüre grüßte den Eintretenden der in den Balken mit lateinischen großen Buchstaben eingehauene Spruch: „Der Friede Gottes sei in diesem Hause 1639“.
Die Haustüre war keine Türe, sondern ein Tor, in welches ein Fuder Heu einfahren konnte, der Hausboden wurde als Heuboden benutzt, am einen Ende des Hauses waren Stallungen miteingebaut. Die lange Dauer des Hauses war der beste Beweis für die Festigkeit desselben, und gewiß haben seine Bewohner auch in diesem schlichten Hause manche frohe und gesegnete Stunde erlebt.
Im Jahre 1672 am 24. Juli wurde Karsten Kolterjahn´sche und Michael Schulz´sche und am 11. Oktober desselben Jahres Drewes Kinpap´sche verbrannt, und zwar da, wo die Garriner, Rossenthiner und Spieer Feldgrenzen zusammenstoßen. Der Pastor Scheunemann schreibt im Kirchenbuche: Hujus rei ego fui instigator, diese Sache habe ich aufgespürt, und gibt sich damit selbst das Urteil, daß er an die Hexerei, deren die genannten beschuldigt wurden, glaubte, und auch den Aberglauben teilte, daß an einer Stelle, wo 3 Dorf- oder Ackergrenzen zusammenstoßen, die Wirkung höherer böser Kräfte aufgehoben werden könne, ein Glaube, der dem jetzigen Pastor am Ende des hochgebildeten 19. Jahrhunderts als die Köpfe beherrschend und verwirrend entgegengetreten ist. Auch am 15. November 1672 mußte noch Hans Henke´sche wegen desselben Verbrechens den Scheiterhaufen besteigen, der diesmal am Schnittpunkt der Garrin – Seefeld – Semmerower Grenzen errichtet war, und am 12. April 1673 loderte wieder an der zuerst bezeichneten Stelle ein Holzstoß auf, diesmal dem Schneider Joachim Walder das Leben zu rauben, weil er – man lese und staune! – zweimal seiner Herrschaft entlaufen war!
Garrin wurde um die Mitte des 18. Jahrhunderts mehrmals von großen Feuersbrünsten heimgesucht, der größte Teil des Dorfes lag in Schutt und Asche, indes die Pfarre und das Pfarrhaus, welches der russische General Romanzow während der Belagerungen Kolbergs bewohnte, unversehrt blieben.
Die Pfarrländereien betrugen im ganzen 570 Morgen. Diese bewirtschaftete während seiner Amtszeit der Pastor Schultz in den Jahren 1827-1864 selbst. Auch ließ er das jetzige Pfarrhaus gleich im Anfang seiner hiesigen Tätigkeit aus Mauersteinen, die „in einer Feldziegelei auf dem Pfarracker gebrannt“ waren und eine unvergleichliche Festigkeit noch heute zeigen, fest und dauerhaft erbauen. In der Verteilung der Dorfflur, Separation, vertrat er mit Eifer und Erfolg die Interessen der geistlichen Institute. Die leidige Einrichtung, daß die Bauern und Eigentümer den Pfarracker mit ihren Gespannen bestellen, den Dünger ausfahren und die Ernte einfahren mußten, was zu ständigen Mißhelligkeiten für beide Teile Veranlassung gab, ließ er in reine Geldabgaben oder Roggenrente verwandeln. Für Anschonen der in der Separation übernommenen Flächen sorgte er in einer noch jetzt dankenswerten Weise. Bei seinem Tode hinterließ er in einer ausführlichen Chronik vieles, was er aus alten hiesigen Akten und aus dem Volksmunde mit Fleiß zusammengetragen hatte.
Garrin hat von den ältesten Zeiten her seine eigene Kirche gehabt. Eines Neubaues wird um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Erwähnung getan. Schon 1864 hatte der Pastor Schultz den Antrag auf Neubau der Kirche gestellt, da „das Mauerwerk wohl noch brauchbar sei, sie aber dem kirchlichen Bedürfnisse nicht mehr entspreche“, also wohl für die angewachsene Gemeinde zu klein sei. Trotz Drängen des Konsistorium wurde infolge Zögerns der Patronatsbehörde, der Königl. Regierung, doch erst im Jahre 1873 die alte Kirche auf Abbruch verkauft und zwar an den Bsuer Hartwig-Garrin. Der Unternehmer des Neubaues, Baumeister Marten-Kolberg, sollte bis 1. Okt. 1874 die Kirche fertiggestellt haben, aber erst am 3. Pfingsttag, am 18. Mai 1875, wurde der Grundstein unter dem Altar gelegt, im Herbst 1876 an einem nicht zu ermittelnden Tage konnte sie endlich eingeweiht werden. Die Kirche kostete mit Orgel M 47 606,50, davon zahlte die Kirchenkasse M 25 530,16, der Fiskus als Patron M 14 717,56, die Gemeinde M 7358,78 und leistete letztere außerdem die ziemlich umfangreichen Hand- und Spanndienste. Die Orgel hat 4200 M gekostet. Die alte wurde für 240 M nach Nelep verkauft.
Prediger an der Garriner Kirche waren: Godekinus Smylowe. Dieser vermachte 200 Marl zu einer Vikarie in Kolberg, welche seine Testaments-Vollstrecker im Jahre 1369 zu Stande brachten. Um 1440 war Grogar Verwalter des Pfarramts. Diesem folgten Karsten Föhrmann oder Vöhrmann oder Veermann und war zuerst katholischer Priester, sodann, nachdem er und mit ihm gewiß auch die Gemeinde Luthers Lehre angenommen hatten, der erste lutherische Pastor, und zwar auch der erste in Garrin auf der sog. Wedeme, dem Pfarrhausgrundstück, wohnende. Er wurde 1515 ins Predigtamt gewählt und von einem Superintendanten Marten ordiniert, er war 46 Jahre im Pfarramt und starb, 74 Jahre alt, am 6. Januar 1562. Als er starb, war sein Sohn Matthaeus noch im „akademischen Gymnasio zu Alt-Stettin“ und wurde ihm zuliebe auf Beschluß der Patronatsbehörde des Domkapitels in Kolberg die Stelle 2 Jahre unbesetzt gelassen. Ohne Universitätsstudium, das sein Vater in Greifswald und Rostock durchgemacht hatte, wurde Matthaeus Föhrmann am Palmsonntag des Jahres 1564 durch den Superintendenten Georg Venetus eingeführt und auf die augsburgische Konfession verpflichtet. Er starb 1596.
Sein Nachfolger wurde 1597 sein Schwiegersohn Matthaeus Krempe, er wurde am 3. Mai in sein Pfarramt eingeführt. Diesem folgte 1658 wieder sein Schwiegersohn Christianus Scheunemann, der im Jahre 1663, 86 Jahre alr, in Garrin starb; diesem 1698 wieder sein Schwiegersohn Adam Petersdorf. Er war ebenso wie sein Vorgänger 2 mal verheiratet. Sein Bild hing in der alten Garriner Kirche, wurde nach deren Abbruch auf dem Kornspeicherboden der Pfarre aufgehoben und verbrannte mit den Pfarrwirtschaftsgebäuden im Jahre 1883. Es hat den geistlichen Herrn in sehr beschmutzter Kleidung dargestellt und man erklärt dies durch folgende Tat. Er wettete mit einem Rossenthiner Bauer, daß er die sog. „Laken“ (wohl von lacus, der See, hier mächtige sumpfige Untiefen) auf der Papenwiese auf einem Pferde durchschwimmen könnte. Er wagte, es gelang und er gewann den ausbedungenen Preis, die Papenwiese, für die Garriner Pfarre. Das Ganze ist wohl eine Legende, da diese Wiese sicher schon früher zur Pfarre gehörte. Er starb am 21. Juni 1741.
Wieder folgte ein Schwiegersohn des Vorgängers: Christianus Fiddechow, geboren am 21. September 1688 in Kolberg. Nach 24 ½ jähriger Tätigkeit in Wisbuhr bei Köslin amtierte er in Garrin noch 19 ½ Jahre, zuletzt wohl schon recht hinfällig, denn, wie sein Vorgänger, war auch er Senior der Kolberger Synode und mußte sich zuletzt seinen Schwiegersohn zur Seite stellen lassen, der dann nach 3 ½ Jahren sein Nachfolger wurde. Übrigens erlag er einer durch den 7 jährigen Krieg hervorgebrachten ansteckenden Krankheit am 19. Januar 1762. Diesem folgte Georg Friedrich Glosemeyer, geboren am 29. Februar 1723 in Kolberg; er kam 1758 nach Garrin, heiratete am 29. November d. J. Catharine Marie Fiddechow, die aber am 17. Mai 1760 durch dieselbe Seuche von seiner Seite hinweggerafft wurde, wie auch Glosemeyer selbst schon am 18. Februar 1762 derselben Seuche [Anm.: Rote Ruhr] zur Beute fiel, die in dem damals ca. 600 Seelen zählenden Kirchspiele 165 Menschen dahinraffte.
Johann Gottfried Hill kam am 17. März 1762 von Nehmer nach Garrin. Weil bei der russischen Belagerung seine Gemeinde und sein Pfarrhaus zerstört wurden, ward ihm die Garrin´sche Gemeinde beigelegt, er behielt aber noch 18 Jahre hindurch gleichzeitig die Verwaltung des Nehmerschen Pfarramts. Er hat fünfmal geheiratet, dreimal hat er sich Pastorentöchter erkoren, einmal eine Pastorenwitwe und einmal eine Braut unbekannter Herkunft. Er war zuletzt auch Senior der Synode, bis er am 18. Februar 1802 starb.
Zu Ostern 1802 übernahm Johann George Kuschkow die Pfarre, nachdem er schon längere zeit seinem Vorgänger adjungiert gewesen war. Wende von Geburt aus der Lübbener Gegend, war er ein königstreuer Preuße und sammelte im Jahre 1808 mehr als 100 Taler aus der Garriner Gemeinde, die er dem Königspaare nach Memel übersandte und aus dem königklichen Kabinett einen herzlich freundlichen Dankesbrief empfing. Verheiratet war er mit Bernhardine von Rango, Tochter des früheren Diakons und Domherrn zu Kolberg von Rango. Die Ehe war kinderlos. Im Jahre 1827 am Johannistage trat dann Heinrich Ludwig Eduard Schultz in das Pfarramt zu Garrin ein. Er war Pastorsohn aus Wuhrow, studierte in Greifswald und Berlin, diente dort beim Garde-Schützen-Bataillon, war Konrektor und dann Rektor in Greifenberg, 1823-1827 Pastor in Drosedow und wie schon oben erwähnt, seit 1827 Pastor in Garrin. Er war dreimal verheiratet. In seinem amtlichen Leben hatt er viel Verdruß wegen der damals entstehenden Separation der Altlutheraner und des Übertrittes vieler zu den Methodisten. Gelegentlich großer Aufregung und körperlicher Erschütterung starb er plötzlich am Schlagfluß am 16. Juni 1864.
Bei der Wahl des Nachfolgers entstanden Streitigkeiten, die nach Ablauf des Gnadenjahres die Besetzung der Pfarre noch bis 1866 verzögerte. Friedrich Heinrich Wittenberg erhielt die Pfarre. In Berlin war sein Studium durch die Professoren Neander und Hengstenberg, und seine innere Entwicklung durch den Prediger Bachmann trefflich beeinflußt. Als Hauslehrer im Hause des bekannten von Gerlach wurde er durch Erbauungsstunden, die er zum Teil selbst hielt, durch Krankenbesuche immer tiefer ins Christentum und pastorale Arbeit geführt. Er war Pastor in Ratzebuhr, bis er entgegen den Bestrebungen eines Teils der Gemeinde, welche der Küster Gehrke leitete, am 13. Mai 1866 als Pastor in Garrin eingeführt wurde und zwar durch den Superintendenten der Synode Treptow, Müller in Langenhagen, da der Kolberger Superintendent Burkhardt selbst gern die Pfarre hatte haben wollen. Wittenberg verwaltete die Pfarre mit innerer Festigkeit, die ihn manchmal zu Uneinigkeiten mit vereinzelten Gemeindemitgliedern führten. Der größte und bessere Teil seiner Gemeinde wußte ihn ebenso sehr zu schätzen, wie die anderen Pastoren der Synode, deren „verdienter und beliebter Senior“ er war. (Er war dreimal verheiratet, neben den Gräbern der zwei ersten Frauen auf dem Garriner Kirchhof wurde auch er begraben.) Er hatte mit dem Bau der neuen Kirche sehr viel Arbeit, auch brachte ihm dieser manche Streitigkeit, z.B. wollte er die Längsachse der Kirche im rechten Winkel zur Kompaßrichtung, der Baumeister dagegen zur Richtung nach dem Nordpol. Trotzdem er hierin, wie oftmals, seien Willen nicht durchsetzte, war er mit der Gemeinde voll Freude, Lobens und Dankens, als man endlich in dem herrlichen Raume feiern und Gottes Wort verkündigt werden konnte. Und daß dies sein amtliches Wirken nicht erfolglos war, zeigte nicht nur die gewaltig große Teilnahme der Gemeinde, als er, gestorben am 29. Dezbr. 1880, neben seinen zwei im Tode ihm vorausgegangenen Frauen – die dritte überlebte ihn – bestattet wurde, sondern noch nach 25 Jahren waren die Segensspuren seiner Arbeit in der Gemeinde bemerkbar.
So konnte Pastor Johannes Otto Wolfgramm am 29. Januar 1882 in ein wohlvorbereitetes Arbeitsfeld eintreten. Er kam aus Kussow, wo er seit 1871 Pastor gewesen war und sich mit einem Freifräulein von Senfft-Pilsach vermählt hatte. Er verstand es, tief veranlagt und hochbegabt, Hohe und Niedere in Predigt und Bibelstunde zu sammeln, zu fesseln und die Tiefen des göttlichen Wortes wie auch die des menschlichen Herzens aufzudecken und in segensreiche Verbindung zu bringen. Oft waren zu den Bibelstunden beide Schulzimmer mit Zuhörern gefüllt. Daneben sammelte auch die Pfarrfrau die Jugend beiderlei Geschlechtes zu ernstem und fröhlichem Zusammensein im Pfarrhause um sich, wobei geistliche Volkslieder gesungen wurden, deren Melodien noch heute den Teilnehmern in lieber Erinnerung sind. Wie sehr die Gemeinde, besonders die Jugend an ihm hing, zeigte sich, als er im Herbst 1886 schwer erkrankte. Alle zur Konfirmation stehenden Kinder wollten lieber noch drei Monate auf die Konfirmation warten, als sich von einem anderen Pastor einsegnen zu lassen. Als er sodann zum Oberpfarrer am Mariendom und zum Superintendenten der Synode Kolberg vom Magistrat und Konsistorium erwählt war, verließ er – das einzige Mal, wo ein Pastor Garrin mit einer anderen Gemeinde vertauscht hat – seine ihn liebende und hoch verehrende Gemeinde.
Pastor Carl Hasenjaeger trat am 1. Juni 1887, von Gr.-Sabow kommend, die Pfarre an. Er stammte aus dem Belgarder Pfarrhause, besuchte das Gymnasium in Kolberg, die Universität in Leipzig und Greifswald, wo er den wert positiver, bekenntnistreuer Theologie immer besser kennen lernte. Nachdem er längere Zeit in Belgard, Ratzebuhr und Greifenberg im Schulamt tätig gewesen, wurde er Pastor in Gr.-Sabow, sodann von den Gemeindeorganen zu Garrin, denen er als Schwiegersohn des früheren Gutsbesitzers Gehrke-Neurese empfohlen und bekannt geworden war, hierher gewählt. Mit tüchtiger Redegabe ausgestattet, verstand er es auch unter der Kanzel die Leute so zu behandeln, wie sie behandelt werden wollen und müssen. Mit Ernst und Strenge, durch die man auch die Liebe wohl hindurchfühlen konnte, wußte er auf die Gemeinde sehr wohl zu wirken. Auch für pekuniäre Selbständigkeit der Gemeinde wußte er zu sorgen, indem der 1895 von Insassen der Gemeinde treu unterstützt, eine Spar- und Darlehnskasse gründete, welche sich zu großer Blüte entwickelt hat. Abgaben von Korn, Eiern u.a. ließ er endlich gänzlich ablösen. Nachdem er eben sein 50. Lebensjahr vollendet hatte, wurde er am 10. Oktober 1901 von einem Schlaganfall betroffen, den seine Korpulenz ihn nicht überwinden ließ; am folgenden Tag starb er.
Am 1. Februar 1903 übernahm Pastor Ulrich Bublitz das Pfarramt, von Borntuchen (Kr. Bütow) kommend, aus Batzwitz bei Greifenberg stammend, der noch z.Zt. im Amte steht.
Es besteht in Garrin ein gemischter Gesangverein mit etwa 30 Mitgliedern, von Kantor Borth geleitet, der bei patriotischen Feiern, bei Familienabenden und besonders im Gotteshaus die Gemeinde schon oft erfreute und erbaute.
Ein Kriegerverein zählt gegen 90 Mitglieder, ein evangelischer Jungfrauenverein 45 Mitglieder, ein Posaunenchor vereinigt 5 Bläser.


Flurkarte Garrin

Erstellt nach historischen Karten des ehemaligen Deutschen Reichs (Stand 1944)

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Bahnhof in Garrin


Kirche in Garrin (Innenansicht)
Kirche in Garrin (Innenansicht)


Tote des Kirchspiels Garrin von 11.1945 bis 03.1952 (Quelle: Kolberger Zeitung)

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