Fritzow

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Kirche in Fritzow

Fritzow / Wrzosowo

(Amtsbezirk Fritzow, Kirchspiel Fritzow)

Daten Stand 1937
376 Einwohner, 72 Haushalte
Bürgermeister Hermann FISCHER, Pastor Gustav SCHULTZ, Standesbeamter Ferdinand LEDEBUR, 1.Lehrer Wilhelm SONNTAG, Gastwirt Friedrich GOEDTKE
Vereine: Freiwillige Feuerwehr (Fritz BALLER), Kriegerkameradschaft Fritzow (Julius SCHULZ – Leikow)
Wohnplätze: Gut Fritzow

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.


Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Fritzow
Kirchdorf und Rittergut, an der Strecke der Kolberg-Belgarder Eisenbahn, zum Amtsgerichtsbezirk Kolberg gehörig.
Es wurde dem benachbarten Gute Putzernin Henning v. Damitz nebst seinen Brüdern Hermann und Friedrich im Jahre 1345 von dem Kammin´schen Bischof Johann belehnt. In der Vasallen-Tabelle von 1565 steht Lucas Femer als gesessen zu Fritzow. Dieser Name ist gleichbedeutend mit dem Namen Vemern, den ein Geschlecht führte, welches in den Pommerschen Urkunden zum ersten Male 1287 auftritt, aber schon gegen das Ende des 16. Jahrhunderts eben mit jenem Lucas erloschen ist. Im Jahre 1631 hatte einer von den Podewils einen Bauernhof zu Fritzow, während der übrige größere Teil des Ortes den Damitz als ein altes Lehen gehörte. Als Besitzer desselben wird 1756 der Lt. Anton Bogislaw v. Damitz genannt, der das Gut nach dem Vergleiche vom 3. November 1772, mit Zustimmung seiner drei Brüder und seines nächsten Lehnfolgers Eggert Georg v. Damitz, erblich an die Witwe des Hauptmanns Anton Christian von Blankesee verkaufte.
Diese hatte bereits 1770 einen, in 2 Bauernhöfen und 1 Kossäthenhof bestehenden Teil von Fritzow, der ehemals zu Putzernin gehörte, erblich von dem Generalleutnant Dubislaw Friedrich von Platen gekauft und hinterließ das nunmehr vereinigte ganze Gut Fritzow ihren 4 Kindern, die sich am 27. Juli 1774 so verglichen, daß die älteste Tochter und deren Ehemann Joh. Christian Müller das Gut übernahm. Im Jahr 1814 kam es in die Hände der Familie Schroeder, einer alten Kolberger Kaufmannsfamilie, die während der Franzosenbelagerung sich außerordentlich patriotisch erwiesen hatte, unter anderem auch durch Vorschüsse von barem Gelde in größeren Summen an den Kommandanten Gneisenau.
Die Kirche, ein geputzter Ziegelbau, stammt aus dem Mittelalter und war früher gewölbt, wie die Gewölbeansätze im Innern erkennen lassen. Sie hat einen rechteckigen Westturm und am Schiff Strebepfeiler ohne Absätze. Der Chor ist mit fünf Seiten des Achtecks geschlossen und hat flache, nur bis zum Scheitel der Fenster reichende Strebepfeiler. Auf der Nordseite ist eine gegen die Kirche mit einem Rundbogen geöffnete Kapelle angebaut. Das Innere weist einen Altar mit einem schönen alten Gemälde auf. Der Taufstein ist aus Eichenholz gearbeitet und 1634 von Carsten Schwantes gestiftet. Im Turm befinden sich mit Inschriften versehene Glocken.
Jetzt ist das Rittergut, welches eine Größe von ca. 476 ha aufweist, im Besitz des Kaufmanns August Ahrens in Stettin.



Gestern und Heute

Im Osten des Kreises liegt das im 13. Jahrhundert als Angerdorf angelegte Fritzow. 1240 war „Vressow“ (= Heide), wie es damals hieß, im Besitz des Borco de Vresow, castellanus sive burchgravius Colbergensis, aus der Familie v. Borcke

1282 wurde ein Teil von Fritzow an das Kloster in Altstadt verkauft, ein Besitz, der noch 1429 bestätigt wurde. 1345 belehnte Bischof Johann die Brüder Henning, Hermann und Friedrich von Damitz mit Fritzow. Über 400 Jahre blieb Fritzow im Besitz der Familie. Es folgten 1772 die von Blankensee und 1804 die von Heydebreck. 1798 wurde das Lehen in Eigentum umgewandelt.

1808 kaufte der dänische Konsul und Reeder Friedrich Schroeder aus Kolberg das Rittergut Fritzow mit Genehmigung des preußischen Königs für 28.000 Taler. Fritzow soll damit das erste Rittergut in Preußen gewesen sein, das in bürgerlichen Besitz übergegangen ist. Schroeder, ein Freund Gneisenaus, hatte gute Beziehungen zum preußischen Königshaus. Kronprinz Friedrich Wilhelm, damals Militärgouverneur und Statthalter der Provinz Pommern übernachtete bei seinen Kolberger Besuchen stets im Schroederschen Hause. Konsul Schroeder, der 1807 während der Kolberger Belagerung fast sein ganzes Vermögen für die Versorgung der Stadt zur Verfügung gestellt hatte, profitierte später dadurch, dass Kolberg auf Grund alter Privilegien Zollfreiheit im Sund besaß und manche Stettiner Reederei in dieser Zeit ihren Handel über Kolberg abwickelte. 1813 erbte sein noch minderjähriger Sohn Adalbert Schroeder Fritzow, den Nießbrauch über das Gut hatte die Witwe Henriette, geb. Kalsow, die es ihm 1836 bei seiner Eheschließung mit Ida von Falkenhayn (Cousine des späteren Kriegsministers) übergab. 1839 brannten Herrenhaus und Wirtschaftsgebäude nach einer Explosion der von der Landwehr dort aufbewahrten Übungsmunition vollkommen nieder. Die Gebäude wurden an anderer Stelle wieder aufgebaut, das Herrenhaus an einem See in einem schönen Park. Es war ein zweistöckiges schlossartiges Gebäude mit je zehn frontalen Fenstern in jeder Etage. Das mächtige Walmdach schmückte ein elegant aufgesetzter Giebel, darunter Portal und Freitreppe, davor ein großes, mit Bäumen bestandenes Rondell.

Nach dem Tod des bei einem Ritt zwischen Rützow und Fritzow 1841 tödlich verunglückten Gutsherrn erbte dessen einziger noch minderjähriger Sohn Richard das Gut, das er anläßlich seiner Heirat mit einer Plüddemann-Verwandten 1858 mit sollen Rechten eines Erb- und Gerichtsherrn übernahm. Nach seinem Tod 1888 konnte seine zweite Frau, eine geborene Groenefeldt, das Rittergut nicht halten und verkaufte es 1890 an den Stettiner Kaufmann August Ahrens. Von diesem übernahm es 1909 der Rittmeister v. Mach, der es noch im selben Jahr an den Landschaftsrat Heinrich v. Enckevort verkaufte. Dieser übertrug es 1921 seinem Sohn Ulrich, der nach der Tuberkulosesanierung der Kühe mit der Erzeugung von roher „Vorzugsmilch“ begann; damals eine Sensation in der Zeit, als die Tuberkulose viele, vor allem junge Menschen dahinraffte. Acht eigene Fahrzeuge brachten diese naturbelassene Milch „wie sie von der Kuh kam“ nach Kolberg und in die umliegenden Orte, wo sie von den Kurgästen gern getrunken wurde , aber auch von den Schülern, die bereits 1930 ein Milchfrühstück aus Fritzow erhielten.
1939 hatte das Gut einen Nutztierbestand von 173 Rindern, 341 Schafen und 378 Schweinen, außerdem 16 Pferde. Die Zuchtherden wurden von Schweinemeister Franz Raasch und Schäfer Emil Hauke betreut. Melkermeister war Paul Dettmann. Das 513 ha große Gut hatte lehmig-sandigen Boden, besser als der Kreisdurchschnitt, davon 368 ha Acker, zu deren Bearbeitung mehrere Traktoren und ein Dampfpflug vorhanden waren. Der 80 ha große Wald bestand überwiegend aus Laubbäumen.
Das Gutshaus und die Wirtschaftsgebäude brannten 1945 völlig aus. Der Park ist verwildert. Auf dem Gut wurden Stallungen und ein Caritas-Büro errichtet. Die Polen nennen Fritzow heute Wrzosowo.



Quelle: Archiv der Kolberger Zeitung




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