Petersfelde

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Kirche in Petershagen
(Foto: Joachim Schröder)

Petersfelde / Poradz

Landgemeinde in einem Waldgebiet, ca. 34 km südlich von Kolberg sowie 7 km nordwestlich von Stolzenberg entfernt gelegen.
Petersfelde wird im 17./18. Jahrhundert noch als Schäferei des Ritterguts Petershagen erwähnt und war später, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Vorwerk dieses Guts. Mit dem Verkauf und der Aufteilung von Gut Petershagen (1891/93) wurde Gut Petersfelde zu einem eigenständigen Gut, das aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse aber bereits1903 zur Versteigerung gelangte und von den Berliner Kaufmännern Plachta und Löwinson erworben wurde. Letztendlich kam es 1910, neben diversen Landverkäufen an die Forstverwaltung, zu einer Aufteilung des Guts Petersfelde in 27 Rentengüter mit verschiedenen Größen, als Restgüter blieben Petersfelde und Dryhn erhalten. Aus dem ehemaligen Gutsbezirk wurde eine der jüngsten Landgemeinden im Kreis gebildet.

260 Einwohner, 42 Haushalte (Stand 1937)
Bürgermeister: Martin FRANKE in Petersfelde Meierei, Pastor: Dr. Werner WAGNER in Petershagen, Standesbeamter: Walter HEINRICH in Petershagen, 1. Lehrer: Wilhelm KAHL, Gendarmerie: Gendarmeriepostenbereich in Ramelow (zuständig für Ramelow mit Vorwerk, Klein Jestin, Petersfelde mit Meierei, Rabuhn, Rogzow, Leppin, Neugasthof) Standesbeamter: Walter HEINRICH in Petershagen

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.

Wohnplätze:
Dryhn / Drzeń
Restgut im südlichen Teil des Gemeinde Petersfelde, ca. 2,5 km vom Dorf entfernt gelegen.
Dryhn (Drien) war ein Vorwerk von Petershagen (1816 – 19 Einwohner) und wurde 1891/93 (1895 – 25 Einwohner) durch den Verkauf und die Aufteilung desselben zu einem eigenen Gut. 1910 kam es mit Gut Petersfelde zur Aufteilung, von Dryhn wurden 3 neue Höfe abgespalten (1925 – 31 Einwohner).
Benannte Eigentümer von Dryhn (nach 1910 Restgut Dryhn): 1910/Ernst Breger, 1911/Hermann Göritz, 1919/Hermann Göritz und Ernst Stahlschmidt, später Walter Brauer aus Mecklenburg, letzter Eigentümer Otto Janke
Meierei / Kalina
Die Meierei entstand aus einem Vorwerk von Gut Rogzow und dem von diesem abgezweigten Neugasthof. 1884 wurde sie vom Pommerschen Verein für Arbeiterkolonien aufgekauft. In Zusammenarbeit mit der ev. Kirche entstand hier ein caritatives Unternehmen, eine „Arbeiterkolonie“, die heimatlosen Wanderarbeitern, aber auch entlassenen Strafgefangenen eine Zufluchtsstätte bot (1885 – 192 Einwohner). Das zweistöckige Anstaltsgebäude bot Platz für immerhin 150 Personen. Die dort lebenden Menschen fanden auf dem großen Wirtschaftsbetrieb vornehmlich Arbeit in der Landwirtschaft (1925 – 82 Einwohner), letzter Vorsteher war Martin Franke.
Petershagener Dampfmühle
Dieser Wohnplatz wird lediglich 1895 mit 10 Einwohnern im Gutsbezirk Petershagen (späteres Gelände von Petersfelde) erwähnt.

Amtsbezirk Petershagen
Petersfelde gehörte mit den Gemeinden Petershagen und Moitzelfitz zum Amtsbezirk Petershagen. Letzter Amtsvorsteher war der in Petershagen lebende Landwirt Walter HEINRICH.

Standesamt Petershagen
Petersfelde gehörte mit den Gemeinden Petershagen und Moitzelfitz zum Standesamtsbezirk Petershagen.

Ev. Kirchspiel Petershagen
Petersfelde gehörte zur Kirche in Petershagen, Kirchspiel Petershagen.
Die Einwohner der Meierei waren zu früheren Zeiten in Rogzow eingepfarrt, seit den 1930er Jahren in Stolzenberg.
1925 waren 97,6% der Einwohner ev. Konfession.

Katholiken
1925 lebten 8 Katholiken in Petersfelde.


Originalzitate aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Petersfelde
Gut in der Nähe von Moitzelfitz, in Größe von ca. 960 ha, zum Amtsgerichtsbezirk Körlin gehörend, hat Dampfschneide- und Mahlmühle; es wurde im Jahre 1903 subhastiert.
Sein Besitzer war Hermann Schliewe. Bei der Zwangsversteigerung blieben Julius Plachta, Berlin, und Kaufmann Moritz Löninsohn, Charlottenburg, mit ihrem Gebot von 135 100 Mark Meistbietende.

Dryhn
Vorwerk, zum Gutsbezirk Petershagen gehörig, in Größe von ca. 205 ha, Post und Telegraph Moitzelfitz, zum Kirchspiel Petershagen und Amtsgericht Körlin gehörend; Besitzer 1908 Richard Wesenberg.

[Anm.: Im Jahre 1910 wurde Dryhn von den Besitzern des Gutes in Petersfelde erworben, das ebenfalls ein ehemaliges Vorwerk von Petershagen war.]

Meierei
Das Gut Meierei bei Ramelow, mit einem Areal von 502 ha, war ursprünglich Vorwerk von dem Rittergute Neugasthof und wurde von dem Pommerschen Provinzial-Verein zur Bekämpfung des Vagabundentums am 31. März 1884 zur Begründung der Pommerschen Arbeiter-Kolonie angekauft für den Preis von 135 000 M.
Das Gut war bei seinem Ankauf völlig abgewirtschaftet, doch bot eine Bruchfläche von ca. 175 ha eine vorzügliche Aussicht zur Herstellung von ertragreichen Moorkulturen (nach Rimptau) und auf Jahre hinaus Beschäftigung für beschäftigungslose Wanderer, die in der Arbeiter-Kolonie eine Zufluchtsstätte finden sollten.
Am 1. April 1884 fand die Übergabe des Gutes Meierei an den Vorstand statt. Nachdem der Ausbau eines geräumigen, aus Felssteinen ausgeführten Schafstalles zu Anstaltsräumen und ein daranstoßender Kornspeicher zu Wohnräumen für den Vorsteher hergerichtet war, konnte die Eröffnung der Kolonie am 25. Juli 1884 vor sich gehen. Das zweistöckige stattliche Anstaltsgebäude bietet ausreichenden Raum für 150 Kolonisten; in seinem Erdgeschoß befinden sich ein Aufnahmebureau, eine Küche mit Speisekammer und Keller, eine Waschküche, ein
Baderaum, ein Arbeitsraum für den Winter und ein großer Speisesaal, der zugleich Wohnraum für die Kolonisten ist und sonntags zur Abhaltung von Gottesdiensten gebraucht wird. Im 2. Stockwerk liegt ein heller, luftiger Schlafsaal, eine Werkstätte für Schuhmacher und Schneider, eine geräumige Krankenstube und ein Wohnzimmer für die Gehülfen. In einiger Entfernung vom Anstaltsgebäude ist eine Schmiede und eine Stellmacherei aufgebaut worden. Sämtliche Gebäude liegen mit Mittelpunkt des Gutes zwischen dem Ackerlande und der Moorfläche, die einen Teil des gegen 5000 Morgen großen Dryhnbruches bildet.
Seit der Begründung der Anstalt sind durch die Insassen der Kolonie auf dem Gute sehr umfassende, wertvolle Kulturarbeiten geleistet worden. Das Bruchland ist in Getreidedämme, Wiesen, Weidenkulturen und Gemüsegärten umgewandelt; 1000 Morgen ziemlich wertloser Höhenboden sind fast zur Hälfte mit Kiefern angeschont und die übrige Hälfte durch intensive Düngung von Stalldung ertragfähiger gemacht worden. Das Anstaltsgebäude ist in einem mehrere Morgen großen Park umgeben, der einen trefflichen Schutz bietet. Mit dar Zunahme der Ernteerträge war es möglich, die Viehwirtschaft bedeutend zu vergrößern, doch wurde dadurch auch die Errichtung von Neubauten notwendig, die zum größten Teil von Kolonisten ausgeführt wurden.
An Neubauten sind im Laufe der Jahre ausgeführt: ein dreistöckiger Speicher mit großem Scheunenraum, ein Torfstall mit Wagenremise, ein Weidentreibhaus, ein Kuhstall und ein Schweinestall; außerdem sind die baufälligen alten Gebäude und Wohnhäuser durch umfangreiche Reparaturen in einen besseren Stand versetzt worden. Der wertvolle Viehbestand des Gutes besteht zur Zeit in 21 Pferden, 84 Haupt Rindvieh, 116 Schweinen, 50 Schafen und 150 Stück Geflügel. Das tote Inventar ist durch Ackergeräte und Maschinen sehr wesentlich vermehrt und verbessert worden. Abgesehen von den großen wirtschaftlichen Verbesserungen des Gutes Meierei, wodurch es jetzt einen bedeutend höheren Wert repräsentiert, hat die Anstalt in 23 Jahren 6480 obdachlosen und beschäftigungslosen Wanderern in ihrer Notlage als Zufluchtsstätte dienen können und an ihrem Teil an der Lösung der sozialen Not der Wanderbevölkerung mitgewirkt. Im Jahre 1899 wurde das Gut vom Gutsbezirk Rogzow abgetrennt und ist ein selbständiger Gutsbezirk daraus geworden.


Arbeitersiedlung in Petershagen

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