Kolberg

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Kolberg / Kołobrzeg

Festung Colberg 1758

Festung Colberg 1758

Stadtplan Kolberg 1929
(sehr detailliert, da großer Maßstab)

KolbZeit_02_69

Zeichnung Kolberg im Winter
(Quelle: Kolberger Zeitung, 02/1969)


Lage

Kreisfreie Stadt und namhaftes Ostseebad an der hinter-pommerschen Küste (Ausgleichsküste), an der Mündung der Persante in die Ostsee und im Norden des umliegenden Landkreises Kolberg-Körlin, 132 km nordöstlich von Stettin und 268 km von Berlin (über Gollnow) entfernt. In 54° 10’21“ nördlicher Breite (wie etwa Neumünster, Rostock und Greifswald) und 15° 34’58“ östlicher Länge (wie etwa Hirschberg, Iglau, Krems in der Wachau, Graz und Messina auf Sizilien). Topographische Karte (Messtischblatt) Nr. 1859 Kolberg.

Der Markt liegt 1,2 km vom Ostseestrande entfernt, am rechten Ufer der Persante; zuoberst eine Sandschicht, darunter Tonlager über Kies, aus dem Sole über Flussspiegel steigt, mittelhohe Dünen, die westlich links der Persantemündung und auch etwa l km östlich bei der Waldenfelsschanze etwas höher ansteigen.

Ursprung der Stadt

Im Jahre 1000 nach Thietmar als Bistum durch Boleslaw Chrobry von Polen im Einverständnis mit Kaiser Otto III. unter das Erzbistum Gnesen gestellt. 1107 nach älteren polnischen Chroniken Kastellaneistadt der pomm. Herzöge bei Kriegszügen des poln. Herzogs Boleslaw III. Krzywousty. Die ursprünglich wendische Stadt nach Riemann eine halbe Meile stromaufwärts bei dem Gut Altstadt, rechts der Persante, nach polnischer Chronik „castrum proximum mari“ (= Burg nahe des Meeres).

Der Name der Stadt

Erste Nennung um 1000 in der Chronik des dt. Bischofs Thietmarv. Merseburg (f 1018) als salsa Cholbergiensis ecciesia (= Kirche von Salz-Kolberg); als Colbrege (1128, Biographen Ottos v. Bamberg), Cholbreg (12. Jahrh., Chronist Gallus anonymus}, Colberg (1140, 1255), Coluberch (1159), Choleberch (1175), Choleberga (um 1180), Cholberch (nach 1183), Colberch (1186/87), Cholberg (1248), Colberhe (1255) – dann für Jahrhunderte Colberg. 1891 amtl. Festlegung der Schreibweise mit „K“, Kolberg.

Der Name wird gedeutet als kolo brzegu = „am Ufer“, danach (schon vor 1945) die poln. Benennung Kolobrzeg. Nach anderer Lesart soll kol svw. „Pfahl“ bedeuten, der Ort wäre also eine „mit Pfählen (Palisaden) befestigte Siedlung am Ufer (Küste)“.

Bis zum 13. Jahrh. haftete der Name an der ursprünglichen Siedlungsstätte 4 km oberhalb der jetzigen Stadt und wurde dann auf die 1255 mit lübischem Stadtrecht beliehene Niederlassung dt. Kaufleute übertragen; der alten Ortschaft blieb nurmehr die Bezeichnung „Altstadt“ , d.h. „alte (Siedlungs-)Stätte“. Ähnliche Vorgänge von Namensübertragungen sind in Pommern noch in Pyritz und Neuwarp bezeugt.

Herkunft

Die ersten deutschen Siedler stammten aus Niedersachsen, Lübeck, Westfalen, Braunschweig, Mecklenburg und, da Greifswald die Mutterstadt lübischen Rechts in Pommern war, aus der Gegend von Greifswaid und Stralsund. Aber auch die pommerschen Nachbarstädte stellten ein starkes Kontingent: Belgard, Cammin, Wollin, Ueckermünde, Greifenberg. Rückströmung aus dem Osten war nicht vorhanden; jedoch wird vereinzelt 1266 ein Alexander von Danzk genannt. Ein zweiterer größerer Zuzug geschah besonders nach dem 7jähngen Kriege aus dem Westen und selbst dem Südwesten Deutschlands, durch soziale Vergünstigungen Friedrichs d. Großen. Die starke Zuwanderung im 19. Jahrh. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrh. brachte viele Menschen aus dem Landkreis Kolberg-Körlin in die Stadt, deren Vorfahren im Mittelalter z.T. aus Vorpommern (Greifswald und Umgebung, Demminer Raum) oder aus der Umgebung von Stargard nach hier eingewandert waren.

Die Sprache

Hochdeutsch, in einfacheren Volkskreisen teilweise plattdeutsch. Amtssprache bis 1355 lateinisch, seit 1368 deutsch.

Stadtgründung

Die deutsche Siedlung wurde mit lübischem Recht 1255 vom pommerschen Herzog Wartislaw und vom Bischof von Cammin, Hermann v. Gleichen, bewidmet. Kodex des lübischen Rechtes vom Lübecker Rat 1297 übersandt.

Landesherrschaft

Bis 1248 unter Herrschaft der Herzöge von Pommern. 1248 kam der östliche Teil der Kolberger Kastellanei an den Bischof von Cammin, 1276 und 1277 der westliche Teil. Bewidmung mit lübischem Stadtrecht 1255 von Herzog und Bischof unterschrieben. Die Rechte beider Oberherren kollidierten mehrfach. Seit 1304 (ständig seit 1309) beschickte Kolberg die Hansetage. 1648 an Brandenburg. Die Schweden, die am Schluss des 30jährigen Krieges Kolberg besetzt hatten, zogen erst 1653 ab. Kolberg, nächst Stargard die wichtigste Stadt Hinterpommerns, hatte neben Stargard, Stolp, Greifenberg, als eine der 4 vorsitzenden Städte einen Landrat zu entsenden.

Siedlung

In Gitterform mit rechteckigem Markt, ursprünglich mit Parallelstraßen senkrecht zur Persante von SW nach SO, später Hauptstraßen von SO nach NW. Das ältere Rathaus auf dem Markt, 14.-15.Jahrh. erbaut, (wohl mit ähnlicher Fassade wie das zu Stralsund; got. Spitzen auf Merian-Stich [von 1652, s.u.] zu erkennen), das jetzige im Festungsbaustil unter Leitung des Kölner Dombaumeisters Zwirner 1829-32 unter Benutzung der stehengebliebenen NW-Ecke, erweitert.1913. Mit einer ummauerten Grundfläche von 450 x 500 m, durch Vorstädte auf Gebiet von 2,9 km Durchmesser erweitert (von Stadtmauer des 14. Jahrh. Luntenturm am Preußenplatz noch erhalten): Neustadt im Südosten mit Mühle am rechten Persanteufer. Gelder-Vorstadt mit Mühlenpost, Schlachthaus, Friedhof, Pferdewiesen am linken Ufer der Persante und Holzgraben. Lauenburger Vorstadt im 0 mit Grundlinie westlich am alten Wall und Spitze östlich an Marien-und St. Georgs-Kirchhöfen, südlich davon Salzwiesen, Matzwiesen, Stadtfeld. Stubbenhagen (Gärtnerstadt im NO). Kolberger Münde mit Strandpark (altem Festungsgehölz) im N, Badestadt seit etwa 1800. Pfannschmieden (1666 schon 35 Häuser), Hafen, 0-Mole längs dem rechten Persanteufer. Salzberg mit früheren Salzkoten und Redoute Schill im NW zwischen Persante und Holzgraben. Links vom Holzgraben im W und S: Kasernen, Exerzierplatz. Stadtgärtnerei, früheres Gradierwerk (bis 1860/61). Stadtgärtnerei und Siederland (Zyderland = Niederland). Links der Persantemündung und W-Mole das Maikuhlewäldchen (= Birkengrund, im 17. Jahrh. angelegt) mit Fischer- und Bootshafen und Zentralfriedhof. Im Osten außerhalb der Stadt Anhalts kosmet. Fabrik, Rennplatz des Hinterpomm. Reitervereins, Waldenfelsschanze (zuletzt Restaurant), Gneisenauschanze (Stadtpark mit Freilichtbühne, Stadtwald mit Bhf., Restaurants, Förstereien). Die seit dem 30jährigen Kriege angelegten, nach den Freiheitskriegen verstärkten Festungswälle, Schanzen, Redouten und Glacis sind nach 1870 abgebaut, außer dem zur Lotsenkommandantur ausgebauten Münder Fort oberhalb des rechten Ufers der Persantemündung. 1925 wurden in Kolberg 1846 bewohnte Häuser gezählt.

KolbergAnsicht1680

Stadtgebiet

Die Grenze des ländlichen Weichbildes der unter Hoheit und Zins des Rates stehenden Eigentumsdörfer zog sich nach Osten bis hinter den Stadtwald nach Stöckow. 1296 wurde durch Ratmannen und bischöfliche Vasallen die Grenze der Feldmark durch einen Malweg nach N zum Kempenberg, von da zur Holenbeke und weiter über eine Wiese bis zu einem unweit des Meeres stehenden Birnbaum gezogen. Von Stöckow ging die Grenze südwestlich nach Groß Jestin (1347), Simötzel (1439) und bog nördlich nach Büssow (1435-1521) über Nehmer (um 1439), Spie (1368), Klein Naugard (1578) nach Kolberger Deep bis zur Regamündung und zum Kamper See. Deep erst Mitte 16.Jahrh. so genannt, vorher mit „Fischer upper der Rega“ bezeichnet. Bei Deep grenzte Kolberg an den Besitz des Klosters Belbuck; der Grenzort früher Dwerin genannt. Eine große Zahl von Dörfern, Gütern und Krügen unter Hoheit des Rats waren in diesem Weichbild eingeschlossen. Einige Besitzungen des Klosters der Benediktiner-Jungfrauen im inneren Kreis der so. Grenze bis zum Klostergut Altstadt und des Domkapitels im inneren südl. Kreis standen selbständiger nur in loser Schutzbeziehung mit dem Rat, die Güter einiger reicher Bürger standen unter der Gerichtsbarkeit des Rats. Das Stadtgebiet erstreckte sich über 19 km bei einer Breite von 200-6000 m entlang der Ostseeküste und umfasste nach Abschluss der aufgrund der Bauernbefreiung in der l. Hälfte des 19. Jahrh. vorgenommenen Abgrenzung der neuen Dörfer Gribow und Neu Werder, der alten Stadteigentumsdörfer Kolberger Deep, Alt- und Neubork, Sellnow, Necknin, Bodenhagen und Henkenhagen (teilweise) sowie der übrigen an die Stadt grenzenden Dörfer Bullenwinkel, Alt und Neu Tramm, Stöckow, Quetzin und des Gutes Altstadt (später zur Gemeinde Wobrow gehörig) im Jahre 1864 19 684,81 Morgen oder 5025,98 ha. Der Umfang blieb bis 1945 unverändert, es gab keine Eingemeindungen; 1941 wurden 50,18 km2 gemessen.

Bevölkerungsentwicklung

Höchstzahl vor dem 30jährigen Krieg und in der ersten preußischen Zeit 6000 Einw. 1740: 5027 Einw. Infolge der russischen Belagerungen sank die Zahl auf 4000. Durch Fürsorge Friedrichs d. Gr. erfolgte Zuzug aus Bayern, Württemberg, Rheinland, Pfalz, Mecklenburg und Dänemark z.T. aus konfessionellen Gründen und Vermehrung auf 5000 Einw. bis 1806. 1816 bei der ersten preußischen Volkszählung: 5210 Einwohner (Katholiken 1820: 40, 1925: 800). Nach der letzten deutschen Volkszählung vom 17.5.1939, die eine Wohnbevölkerung von 36 617 und ständige Bevölkerung von 33 580 für Kolberg ergab, waren 15 296 Personen oder 45,6 % männlich, (diese und alle folgenden Zahlen bezogen auf die ständige Bevölkerung), d.h. auf 100 Männer entfielen 119 Frauen. Altersgliederung: 3303 Kinder (9,5 % der Bevölkerung) unter 6 Jahren, 3 791 Kinder von 6 bis unter 14 Jahren (11,3 %), 23 011 Personen im Erwerbsalter von 14 bis unter 65 Jahren (68,5 %) und 3475 Personen über 65 Jahre (10,4 %). 1681 (5,0 %) waren in der Land- und Forstwirtschaft, 9140 (27,2 %) in Industrie und Handwerk und 7027 (20,9 %) in Handel und Verkehr beschäftigt. Ihrer Stellung im Beruf nach waren 3 796 (11,3%) selbständig, 882 (2,6) galten als mithelfende Familienangehörige, 8473 als Beamte und Angestellte (25,3 %) und 13 635 (40,6%) als Arbeiter. 1939 gab es 10 874 Haushaltungen (1925 erst 8403), d.h. es kamen 3,09 Personen auf eine Haushaltung. 1871 waren es noch 4,71, 1905 bereits 3,9 Personen. Die Bevölkerungsdichte stieg von 1816 103,8 Einw./km2 auf 1871 261,7, um 1939 729,7 Einw./km2 zu erreichen. Sie lag für Städte vergleichsweise niedrig, was auf die verhältnismäßig große Gemarkung zurückzuführen war.

Bevölkerungsverzeichnisse

Ältestes Kolberger Stadtbuch 1277-1373 (enthält zahlreiche Personennamen). Bürgerbuch 1719-1914, Adressbücher. Kirchenbücher: evang. Gemeinde St. Marien seit 1633, Garnisongemeinde seit 1694, St. Spiritus seit 1680, St. Nikolai seit 1650, reformierte Gemeinde seit 1663; Gemeindemitglieder seit 1686 mit Herkunftsort; kath. St. Martin seit 1862.

Kolberger Ratsgeschlechter

Das Geschlecht der Schlieffen, Ahnherr Henning Sleif aus niedersächsischem Adel, + Kolberg 1378. Bürgermeister Hans II. Schlieff, + 1466, Begründer des Schlieffenstiftes und der Schlieffenkrone im Dom. 26 Schlieffen waren Mitglieder im Rat und lebten bis 1751 in Kolberg. Das Geschlecht der Braunschweigs: Johannes von Braunschweig 1292 Ahnherr. Ratsherren 1292-1710. Die Holks (1308-1467). Die Adebars.

Bekannte Kolberger Persönlichkeiten

Karl Wilhelm Ramler, Dichter und Theaterkritiker, geb. 25. 2. 1725 in Kolberg, gest. Berlin 11.4.1798. Joachim Nettelbeck, Seemann und Brauer, geb. 20.9.1738 in Kolberg, gest. 19.6.1824 in Kolberg. Verteidigung Kolbergs gegen die Franzosen 1807 unter Gneisenau. Martin Plüddemann, Balladenkomponist und Sänger, * 29.9.1854 in Kolberg, + 1897 in Berlin. Otto Rubow, Kunstmaler * 30.1.1866 in Kolberg, + ?, Johannes Plato, * 24.4.1863 in Kolberg, + ? Hanz Benzmann, Dichter, *27.9.1869 in Kolberg, + 7.1.1926 in Berlin. – 1906-13 wiederholter Sommeraufenthalt des Komponisten Max Reger (Gedenktafel seit 1930), seine Frau war eine gebürtige Kolbergerin.

Geschichtliches

Die wirtschaftliche Entwicklung beruhte auf Fischfang, Handel u. Salzgewinnung. Seehandel mit den Ostseeländern schon in der wendisch-pomoranischen Zeit im Anschluss an die Jomsburg, 1608 auch mehrere Spanien- und Portugalfahrer in Kolberg heimatberechtigt. 1474-1500 Kaperkriege gegen England. Landwege nach Münzfunden durch Pommern zur alten polnisch-schlesischen Handelsstraße nach Bromberg, Posen bis Ungarn. 1286 durch Pommernherzöge freies Fischrecht bis zur Swine, 1372 durch den Dänenkönig Waldemar eigene Vitte (zwischen Skanör und Falsterbo) für Heringsfang in Schonen und 1554 Handelsvertrag mit Nexö auf Bornholm. Freiheit von Sundzoll in der Hansezeit. Jahrmärkte seit dem Mittelalter bis 1945 waren der Ölmarkt nach Fastnacht mit angeschlossenem Pferdemarkt, der Domnik, die große Kirchmesse nach dem Liebfrauentag (2. 7.) 8, später 14 Tage, zuletzt wenige Tage mit Weiterreise zum Danziger Domnik. Dabei Verlesung der „Bursprake“ (Bürgergesetze) über Gewicht, Maß und Polizeivorschriften. Ausfuhr: Pelze, Häute, Honig, Wachs, Holz, Fische, Salz. Einfuhr: Leinen, Wolle, Seidengewebe, Lederwaren, Gewürze, Wein, Südfrüchte und Leckereien. Bedeutender Salzhandel. Die bedeutendste Handelsverbindung, der Kolberg angehörte, war die Hanse, schon 1304 auf Hansetagen des wendischen Quartiers vertreten, 1361 unmittelbares Mitglied, zahlte Kolberg gleichen Jahresbeitrag wie Wismar, Greifswald, Stargard (25 Taler). 1334 wurde die Kaufmannsgilde des Seglerhauses gegründet aus Kaufleuten und Schiffern, seit 1516 und der preußischen Städteordnung von 1808 Handelskammer. Die Herrenburse reicht mit Aufzeichnungen bis 1510 zurück, ursprünglich für Handelsinteressen, dann Junkergesellschaft der Ratsgeschlechter wie die Artushöfe. Die Schützengilde 1400 gegründet.

Seuchen und Kriegseinwirkungen

Pest 1485, 1495, 1507, 1549, 1550, 1551, 1564, 1588, 1597,1602, 1619, 1624,1630 (vom 23.6. bis 30.9. angebl. 3500 Tote ?), 1676 (täglich 8-10 Tote). Rote Ruhr 1676; Englischer Schweiß 1529; Cholera 1866.

Städtische Verwaltung in alter Zeit

Kolberg wurde in der wendischen Zeit der pommerschen Herzöge durch einen Kastellan (Burggraf), bei Teilung Pommerns durch zwei Verwalter (1160-81 und 1240-64) regiert. Seit 1255 nach Bewidmung Kolbergs mit lübischem Recht stand an der Spitze des ganzen Kolberger Landes zunächst ein Obervogt des Camminer Bischofs und die Stadtverwaltung leitete in Verbindung mit dem Rat ein zweiter bischöflicher Vogt.

Seit 1291 ging die Oberleitung der städtischen Verwaltung auf die aus dem Rat gewählten Bürgermeister, proconsules, über. 1255: 4 Ratmannen, 1266: 12, 1294: 23. Die Willkür von 1380 setzte, wie in anderen pommerschen Städten 24 Ratmänner fest mit lebenslänglicher Amtsdauer; 16 Mitglieder bildeten den sitzenden Rat, 1/3 war abwechselnd außer Tätigkeit. Neuwahl Epiphanias (6.1.) 3 Bürgermeister, 3 Kämmerer. Der Hafenbeamte war der Münder Vogt. 1297 zuerst Stadtschreiber genannt, seit Ende des 15. Jahrh. ein rechtsgelehrter Syndikus. Willkür über Küren der Ratleute von 1452 erhalten. 1713 wurde die damals noch bestehende Zahl von 3 Bürgermeistern, 3 Kämmerern, 9 Senatoren, l Syndikus herabgesetzt auf 2 juristisch gebildete Bürgermeister, l Kämmerer = Kontrolleur, l iudex perpetuus (festangestellter Richter) und 4 Senatoren: Stadtphysikus, Architekt (Stadtbaurat) und 2 Kaufleute (Woll- und Kornhandel). –

In alter, herzoglicher Zeit galt Kolberg als Hauptstadt des „Herzogtums Kassuben“.1248-1648 zum Fürstbistum Cammin (weltliches Hoheitsgebiet der Camminer Bischöfe). Seit brandenburgischer Herrschaft (l 648, Besitzergreifung 1653) Kolberg vorübergehend Sitz der hinterpommerschen Regierung, die 1677, endgültig 1686 nach Stargard verlegt wurde. Zum „Fürstenthumschen Kreise“ gehörig, 1872-1945 Sitz des Landrates des Kreises Kolberg-Körlin, 1920-45 kreisfreie Stadt.

Wappen und Siegel

Wappen (14.Jahrh.): Eine Burg mit 3 Türmen und einer Bischofsmütze im Schwibbogen, darunter Wasser mit Fischen. Seit Ende des 14. Jahrh. unter der Bischofsmütze 2 gekreuzte Bischofsstäbe. Nach dem Aufstand der Zünfte 1524 hat das noch später gebrauchte Siegel noch einen Schild mit geschweiftem Pfannhaken, Wellen ohne Fische und die Mutter Gottes nebst Johannes dem Täufer.

Aus diesen älteren Wappen hat sich das bis 1800 gebräuchliche Wappen entwickelt, das 2 Schilde enthält:
Der rechte Schild Bischofsmütze über Bischofsstäben, darunter Wasserwellen; der linke Schild ist dreifach geteilt: oben schwarze Salzpfanne mit rechts daneben 2 goldenen, gekreuzten Pfannhaken, in der Mitte Burg mit 3 Türmen, unten 2 Schwäne in Wasserwellen; über diesen beiden Schilden der pommersche mit Pfauenfedern geschmückte Visierheim und weißen und roten Helmdecken. Seit 1800 an den Seiten die beiden wilden Männer des preußischen Wappens. Der Magistrat beabsichtigte vor dem 2. Weltkrieg, dies in 2 Schilde geteilte Wappen in klarerer Form ohne die ornamentale Verzierung des Visierhelms und ohne die wilden Männer als neues Wappen festzulegen.

Der Rat hatte das Recht des Siegelns mit rotem Wachs seit 1524, von Karl V. wie bei Reichsstädten 1548 bestätigt.

Verkehr

Die 1859 eröffnete Hinterpommersche Bahn Stettin – Danzig, blieb südlich von Kolberg über Belgard – Köslin, Kolberg in Belgard nur durch 35,9 km lange, eingleisige Stichbahn angeschlossen (ebenfalls 1.6.1859; 1938 täglich 9-10 Züge in beiden Richtungen). Erst 25.5.1882 die eingleisige Bahn Stettin – Kolberg über Gollnow (Altdamm – Colberger Eisenbahn; 1938:10 Züge in beiden Richtungen, darunter nach Stettin und Berlin) eröffnet. 1899 Verlängerung dieser Strecke über Henkenhagen nach Köslin (42,5 km; täglich 12 Züge in beiden Richtungen). Ein Netz von schmalspurigen Kleinbahnen verband seit 27.5.1895 Kolberg über Groß Jestin (täglich bis zu 6 Züge in beiden Richtungen) mit Roman-Regenwalde (1.6.1895), Stolzenberg (22.9.1895) und Groß Pobloth (10.11.1909) und weiter bis Körlin (9.10.1915).

Erste Chaussee (spätere 124) über Degow nach Körlin (1836-39), 1850-53 über Groß Jestin nach Schivelbein, 1880 von Rossenthin nach Reselkow, 1868-73 von Groß Jestin – Groß Pobloth nach Körlin (alte Salzstraße),1864 nach Köslin und um 1860 nach Treptow/Rega (spätere R 161).

Molenausbau 1839-85, da Mündung der Persante durch von Westen kommende Strömung der Ostsee von Versandung bedroht. Der Hafen war vor Stolpmünde und Rügenwalde der bedeutendste der hinterpommerschen Küste, hatte aber nur örtliche Bedeutung. 1826 von 50 Schiffen angelaufen; Haupteinfuhr: Steinkohle, Eisen, Fische, Nahrungsmittel, Gewürze; Hauptausfuhr: Holz, Tuche, Leinen, Getreide und Zink). Verkehr 1938: 505 angekommene Schiffe mit 98 000 NRT Ladung (dazu 119 leer mit 15 000 NRT), abgegangene Schiffe 475 mit 54 000 NRT (leer 145 mit 30 000 NRT). Vor 1939 im Sommer Schiffsverbindung nach Bornholm.

Münz- und Steuerwesen

Münzrecht der Stadt außer Goldmünzen seit Anfang des 14.Jahrh., bestätigt 1548 durch Kaiser Karl V.

Steuern aus Stadtdörfern, Mühlen- Marktgeldern. Bürgerschoß aus Grund- und Gebäudesteuer. Abgabe an Landesherrn (Bischöfe, Herzog) bis Anfang. 16-Jahrh. außer niederer Gerichtsbarkeit abgelöst. Zölle aus Fähren, Brücken, Hafen im Pfundzoll nach Tonnage, Streit mit Landesherrn, z.B. Körliner Persantebrücke (Streit mit Bischof), Zahlung an preuß. Fiskus erst 1857 abgelöst. Schwed. Hafenzoll bis 1676. An Hanse jährlich 25 Taler Sundzoll frei. Grundbesitz 3500 ha.

Gerichtswesen

Seit lübischem Stadtrecht 1255 hatte der bischöfliche Vogt Vorsitz des Gerichts mit 2 – 4 Ratsleuten als Beisitzern. Schon im 13. und 14. Jahrh. wurde die Stadt fast selbständig; auch außerhalb, in der Vitte Schonens, hatte der städtische Vogt Gericht; der bischöfliche Richtvogt hatte nur neben 2 Ratsherren das Niedergericht in Schuldsachen unter 15 lüb. M. und in Injuriensachen und 2/3 der Bußen und Gefälle des Stadtgerichts. Appellationen an Lübeck seit 1499 nur in Sachen über 15 lüb. M., Appellation an das bischöfliche Hofgericht über 25 fl. (l 587). 2 Ratsherren und 2 Sülzverwandte hatten das Hafengericht; auch das „Grabengericht“ über den Holzhandel hatte der Rat; dazu kam das Handelsgericht des Seglerhauses und das Patronengericht. 1713 durch Erlass Friedrich Wilhelms I. l iudex perpetuus (lebenslänglicher Stadtrichter) als Ratsmitglied. 1653 war Kolberg vorübergehend (bis 1686) Sitz des kurfürstlichen Hofgerichts für Hinterpommern. – Seit 1877 Amtsgericht.

Fremdenverkehr, Gesundheitswesen

1830 Gründung der ersten Solbadeanstalt, aber 1860 Stillegung der Saline und Abbruch des Gradierwerkes. Um 1820 Errichtung einer Seebadeanstalt. 1845 Umwandlung des 1832 entstandenen Verschönerungsvereins in eine Aktiengesellschaft. 1846 „allerhöchste Bestätigung“ als „Badeverein zu Colberg“. 1863 Übernahme der Verpflichtung seitens der Stadt, Anpflanzungen auf den Dünen, dem Festungsglacis und am Strand vorzunehmen und zu pflegen (Parkstraße, Münde), außerdem Einführung einer Kurabgabe, deren Einnahmen in die Kasse des Badevereins flössen. 1875 erwarb die Stadt das gesamte Vermögen des Badevereins. 1882 Einrichtung der ersten Moorbadeanlage durch Sanitätsrat Dr. Hirschfeld. 1899 Eröffnung des Strandschlosses. Kolberg war durch seine Verbindung von See, Sole und Moor zum arrivierten Badeort geworden.

Das schon 1282 erwähnte Georgshospital am Steintor und das Anfang des 14. Jahrh. gegründete Spiritushospital der Neustadt sind 1911 in dem neuen Bürgerheim an der Georgskirche in der Lauenburger Vorstadt vereinigt worden; 1867 wurde das jüdische Kurhospital gegründet, 1881 das christliche Kurhospital und Kinderheilstätte „Siloah“. 1893 die brandenburgische Kinderheilstätte des Oberlinvereins nebst Seehospiz für Erwachsene, 1895 das Kaiser und Kaiserin Friedrich – Berliner Sommerheim für erholungsbedürftige Kinder in der Bismarckstraße (als Stiftung des Kommerzienrates Simon), 1903 die durch Sanitätsrat Dr. Reinke gegründete, 1926-27 ausgebaute Pflegestätte für 350 Kinder im Stadtwalde. Dazu das neue städtische Krankenhaus und das alte Proviantstraßen- und neue Garnisonlazarett, mehrere Solbadeanstalten (u.a. seit 1891 das der kath. Kirche gehörende St. Martins-Solbad) und privatärztliche Kuranstalten und Institute. 1938 Meistbesuchtes deutsches Ostseebad (44 508 Fremdenmeldungen im Sommerhalbjahr 1938,13268 im Winterhj. 1938/39,566 210 Fremdenübernachtungen im Sommer 1938, 133 093 im Winterhj. 1938/39); 1905 schon 14970 Kurgäste (1850 erst 548, 1875 4152 Gäste).

Kirchenwesen

Seit Christianisierung im 12. Jahrh. unter Bistum Cammin. Reformation 1531. Aufhebung der kath. Institutionen durch Ratsbeschluss 1534. 1560 Superintendantur der stiftischen Länder. Die erste reformierte Kirche 1663. Die kath. St. Martinskirche 1895 geweiht.

Die Marienkirche (Dom) als Kirche der Wendenstadt um 1125 gegründet, 1270 baufällig als antiqua ecclesia canonicorum gebraucht, die jetzige Marienkirche am Domplatz, schon 1282 benutzt, ursprünglich dreischiffig, seit Ende 14. Jahrh. fünfschiffige Hallenkirche mit berühmtem Lettner (lectorium). 1887-90 unter Leitung von Baumeister Pogge grundlegend restauriert, Wiederherstellung der Decken- und Wandmalereien durch Maler Grimmen. Umbau der Orgel 1927.

Das 1277 von Bischof Hermann von Cammin gegründete Benediktinerjungfrauenkloster oder Fräuleinstift, früher auf dem Gut Altstadt bei Kolberg, dann wechselnd zwischen Altstadt und Stadt Kolberg nebst der 1832 im gotischen Stil erbauten Klosterkirche, seit 1886 Neubau. Das 1421 erwähnte Kundenreich – Holk – Stift und das aus dem Snelle – Hospiz entstandene Schlieffenstift (1407 und 1456).

Klosterkirche und Garnisonkirche, 1287 erbaut, 1630 abgebrannt, 1649 durch den letzten Titularbischof Bogislaw von Croy wiederhergestellt, 1653 auch Garnisonkirche, 1657 durch Explosion und in der russischen und französischen Belagerung stark beschädigt, 1832 im gotischen Stil neu erbaut, 1886 restauriert und eingeweiht mit dem Jungfrauenkloster, zuletzt Fräuleinstift, das zwischen Stadt und dem Gut Altstadt den Ort gewechselt hat. Kirche 1945 erhalten geblieben.

Nikolaikirche, 1276 zuerst in monte salis, dann an dem zum Domkapitel gehörenden Zillenberg (Zillenufer = Bootsufer) genannt, 1630 erstört, 1657-62 wiederaufgebaut, aber 1758 zerstört und 1807 abgebrochen, 1819 am Ende der Promenade gegenüber der späteren Kirche neu aufgebaut. Die zuletzt bestehende Nikolaikirche, nach Plänen des Berliner Prof. Lucä in gotischem Stil erbaut, 1877 eingeweiht, 1945 zerstört.

Georgenkirche in der Lauenburger Vorstadt, vor 600 Jahren als Kapelle ohne Sprengel erbaut, 1630 von den Kaiserlichen demoliert, 1639 wiederaufgebaut und 1807 in der französischen Belagerung zerstört, 1829 mit Turm wieder eingeweiht; diente zuletzt als Friedhofskapelle. Die zuletzt vorhandene, neue Kirche 1909 geweiht. 1945 alte und neue Georgenkirche zerstört.

St. Spiritus und St. Gertrud-Kirche (früher in der Nähe der Baustraße und Persantebrücke), 1866 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Neubau und Verlegung der Pfarrei nach Alt Werder 1866-67. Reformierte Kirche, Reformierte Gemeinde 1657 gegründet, Kirche 1663 vom Großen Kurfürsten erbaut an der Stelle des ältesten Rathauses, 1761 in der russischen Belagerung in Trümmer geschossen, erst 1832 – 34 durch eine großherzige Spende des Kaufmanns Lefers nach dem Plan des Kölner Dombaumeisters Zwirner neu erbaut in der Art Schinkels, 1930 renoviert (neue Orgel und Ausmalung).

Kath. St. Martins-Kirche nach Plänen des Berliner Architekten Seiberg im gotischen Stil erbaut, 1895 eingeweiht, 1928 renoviert, 1945 zerstört.

Evang.-luth. Kirche (Altlutheraner), eingeweiht 1929, schlichte Saalkirche in einem ehemaligen Gasthof (Viktoria-Garten). – Evang. Erlöserkirche, als Tochterkirche

Der St. Marien-Domkirche eingeweiht 1932. 1945 erhalten geblieben. – Evang.-luth. Kirche der Bethlehemsgemeinde, nach 1920 erbaut, 1945 zerstört. – Friedenskirche der Methodisten. – Saal der christlichen Gemeinschaft seit 1909.

Juden im Mittelalter erwähnt; Judengasse. Im 17. und 18. Jahrh. war Kolberg neben Tempelburg bis zur Stein – Hardenbergschen Gesetzgebung einzige Stadt Hinterpommerns, in der sich keine Juden ansetzen durften. 1816: 40,1860:178,1870:280,1885:347,1895:369,1925: 255, 1938: 132 Juden. Erster Rabbiner 1871. Synagoge (1938 zerstört).

Militärwesen

Die Wehrhoheit besaß seit alters der Rat. Zur Verteidigung waren die Zünfte militärisch organisiert, seit dem 17. Jahrh. besonders die Vierwerke: Schuster, Bäcker, Schneider, Schmiede, daneben Schlosser hervorgehoben. Im Rüsthaus die Waffen, seit Ende des 14. Jahrh. Geschütze. Im 16. Jahrh. eine Harnischmühle und Pulvermühle, Harnischmacher, Schwertfeger, Armbrustmacher schon vor 1400. Das Kommando führte der Wachtmeister des Rates und unter ihm die Kapitäne der Quartiere. Der Wallmeister hatte die Aufsicht über Wall und Mauern, der Artilleriemeister über die Geschütze.

Nach Übergang an Brandenburg forderte 1655 der Große Kurfürst noch Ausrüstung der Bürger mit Ober- und Untergewehr, Pulver, Spieß, Harnisch, Bandelier, Musterung von Roß und Mann. Aus dieser Stadtwehr bildete sich das eigenartig uniformierte Bürger-Gren.Bataillon seit Anfang des 17. Jahrh., anfangs nach den 3 Quartieren 3 Kompanien, 1665 schon 4 und seit 1708 bereits 5. Bis 1945 noch vorhandene 3 Fahnen trugen die Jahreszahl 1665 und Teile des Stadtwappens. Das etwa 800 Mann starke Bataillon holte mehrfach zollernsche Fürsten ein und leistete in den russischen und in der französischen Belagerung Walldienst und Löschwesen.

Am 4.12.1889 wurde das Bürger-Gren. -Bataillon durch Kaiser Wilhelm II. aufgelöst. Im 30jähr. Krieg vom Nov. 1627 bis 2.3.1631 von den Kaiserlichen, dann von 1631-53 von den Schweden besetzt. 1759, 1760 und 1761 von Russen im 7jähr. Kriege belagert, vom 16.12.1761 bis 9.9.1762 von den Russen besetzt. Berühmt ist die Belagerung 1807 durch die Franzosen, Verteidigung durch Schill, Nettelbeck, Gneisenau. Der Befreiungstag, 2.7.1807, wurde bis 1945 jährlich gefeiert.

Brandenburg.-preuß. Garnison: 1653-1713 Esk. (Batl.) Sparr-Schwerin, 1713-88 das Garn.-Batl. Nr. 3, während des 7jähr. Krieges Milizen und BürgerbatL, 1788-1807 die beiden dritten (Depot-) Batl. der Rgt. Nr. 7 Stettin und Nr. 30 Anklam (v. Owstin und v. Borke), 1807 dazu das Füsilier-Batl. v. Möller, das Gren.-Batl. v. Waldenfels, das 2. pomm. und 3. neumärk. Reserve-BatL, dieJä-gerkomp. v. Dobrowolski, die reitende Halbbatt. v. Schüler (Stamm des I. pomm. Feld-Art.Rgt. 2), das Schillsche Korps, 1807-19 das Kolberger Inf.-Rgt. Nr. 9, 1819-32 das II. Batl. Inf.-Rgt. 34,1832-59 das Füs.-Batl. Inf.-Rgt. 21, 1859-60 dazu das II. komb. Res.-Batl. 21. Rgt., 1860 bis zur Heeresauflösung das I. und II. Batl. Inf.-Rgt. von der Goltz (7. pomm.) Nr. 54.

Details zu Regimentern bzw. Armeeteilen des Preußischen Militärs in der Garnison Kolberg im Zeitraum 1714 bis 1867 sind auf der Seite des Pommerschen Greif zu finden.

Pickelhaube (1913)

Dazu Artillerie: die 1807 gebildete Ausfallbatt. v. Schüler, Stamm zur 2. Art.-Brig. Seit 1818 der Stab derselben mit der 3. Fuß-komp. und 1836 die 5., 6., 7., 8. Komp.,1857 dazu die 3. und 4. sechspfündige und die Haubitzbatt. der II. Abti., 1860 die ganze II. FußabtL, 1862 die sechspfündige Batt. Daneben die 3. Komp. der Festungsabt., 1867 die ganze 1. Fußabt., später I. Feldabt, genannt, das pomm. Feldart. Rgt. 2 und von 1874-89 die I. Abt. des pomm. Feldart.-Rgt. 17. Am 29.3.1889 rückte die Art. nach Graudenz ab, und Kolberg blieb 1889-1903 nur Garnison von 2 Batl. des Inf.-Rgt. 54. Dazu nach Neubau von Kasernen seit 1906 die I. Abt. des l. pomm. Feldart.-Rgt. 2. Der Stab dieses Rgt. und der des Inf.-Rgt. 54 von 1903-1914.

Während des l. Weltkrieges Ersatztruppenteile und 26 Lazarette mit Hilfe der Solbäder und Kurhotels. Am 12. und 20.12.1918 Heimkehr der Batl. des Inf.-Rgt. 54 und des 2. Art.-Rgt., bald teilw. Ausmarsch zum Grenzschutz Polen. Vom 9.2.1919 bis Mitte Juli 1919 Sitz der Obersten Heeresleitung unter Feldmarschall v. Hindenburg und zum Schutze der OHL als Freikorps Hindenburg das Batl. Otto, l Freiw. Garde-Gren.-Batl., l Freiw. Batt. Art.-Rgt. 2 und 2 Freiw. Schwadr. der 16. Drag. und 5. Jäger zu Pferde. Auflösung 13.6.1919. Das in Kolberg bleibende Garde-Gren.-Batl. verschmolz im April 1920 mit dem aus Neustettin kommenden Kulmer Jäger-Batl. 2 zum Reichswehr-Jäger-Batl. Fürst Bismarck als Batl. des Reichswehr-Schützen-Rgt. 4.

1934 Bau der Waldenfels-Kaserne für die Panzer-Abwehr-Abteilung. Ab 1939 wieder Lazarettstadt, wie im l. Weltkrieg: Beschlagnahmung von öffentlichen Gebäuden, u.a. Domgymnasium und ab 1944 Lyzeum. 1944 Einberufungen zum „Volkssturm“. Seit November 1944 zur Festung erklärt. Dadurch verstärkt Schanzarbeiten, auch durch Frauen. Ab Jahreswende 1944 / 45 großer Zustrom von Flüchtlingen, vor allem aus Ost- und Westpreußen. Am 1.3.45 wurde Oberst Fullriede Festungskommandant. Es gab nur schnell ausgehobene Stellungsbauten. Vorhandene Besatzung waren ein Feldausbildungsbataillon, ein nur zur Hälfte mit Gewehren ausgerüstetes Volkssturm-Bat., ein Volkssturm-Werfer-Zug mit 800 Schuß Munition, 8 leichte Feldhaubitzen, 7 schwere und 8 leichte Flakgeschütze, l Panzerzug, 3200 Soldaten, von denen nur 2200 für den Infanterie-Einsatz vorgesehen waren. Am 4.3.1945 erreichten sowjetische Panzerspitzen den Stadtrand beim Kautzenberg. Kolberg wurde eingeschlossen und leistete der Roten Armee heftigen Widerstand, um die eingeschlossenen Soldaten und Flüchtlinge (etwa 80 000) ausschiffen zu können. Am 18.3.1945 wurde der Widerstand aufgegeben, Russen und Polen besetzten die entvölkerte, zu über 90 % zerstörte Stadt.





Quelle: Festschrift zum 50. Kolberger Bundestreffen im Juni 1991




Quelle: Kolberger Erzählung, wiedergegeben von H. Behr


In 1932 gehörten zum Stadtkreis Kolberg die folgenden 19 Wohnplätze:
Am Kautzenberg, Am Ostseestrande, Bohlberg, Elysium, Erdmannshof, Forsthaus Malchowbrück, Gastwirtschaft Kautzenberg, Hanchenberg, Heinrichshof, Karlsberg, Maikuhle, Malchowbrück, Neugeldern, Ringenholm, Schülerbrink, Stadtfeld, Städtisches Torfmoor bei Gribow, Waldenfelsschanze und Wickenberg.


Originalzitate aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Heinrichshof
Gut, mit Anteil von Bullenwinkel, in Größe von ca. 235 ha, mit Ziegelei, in der Nähe von Kolberg, kurz vor dem Stadtwalde gelegen.
Die Besitzerin war 1908 Frau Hedwig Schütz, später Kurt Schütz.

Karlsberg
Gut in Größe von ca. 70 ha, bei Kolberg, hat Ziegelei, es gehört zum Amtsgerichtsbezirk Kolberg.
Im Jahre 1888 verkaufte Gutsbesitzer Lindenhayn dies Gut für 211 000 Mark an den Gutsbesitzer Bellin Zarben. 1908 war die Wwe. Frau Bertha Bellin die Besitzerin.


Abschließend hier noch der Link zur Namensliste sowie den Bildern des Lapidariums in Kołobrzeg , dem ehemaligen Städtischen Friedhof von Kolberg.

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