Kerstin

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Dorfkirche in Kerstin

Kerstin / Karścino

Bauern-, Guts- und Kirchdorf im Osten des Kreises, ca. 30 km von Kolberg sowie 7 km von Körlin entfernt gelegen. Kerstin hatte einen Bahnhof an der Kleinbahnstrecke Groß Jestin-Körlin.

399 Einwohner, 78 Haushalte (Stand 1937)
Bürgermeister: Bauer Hermann TUCHTENHAGEN, Pastor: Hans SCHREIBER, Standesbeamter: Bauer Hermann TUCHTENHAGEN, 1. Lehrer Gustav ERDMANN, Schiedsmann: Bauer Erich BOHLMANN, Gendarmerie: Hauptwachtmeister Otto PIOCH in Körlin-Ritterberg, Poststelle: Bauer Hermann TUCHTENHAGEN, Gastwirt: Wilhelm SCHMUDE
Vereine: Sportverein, Leitung: Hofmeister Bruno WEISE

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.

Wohnplätze:
Fuchsmühle / Lisiny
Nicht mehr vorhandener Einzelhof mit Haltepunkt der Kleinbahn Groß Jestin-Körlin. Dieser Wohnplatz entstand um 1900 und lag ca. 1,2 km südlich vom Dorf. 1905 lebten dort 10 Einwohner.
Johannesthal / Wietszyno (zuvor: Gorzeszewo)
Dieses knapp 3 km nordwestlich gelegene Vorwerk von Gut Kerstin entstand 1773 aus der Schäferei „Jarmel“. 1816 lebten hier 38 Personen, 1925 – 55 Einwohner.
Kerstin, Gut
Rittergut am östlichen Rand von Dorf Kerstin gelegen, urkundlich wird Kerstin erstmals 1276 erwähnt. Bereits im 16. Jahrhundert wird Kerstin als Lehen der Familie von Manteuffel genannt. Seit 1764 gehörte es ohne Unterbrechung der Familie von Gaudecker, letzter Eigentümer war Hermann von Gaudecker.
1867 lebten 249 Personen im Gutsbezirk Kerstin, 1925 waren es 264 Einwohner.
Kummerfrei (Kummerfrey, Sanssouci)
Kummerfrei war das Lusthaus des Rittergutsbesitzers Graf Ernst Christoph von Manteuffel (* 1676 Kerstin, +1749 Leipzig). Das kleine Palais lag nur wenige 100 m nordöstlich vom eigentlichen Herrenhaus entfernt. Graf von Manteuffel ließ das Bauwerk nebst Parkanlage innerhalb eines Buchenwaldes (nach anderer Quelle eines Eichenwaldes) anlegen. Das Palais begann nach dem Tod des Grafen zu verfallen und bereits im 19. Jahrhundert waren nur noch Mauerreste vorhanden.
Krühne / Skronie
Ein im Westen der Gemeinde gelegenes Gut von Rittergut Kerstin, urkundlich wird Krühne erstmals1276 erwähnt. Anfang des 14. Jahrhunderts kurzzeitig in Besitz von Lubbo Glasenapp, bleibt Krühne bis 1494 im Besitz des Kolberger Domkapitels, dann kommt es in den Besitz der Familie von Manteuffel. Seit dem 18. Jahrhundert gehörte Krühne der Familie von Gaudecker und hatte bis 1928 den Status eines eigenständigen Rittergutes und Gutsbezirks, obwohl es eigentlich seit 200 Jahren ein Vorwerk (Nebengut) von Kerstin war. Letzter Eigentümer war Hermann von Gaudecker.
Krühner Mühle
Wassermühle, die zum etwa 1,5 km südlich entfernt gelegenen Gut Krühne gehörte. Die Mühle wird bereits 1554 bei einer Kirchenvisitation genannt. 1816 lebten hier 9 Personen, 1905 waren es 7 Einwohner, letzter Betreiber war Otto Henke.
Neuer Krug
Gasthaus, das lediglich Mitte des 19. Jahrhundert genannt wird, 1871 wohnten dort 16 Personen, die genaue Lage ist nicht bekannt.
Ziegenkathen (Ziegenort)
Ein vermutlich im südlichen Teil von Kerstin gelegener Kathen, der lediglich Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnt wird.

Amtsbezirk Kerstin
Kerstin gehörte neben der Gemeinde Pobloth zum Amtsbezirk Kerstin. Amtsvorsteher war Bauer Erich BOHLMANN in Kerstin (1937 kommissarischer Vorsteher Erich KNOP in Kowanz).

Standesamt Kerstin
Kerstin gehörte mit den Gemeinden Groß Pobloth, Kruckenbeck und Krühne zum Standesamtsbezirk Kerstin.

Ev. Kirche Kerstin, Kirchspiel Kerstin
Die bereits im 13. Jahrhundert erbaute Kirche wurde 1830 umfassend umgebaut, die Bauform blieb dabei erhalten. 1866 erhielt sie zudem einen neuen Steinturm, da der bisherige Holzturm nach einem Blitzschlag abgebrannt war.
In die Kerstiner Mutterkirche waren neben Kerstin auch Krühne und Groß Pobloth eingepfarrt. Die Kapelle in Kruckenbeck war Filialkirche von Kerstin.
1925 waren 93,4% der Einwohner ev. Konfession.

Katholiken
1925 lebten 26 Katholiken in Kerstin (1905 lediglich 2). In Krühne lebten 1885 – 5 Katholiken.


Originalzitate aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Kerstin
Rittergut und Kirchdorf, 3/4 Meilen von Körlin gelegen. Das Rittergut ist ca. 962 ha groß, Sitz des Amtsgerichts ist Körlin.
Zur Ausführung mehrerer Verbesserungen auf Kerstin sowie auf dem benachbarten Gute Kruckenbeck, insondere zur Anlage des Vorwerks Johannisthal, bewilligte Friedrich II. in den Jahren 1773/74 eine Summe von 4200 Talern, wogegen er beide Güter mit einer jährlichen Abgabe von 84 Talern belastete. Die Kerstiner Kirche ist eine Mutterkirche, mit der die Kapelle zu Kruckenbeck verbunden ist. Sie ist modern, ebenso der Turm. Der Altar ist reich in Holz geschnitzte und bemalte Barockarchitektur mit bildnerischem und malerischem Schmuck. In die Fenster sind kleine Glasmalereien aus der alten Kirche eingesetzt. An der Ostwand sind zwei Grabsteine aus Sandstein mit Bemalung aufgestellt.
Der eine „Epitaphium dess Edlen und E. Hans Mantuffel zu Krukenbec erbses, welcher daselbst selich Entschlaffen den 11. September a. o. 1594, aetatis 67“, der zweite Grabstein zeigt in voller Rüstung, umgeben von den Wappen der Manteuffel und Heydebreck, den 1571 verstorbenen Henninck Manteuffel in ähnlicher Darstellung. Außerdem sind noch einige Stammtafeln vorhanden.
Zu der Kirche eingepfarrt sind Krühne und Gr. Pobloth. Die alten Manteuffel’schen Lehen Gandelin, Kerstin, Kruckenbeck und Krühne, von denen man jedoch, wie es scheint, zuerst 1563 Kenntnis erhält, fielen nach dem Tode des Landrats Christoph Arnd von Manteuffel seinem einzigen Sohne, dem kursächsischen und kgl. polnischen Kabinetts-Minister Ernst Christoph Reichsgrafen von Manteuffel zu, und wurden von demselben, nachdem sie 1731 allodifiziert worden waren, im Jahre 1743. an seinen Schwiegersohn, den Oberstleutnant Balthasar Friedrich Freiherr von der Goltz und dessen Gemahlin Henriette, von dieser aber, nach dem Vergleiche vom 5. Juli 1764, der Gemahlin des Rittmeisters Johann Siegmund Gaudecker, Sophie, geb. Baroneß von Hertefeld, verkauft. Das Gut ist 1910 im Besitz der Familie von Gaudecker.

Krühne
Rittergut in Größe von ca. 361 ha und einem Grundsteuerreinertrag von 2457 Mark, liegt in der Nähe von Gr. Jestin, 2 Meilen von Kolberg gegen Südosten.
Der Ort ist nach Kerstin eingepfarrt und wird in einer Urkunde vom Jahre 1276 zuerst genannt. Henning von Manteuffel brachte dieses Gut im Jahre 1494 an sein Geschlecht. Er kaufte es von dem Probste und Dechant der Kollegialkirche zu Kolberg und zahlte dafür 300 F. Rheinisch.
Jetzt (1910) ist das Gut im Besitz von Albert von Gaudecker, Kerstin.



Quelle: Archiv der Kolberger Zeitung



Herrenhaus in Kerstin – einst und jetzt


Haus am Dorfplatz (Foto von 2009)

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