Gervin

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Kirche in Gervin (einst und jetzt)

Gervin / Gorawino

(Amtsbezirk Gervin, Kirchspiel Gervin)

Daten Stand 1937
542 Einwohner, 110 Haushalte
Bürgermeister Max EWERT, Pastor Ernst BACKE, Standesbeamter Adalbert LEß, 1. Lehrer Emil STRENZKE, Gastwirt Herbert BRÖTZMANN
Vereine: Kriegerkameradschaft (Joh. GRUSCHKA), Turnverein (Frieddr. POMMERENING)
Wohnplätze: Birkhain / Rebice, Gut Gervin A, Gut Gervin B, Gerviner Mühle, Grünhof

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.


Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Gervin
Kirchdorf mit ca. 600 Einwohnern in der Nähe von Drosedow. Neben dem Dorfe bestanden früher 2 Rittergüter.
Bereits im Jahre 1778 haben diese beiden die bis dahin bestandene Gemeinschaft ihrer Äcker, Wiesen, Hütungen und Holzungen, sowohl zwischen sich als auch zwischen den Bauern beider Güter, davon es 8 Ganzbauern und 1 Halbbauern gab, durch einen Tausch aufgehoben und sich völlig auseinandergesetzt, während die Separation infolge der Regelung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse im Jahre 1825 erfolgt ist. Der Basallen-Tabelle von 1565 zufolge war damals in Gervin Peter Schley angesessen, wie Nygh und Nyk, ein Zuname der Familie Kameke. Noch, in demselben Jahrhundert scheint Gervin Manteuffel’sches Lehen geworden zu sein. Nach der Hufen-Matrikel von 1628 saß daselbst Wilke Manteuffel, und der Ort bestand aus 15 Hufen, 1 Kossät, 2 Schäfern, die 1/4 Schafe in Gemenge und 2 Schäferknechte hatten.
In der Folge spaltete sich Gervin in 2 Rittergüter. Gervin A wurde von Landrat Ewald v. Manteuffel nach dem Vertrage vom 26. Oktober 1737 wiederkäuflich auf 30 Jahre an Erdmann Casimir v. Schmeling verkauft. 1804 waren die noch unbekannten Lehnsfolger des am 8. September 1804 verstorbenen Majors Ewald v. Manteuffel Besitzer von Gervin A.
Gervin B wurde an Bogislaw v. Natzmer und von diesem an den Referendar v. Braunschweig und 1725 von diesem an den Landrat Casper v. Lettow verkauft. Dessen Sohn Georg Casper v. Lettow bekam das Gut 1739. Seine Erben überließen es 1742 seinem ältesten Bruder, dem Fähnrich Erdmann v. Lettow für den Preis von 8000 Talern. Dieser kaufte einen zu diesem Alt-Manteuffel’schen Lehen gehörigen Bauernhof mit einer Holzkavel in Popiel 1744 von Dorothea von Wachholz und hinterließ das also vergrößerte Gervin B seinen Erben, die sich 1764 dahin auseinandersetzten, daß sein Bruder Franz Joachim v. Lettow dieses Gut bekam. 1804 wird Bogislaw Franz Ewald v. Steinkeller als Besitzer von Gervin B aufgeführt. Am 5. Aug. 1863 wurde Gervin A, 1129 Morgen Areal von Heinrich Bohm für 69 000 Taler an den Ökonom Albert Steffen verkauft.
Im Jahre 1889 verkaufte der damalige Besitzer Schliewe das Rittergut in Größe von 295 ha für 239 000 Mark an den Konsul Lehment in Kolberg. Es wurde dann in den Jahren 1890/91 parzelliert. Die Hauptparzelle Gervin A kaufte Gutsbesitzer Karl Behling, während die von Gervin B an Albert Leß überging.
Die Kirche besteht aus Fachwerk mit hölzernen Westturm. An einem Verbandsstücke des Ostgiebels ist die Inschrift: „Joachim Heckel – Haet mich gebauwet – Hans Meider anno 1644.“
Das Vorwerk zu Gervin ist Grünhof.

Birkhain
Vorwerk, zur Gemeinde Gervin A gehörend, Post- und Telegraphen-Station Gervin, zum Kirchspiel Gervin eingepfarrt, Amtsgerichtsbezirk Kolberg, in Größe von ca. 114 ha, im Besitz von Emil Papenkopf.


Ortsplan des Dorfes Gervin (1944)

Anm.: 1990 aus dem Gedächtnis gezeichnet von Willi Harrmann
Quelle: „Chronik des Dorfes Gervin“ von Heinz Raasch

GervinFlurplan

Zuordnung der Hausnummern zu den Familiennamen der Bewohner

Haus Nr. Familienname Haus Nr. Familienname Haus Nr. Familienname
1 Grundstück (Sohrweide) 27 Redieß 54 Wolff
2 Sohrweide Will Radloff
3 Friedhof 28 Arndt Hahn
4 Post (Radmer) 29 Schwanz 55 Pommerening
Gerth 30 Wetz 56 Straßenwärterhaus
Schwarz 31 Storm 57 Sell
5 Gornott 31A Raasch 58 Dettmer
6 Heyse 32 Schwanz 59 Bergin
7 Raasch 33 Ehlert 60 Harrmann
8 Radmer 34 Witt 61 Nienke
9 Tagelöhnerhaus (Leß) Lange 62 Raasch
Gruhlke 35 Transformatorenhaus Gissing
Hohl 36 Laabs 63 Lindemann
Zitzke 37 Braun 64 Fiss
10 Gemeindehaus 38 Borns 65 Wodtke
Gerth Falk Krause
Scheunemann Teich Stieg
Darkow 39 Kronn 66 Raasch
Marquardt 40 Mielke 67 Sedler
Bergmann Gruhlke 68 Haebel
11 Kirchhoff Wolff 69 Bergmann
12 Spaude 41 Saltzsieder 70 Bartz
13 Haus Sohrweide 42 Hoppe 71 Schwerdtfeger
Kirchhoff Lange 72 Rübensam
Treptow Jacobs 73 Molzahn
Harrmann 43 Molzahn 74 Ziesemer
14 Scheune (Leß) Hahn 75 Neumuth
15 Grunwald Götsch Brötzmann
16 Alte Schule 44 Raasch 76 Sportplatz
Wodtke 45 Schwartz 77 Kemp
Schulz Heuer Zimmer
Vahl Sorges 78 Kreß
Laux 46 Brötzmann Werner
17 Kindergarten u. Gemeindesaal Schumann 79 Knop
18 Leß 47 Fischer Lewin
19 Heller 48 Prey 80 Ramlow
20 Schlee 49 Klug 81 Lange
21 Backe 50 Wolfgramm 82 Beyer
22 Ewert Bentert Bratz
23 Pechthold Köhler 83 Knaak
24 Krause 51 Timm 84 Knaak
25 Lindemann 52 Stavony 85 Knaak
26 Ott 53 Melchert 86 Schröder
26A Kressin Pergande Lange
Kienast

Die Glocken der Kirche in Gervin
Die Gerviner Kirche ist ein Fachwerkbau aus dem frühen 17. Jahrhundert. Die Inschrift an einem Verbundstück des Ostgiebels „Joachim Heckel – Haet mich gebauwet – Hans Meider – Anno 1644“ datiert die Errichtung der Kirche in die Zeit des 30jährigen Krieges, eine andere Mitteilung hingegen besagt, dass der Bau bereits 1624 im Auftrag von Wilcke v. Manteuffel sen. erfolgte.
Eine der beiden Kirchenglocken trug laut einem Bericht aus dem Jahre 1889 zu den Bau-und Kunstdenkmälern im Kreis Köslin eine Inschrift, die den Neuguss auf das Jahr 1693 in Kolberg datierte.
Eine weitere, eine größere, alte Glocke wurde auf Betreiben des damaligen Pfarrers bereits vor dem ersten Weltkrieg von einer thüringischen Gemeinde angekauft, die während des zweiten Weltkrieges zum Einschmelzen abgegeben wurde. 1951 wurde die aus dem 15. Jahrhundert stammende, immerhin 668 kg schwere und 104 cm weite (Durchmesser) Glocke beschädigt auf dem Hamburger Glockenfriedhof durch Nachfrage seitens des früheren Kolberger Superintenden Gottfried Handtmann (1891-1985) aufgefunden. Die Glocken-Patenschaft übernahm die Flensburger Marienkirche, und nach entsprechender Reparatur rief die Gerviner Glocke bis zum 13. Mai 1992 in dieser Kirche zum Gottesdienst. Inzwischen wurde sie dem Städtischen Museum anvertraut.

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