Degow

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Kirche Christi Himmelfahrt in Degow

Degow / Dygowo

(Amtsbezirk Degow, Kirchspiel Degow)

Daten Stand 1937
1.209 Einwohner, 348 Haushalte
Bürgermeister Albert FIRZLAFF, Pastor Ernst OSTERMEYER, Standesbeamter Albert FIRZLAFF, 1. Hauptlehrer Karl SEGER, Arzt Dr. August GATZ, Tierarzt Dr. Waldemar SCHREBLER, Gastwirte Laura FIRZLAFF, Ernst KLUGE, August SCHÄFER
Wohnplätze: Bahnhof Degow, Bahnwärterhaus, Fuchsberg, Ochsenwiese, Peuske / Pyszka, Siedlung

Weitere Einwohner können dem Adressbuch des Kreises Kolberg-Körlin (1929) entnommen werden.


Originalzitat aus: „Der Kolberg-Körliner Kreis“ – Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften von Johannes Courtois, Verlag und Druck Courtois Kolberg 1909

Degow
Kirchdorf mit über 1060 Einwohnern an der Strecke der Kolberg-Belgarder Eisenbahn, zum Amtsgerichtsbezirk Kolberg gehörig.
In Urkunden vom Jahre 1276 Daygowe, 1281 Dayghowe geschrieben, war der Ort ehedem ein Kolberger Kapitelsdorf. Im 13. Jahrhundert besaßen es dann die vom Geschlecht der Borcke, Herren zu Labes, welche dem Jungfrauen-Kloster zu Köslin im Jahre 1295 das Patronat der dortigen Kirche nebst einigen Hufen Land schenkten. Das Dorf kam im Jahre 1334 durch einen Tausch an den Bischof Friedrich, der es aber notgedrungen 1336 an die Vollstrecker des Steglitz’schen Testaments des Probstes Konrad von Kammin, der zugleich Kanonikus von Kolberg war, käuflich überlassen mußte. Durch diesen Verkauf ist das Kolberger Kapitel nicht zum völligen Besitz des Dorfes gebracht worden.
Der Ort hatte seit undenklichen Zeiten einen Streit wegen des Torfmoores, das zwischen Degow und Ganzkow lag, welcher am 7. Oktober 1657 durch einen Vergleich zwischen Adam von Podewils zu Ganzkow und von seiten des Prälaten gütlich beigelegt wurde, und zwar so, daß die zwischen Stöckow und Degow umstrittene Scheide von der geraden Linie ab, die vom Holtkebaum über das Moor bis zum grauen Stein gehend, nach dem Deepschen Ufer zu 16 Ruten gewesen, und daselbst ein großer Pfahl eingegraben, welcher die Scheide zwischen Degow und Ganzkow hält. Von da geht die Scheide nach dem grauen Stein seitwärts in einer geraden Linie auf den anderen und dann auf den 3. Pfahl, der 19 Ruten vom grauen Stein steht, und von dort weiter vom grauen Stein, welcher umgegraben ist, am Ufer des Moors nach den Eichfeiern liegt, also, daß dasjenige, was diesen Grenzen nach der Ganzkowschen Seite eingeschlossen ist, nach Ganzkow, das übrige aber nach Degow gehört.
Die Kirche, zu welcher eingepfarrt sind die Dörfer Mechenthin, Ganzkow und Stöckow, besitzt ein Prachtstück in einem kunstvoll gearbeiteten Kelch mit der Inschrift: Ist zu Gottes Ehre gekauft anno 1652 Michel Heidemann, Peter Pape, Jacob Wilfe, Jochim Wicke. Darüber Martin Simon P. D.
Die Glocken sind aus der alten Kirche übernommen. Die kleine hat die Inschrift: Jochim Bandekow 1572, die große ist 1618 in Kolberg von Friedrich Klaessen gegossen und mit dem Namen der damaligen Patrone, des Geistlichen und der Vorsteher versehen.
Prediger an der Kirche waren:
– Jochim Bohm aus Kolberg, er war zur Zeit, da Bischof Johann Friedrich im Jahre 1561 durch Venedigern die Kirchen-Visitationen halten ließ, bereits über 60 Jahre alt und über 30 Jahre Prediger in Degow. Vom Bischof Erasmus 1530 eingeführt, trat er jedoch später zur lutherischen Kirche über und hatte den Ruhm eines guten Seelsorgers.
– Joachim Grünewaldt, zu Belgard im Jahre 1541 geboren, studierte anfänglich zu Stargard, dann in Stettin. Er wurde 1573 als Pastor nach Degow berufen und zu Stettin ordiniert. Wie lange er aber dem Amte vorgestanden, läßt sich nicht bestimmen.
– Martin Schmides, von dem man nur weiß, daß er zur Frau Ursula Jantzen hatte, die am 29. April 1663 starb. – Martin Simonis. Da daß Degow’sche Kirchenbuch von ihm im Jahre 1640 angefangen, ist es mutmaßlich auch das Jahr von dem Anfange seines Amtes. Seine Amtstätigkeit fiel in die trübe Zeit des 30jährigen Krieges, so daß er von seinem Amte entweichen mußte und sich nach Kolberg begab. Er starb am 8. Januar 1658.
– Laurentius Stockmann war 1630 zu Köslin und 1658 als Prediger nach Degow berufen. Er heiratete Elisabeth Schmides, sie starb 1661. Seine zweite Frau war Ester Wagner, die dritte Konkordia von Bergin. Er ist sehr alt geworden.
– Joh. Lorenz Stockmann, Sohn des vorigen aus dritter Ehe, am 20. Juli 1661 geboren. Er wurde 1704 seinem Vater zum Gehilfen geordnet und heiratete 1705 am 2. August Agnesia Crumonen. Er starb am 10. Februar 1731.
– Johann Lorenz Bernd, 1690 in Kolberg geboren, er starb 1770.
– Martin Christian Loeper, aus Kolberg gebürtig, verwaltete die Pfarre 1771-1778.
– Christlieb Wilhelm Pollnow, aus Nelep bei Schivelbein, war vom Jahre 1778-1811 Prediger an der Degower Kirche.
– Johann Ernst Ludwig Schlieben, gebürtig aus Neuwedel, Prediger von 1812 bis 1816.
– Johann Heinrich Klütz aus Zizow bei Rügenwalde, Prediger in den Jahren 1817-1848.
– Gustav Eduard Robert Maaß, Sohn des Superintendenten und Oberpfarrers am Mariendom zu Kolberg, Prediger in Degow in den Jahren 1848-1892.
– Seit 1. Oktober 1892 steht Pastor Mahlendorff im Pfarramt.


Historische Anekdote zu den Kirchenglocken
Degow ist bereits vor 1281 ein Kirchdorf gewesen. Zuletzt wurde 1877 ein älterer Kirchenbau abgerissen und 1879 die neue, im Stil einer Basilika errichtete Backsteinkirche eingeweiht. Die beiden Kirchenglocken wurden in diese neue Kirche übernommen.
Die kleine wurde 1572 (Inschrift: Jochen Bandekow 1572) und die große 1618 in Kolberg bei Friedrich Klaessen gegossen. Die 300 kg schwere große Glocke wurde im Zweiten Weltkrieg zur Einschmelzung als Rohstoff abgegeben, wurde aber erfreulicherweise 1955 in Hamburg funktionsfähig wieder aufgefunden.
Diese Glocke fand durch den früheren Pfarrer in Degow, den gebürtigen Danziger Dr. Heinz Czaia, ihren Weg in seine neue Heimatgemeinde nach Griesheim bei Darmstadt in Hessen. Hier ruft sie nun gemeinsam mit weiteren Glocken bis heute als „Patenglocke“ in der Luthergemeinde Griesheim zum Gottesdienst.


Neben der Patenglocke auch Bilder der Lutherkirche in Griesheim, einer Tafel an der Lutherkirche sowie vom historischen Uhrwerk im Glockenturm.


Auf der linken Seite ist die Dorfstraße zu sehen, auf der rechten Seite zwei Ansichten des Bahnhofs (alle Aufnahmen um 1915).




Quelle: Kolberger Zeitung, Ausgabe Nov. 1958


Grabsteine auf dem Lapidarium in Degow, jedoch stammen diese nicht alle ursprünglich aus Degow (Klick zur vergrößerten Ansicht)

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