Pommersche Landsmannschaft Bayern

WappenSchatten

Pommersche Landsmannschaft Bayern

34.000 Pommern kamen nach Kriegsende in das ca. 1.000 km entfernte Bayern, um
– meist bei schon dort lebenden Verwandten oder bei Freunden –
eine Zuflucht zu finden.

Die Verbindung Pommern mit Bayern ist schon sehr alt und reicht in das 12. Jahrhundert zurück, als Bischof Otto von Bamberg an der Ostseeküste die Pomeranen für das Christentum gewann und seitdem den Beinamen „Pommernapostel“ trägt. In der Folgezeit kamen auch Siedler aus Bayern nach Pommern, so der erste namentlich bekannte Siedler in Stettin, ein Berninger aus Bamberg, dessen Nachkommen zu den führenden Familien der pommerschen Hauptstadt gehörten. In den folgenden Jahrhunderten gab es weiterhin enge Verbindungen in den Bereichen des Handwerks, z.B. der Gold- und Silberschmiede und der Glockengießer, und der Kultur- und Wissenschaften. Pommersche Persönlichkeiten wirkten in Bayern, wie der in Schivelbein geborene Arzt Rudolf Virchow an der Universität in Würzburg oder der aus Stolp stammende Psychiater und Vertreter der „Psychologie des gesunden Menschenverstandes“ Oswald Bumke an der Universität München. Der Kolberger Balladenkomponist und Freund Richard Wagners, Martin Plüddemann, wirkte in München als Lehrer und Musikkritiker, und der in Brand/Oberpfalz geborene Komponist Max Reger schrieb einige Werke in Kolberg und heiratete die Kolberger Offizierstochter Elsa von Bercken. Der königliche Gartenbau-Architekt Lenné, der u.a. den Lenné-Park am Starnberger See geschaffen hat, gestaltete auch den Gutspark von Rützow bei Kolberg. Nach 1945 fanden auch die vertriebenen Pommern schnell eine zweite Heimat in Bayern mit seinen ebenfalls natur- und heimatverbundenen Bewohnern.

Als im Nachkriegsdeutschland wieder Vereinigungen gebildet werden durften, schlossen sich die Pommern in Bayern in Ortsgruppen zusammen, die erste 1948 in Kitzingen. Ein Jahr später gründete Dietrich Steifensand die Landesgruppe Bayern mit sieben Kreisgruppen. 1950 gab es bereits 22 Kreisgruppen.

Obwohl in Bayern vergleichsweise wenig Pommern lebten (in Niedersachsen z.B. 260.000 Pommern), nahmen die „bayrischen Pommern“ innerhalb des Bundesverbandes PLM von Beginn an eine besondere Rolle ein. So wohnte der erste Sprecher (Vorsitzende) der Bundes-PLM, Staatssekretär a.D. von Bismarck, zunächst in Buch am Forst im oberfränkischen Kreis Lichtenfels. Die heutige Sprecherin der Bundes-PLM, Ilse Gudden-Lüddeke, lebt in München. Der erste Vorsitzende der Landesgruppe Bayern wechselte später als Geschäftsführer zur PLM Hamburg. Der ersten Pommerschen Abgeordnetenversammlung 1949 in Lüneburg gehörten bereits drei Vertreter aus Bayern an.

1950 trafen sich die bayrischen Landesdelegierten der Pommern in zwei Versammlungen in München (für Südbayern) und in Nürnberg (für Nordbayern). Seit 1958 findet jährlich eine Landesdelegiertenversammlung in verschiedenen bayrischen Orten statt, seit 1992 mit einem pommerscher Kulturabend verbunden, zu dem auch die Bevölkerung herzlich eingeladen ist und sich so über ihre pommerschen Mitbürger informieren kann. Der letzte Pommerntag wurde durch die nach einem pommerschen Fluß benannte Tanz- und Speeldeel „Ihna“ gestaltet, die bereits im Fernsehen und in Übersee aufgetreten ist und enge Kontakte zu den „Pomeranos“ in Brasilien und zu den pommerschen Landsleuten in den USA pflegt.

Seit 1988 führt die Landesgruppe in Zusammenarbeit mit dem bayrischen ADK jährlich ein „Deutschland-politisches Seminar“ im oberpfälzischen Oed-Weigendorf mit namhaften Referenten aus Politik und Wissenschaft durch.

Nach der Wiedervereinigung unterstützte die Landesgruppe Bayern im Auftrag der Bundes-PLM die Pommern in Sachsen und Thüringen beim Aufbau dortiger Kreisgruppen. Seitdem besteht ein die Landesgrenzen überschreitendes herzliches Verhältnis, und die Pommern aus Sachsen und dem thüringischen Altenburg besuchen regelmäßig unsere Veranstaltungen in Bayern.

Trotz der großen Entfernung nach Schleswig-Holstein und damit verbundenem Zeitaufwand und Kosten, nehmen die Pommern in Bayern an den Veranstaltungen im Pommernzentrum in Lübeck-Travemünde und den Seminaren der angeschlossenen Ostsee-Akademie regelmäßig teil, im Regelfall ohne Zuschuß von anderer Seite. Die Ostsee-Akademie ist ein Treffpunkt zwischen Pommern und Nicht-Pommern, Deutschen und Ausländern (auch Polen), Erlebnisgeneration und Nachgeborenen. Hier wird sowohl Brauchtum gepflegt als auch über Pommern informiert. Von ihr sagte der frühere Bundespräsident Herzog, daß die Pommern mit ihr eine wegweisende Aufgabe übernommen haben. Trotzdem wurden von den letzten Regierungen in Berlin und Kiel alle Zuschüsse gestrichen.

Heute – 60 Jahre nach der Vertreibung aus unserer pommerschen Heimat – hat die Landesgruppe nur noch weniger als 500 aktive Mitglieder in 14 Kreisgruppen, etwa 200 Pommern engagieren sich in ihren pommerschen Heimatkreisen. Zusätzlich sind etwa 200 Jugendliche in den beiden Tanzgruppen „Leba“ und „Ihna“ tätig, die beitragsfrei gestellt sind.

Insgesamt fühlen wir Pommern uns in Bayern – trotz der Sehnsucht nach Pommern und der Ostsee – wohl und werden von unseren Landsleuten in den anderen Bundesländern wegen des guten Einvernehmens mit Staat, Institutionen, Presse und Bevölkerung beneidet. Bayern ist zu unserer zweiten Heimat geworden.

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